Schon die Anfahrt zu ihrem Bauernhof in einem kleinen Dorf bei Schopfheim erinnert an super enge Straßen in den Alpen. Robert und Daniela Jasper haben hier für sich und ihre beiden erwachsen Kinder ein gemütliches Zuhause geschaffen. Der Extrembergsteiger und seine Frau haben bei gutem Wetter einen fantastischen Blick auf die Alpen – genauer auf Eiger, Mönch und Jungfrau. Dorthin, wo sie gemeinsam so viele Touren gemeinsam unternahmen.
Die beiden kommen aus der Region Hochrhein, sie aus Weil am Rhein, er aus Gurtweil im Landkreis Waldshut. In der Bergsteigerszene haben sie einen guten Ruf, sie gelten als Deutschlands bestes Bergsteigerpaar. Die Eiger-Nordwand bestiegen sie gemeinsam auf mehreren anspruchsvollen Routen und setzten Maßstäbe. „Es gibt schon spannende Geschichten in unserem Leben“, sagt Daniela Jasper.
Dazu gehört sicher auch der Beginn ihrer Beziehung vor mehr als 30 Jahren. Robert war oft allein in den Bergen unterwegs und suchte dort Abenteuer und extreme Herausforderungen. „Er war also viel mehr als ein Bergführer, als der er mit von einem Freund vorgestellt wurde.“ Die Liebe war schließlich stärker als alle Zweifel. Sie haben zwei erwachsene Kinder: Stephan und Amelie.
Den Blick vom Gipfel ins Tal lieben beide. Er ist für sie die Belohnung für alle die Mühen des oft schwierigen Aufstiegs. „Ich verbinde das mit einem starken Freiheitsgefühl, einem Erlebnis in der Natur, Stille und Ruhe“, beschreibt Daniela ihre Eindrücke, die sie mit dem Bergsteigen verbindet. „Egal was man tut, man muss ausleben, was einem am Herzen liegt, sich selbst treu bleiben und seine Träume leben.“ Ein bisschen ist es so wie in einer Beziehung, die immer wieder mal an ihre Grenzen kommt. Strapazen miteinander zu meistern und die schönen Dinge zu genießen, das haben die beiden gelernt. Aus gemeinsamen Erlebnissen in den Bergen und im Alltag wissen sie: „Wir können uns aufeinander verlassen.“

Bevor ein Berg bestiegen oder eine Expedition begonnen wird, steht die gewissenhafte Vorbereitung, erzählt Robert Jasper, das allein sei eine wichtige Aufgabe. Zum Training ist das Paar oft im Schwarzwald unterwegs. „Es gibt hier schöne Klettergebiete, wir sind öfter im Feldberggebiet, im Schlüchttal oder Steinatal zum Klettern“, erzählt Daniela Jasper.
Leben hängt schon öfter am dünnen Seil
Trotz aller Risiken, die es abzuwägen gilt, gab es gefährliche Situationen, bei denen sein Leben an einem dünnen Seil hing. Zum Beispiel, als er mit seiner Frau in Kandersteg die Mixed-Route „Flying Circus“ als Erstbegehung anging. Er hing an einem dicken Eiszapfen, Daniela sicherte ihn am Felsen, plötzlich riss der Zapfen über Robert ab und raste mit ihm in die Tiefe.

„Er konnte sich lösen, weil er auf mich hörte und keine Eisschraube gesetzt hatte“, zeigt sich Daniela auch Jahre danach erleichtert: „Es geht um kontrollierte Reaktionen und man hofft, das Richtige zu tun.“ Was ihr nach einer Schrecksekunde gelang. Durch das Bergsteigen haben beide gelernt, sich der Verantwortung ihres Handels bewusst zu sein, und dann die notwendigen Entscheidungen zu treffen.
„Ja, es gab schon einige Erlebnisse, bei denen ich dem Tod ins Auge geblickt habe. Aber man lernt, Gefahren ins Auge zu schauen. Risiko-Management ist wichtig und man muss damit sorgfältig umgehen“, sagt Robert Jasper. Wesentlich sei, aus diesen Erlebnissen die richtigen Lehren zu ziehen.
Ein Stück Käse wirft den Extrembergsteiger aus der Bahn
Dass es abseits des Bergsteigens Gefahren gibt, die unverhofft auftauchen, musste das Ehepaar erfahren, als Robert während eines Urlaubs in Griechenland der Genuss eines Stückchens Käse völlig aus der Bahn warf. Mit hohem Fieber und Krämpfen musste er wegen einer bakteriellen Vergiftung ins Krankenhaus, das er erst sieben Wochen später an Krücken wieder verlassen konnte. „Die Ärzte meinten, dass ich nie wieder Bergsteigen könnte.“
Sie unterschätzten, wie willensstark Robert Jasper ist. „Aber ohne Daniela und die Ärzte wäre ich nicht aus diesem tiefen Tal herausgekommen!“ Ein halbes Jahr später konnte er seine Leidenschaft, die Berufung und Beruf zugleich ist, wieder erleben. Er machte sich auf den Weg zu einer Solo-Expedition nach Grönland, die eigentlich vor seiner Erkrankung geplant war. Allein paddelte er mit einem faltbaren See-Kajak in die entlegenen Fjorde, um im Ostteil der Insel Berge zu besteigen. Für ihn ist es „schön, meine Leidenschaft zu leben und es macht Spaß, diese Erlebnisse Menschen bei Vorträgen näher zu bringen“. Inszenierungen sind ihm fremd, auch wenn seine Sponsoren von ihm Aktivitäten in den sozialen Medien erwarten. Die erfüllt er zusammen mit Daniela – ohne Manager.
Unterwegs auch für die Wissenschaft
Bei seinen Expeditionen war er oft auch im Auftrag von Forschungsinstituten oder für Fernsehsender in entlegenen Orten dieser Welt unterwegs. In den über drei Jahrzehnten als Profi-Bergsteiger konnte er die „sehr extremen Veränderungen“ durch den in Patagonien beobachten. Wissenschaftler stellten aufgrund der Proben, die Robert Jasper und sein Team mitbrachten, fest, dass das Eis jedes Jahr um bis zu 20 Meter abnimmt.
„Das Abschmelzen der Alpengletscher ist nicht aufzuhalten“, stellt er zudem fest. „Bergsteigen wird deshalb gefährlicher – auch für erfahrene Bergsteiger“, meint Daniela und weist auf unberechenbare Wetterextreme, Felsstürze und Geröllabgänge hin. Die Zeitspanne, in der Klettern möglich sei, werde kürzer und ohne Bergführer kaum mehr möglich sein, davon ins Robert überzeugt. Daniela ergänzt: „Wir haben im vergangenen Jahr selbst einen riesigen Felssturz auf einer Route in den Alpen gesehen.“