Der Weingartener Hof, auch als Unterhof bekannt, wird saniert: In dem denkmalgeschützten Gebäude in der Talstraße sollen sechs Wohneinheiten entstehen. Mit dem Rückbau wird bereits in vier Wochen begonnen. Der Start der eigentlichen Sanierungsarbeiten erfolgt dann im Dezember. „Wir rechnen mit 16 Monaten Bauzeit“, sagt Christian Schwär. Der Architekt ist gemeinsam mit Projektentwickler Björn Hergesell Inhaber und Geschäftsführer der Studio SH GmbH. Ihr Freiburger Büro hat sich unter dem Leitwort „Wertschöpfung im Bestand“ auf die Entwicklung von Sanierungskonzepten für historische Gebäude verlegt.

Das Studio-SH plant jedoch auch Ergänzungs- beziehungsweise Neubauten. So wie im Falle des Unterhofs, auf dessen direktem Nachbargrundstück ein neues Wohngebäude errichtet werden soll. Ein Doppelhaus, unter das eine Tiefgarage kommt – mit den für die sechs Wohneinheiten erforderlichen Stellflächen. Und dessen Wohnraum dann auch zur Gegenfinanzierung der Unterhof-Restaurierung dient, wie Schwär erläutert.
Wohnqualität statt Speichermief
„Noch sieht alles aus, als wäre es im Dornröschenschlaf“, beschreibt der Architekt die Situation in der Talstraße 9. Im Garten ein wuchernder Birnbaum, die Räume, die mit Sanitär- und Elektroinstallationen aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts ausgestattet sind, verlassen.
Märchenhaft scheint der Wandel, den Schwär auf seinem Tablet-Computer vorführt. Wo heute noch Zwischenwände stehen, auf denen längst aus der Mode gekommene Tapeten abblättern, da wird künftig Durchblick sein. Und wo derzeit dicke Deckenbalken von klösterlichen Zeiten künden, dort begegnet auf den digitalen Visualisierungen eine fertige Wohnwelt – hell, großzügig, gemütlich, ohne jede Spur von staubig-düsterer Speicherfläche.
Das Denkmalamt plant mit
Ob aus dem 15., dem 16. oder dem 17. Jahrhundert stammend, der Weingartener Hof ist ein Baudenkmal. Und selbst wenn die Plakette auf dem zweigeschossigen Hof ein anders historisches Datum nennt als eine einschlägige Immobilienseite im Internet und die bauhistorische Literatur noch eine dritte Entstehungszeit nennt, es gilt: Wer sich an die Sanierung alter, denkmalgeschützter Bausubstanz wagt, muss sich stets an die Auflagen der Denkmalschutzbehörden halten.
Zum Beispiel bei der Dachkonstruktion: bei der dürfen marode Stücke, gleich ob bei Pfetten oder Sparren, zwar ersetzt werden, wie Schwär erläutert – dabei müssen aber die historischen Techniken angewandt werden.
Hohe Energieeffizienz nach der Sanierung
Im Innenbereich wird der Weingartenerhof gedämmt. Und sein Dach wird nach der Sanierung sogar energieeffizienter sein, als dies der sogenannte KfW-Standard Denkmalschutz verlangt, sagt Schwär. Interessant für potenzielle Käufer: Um den Erhalt denkmalgeschützter Gebäude zu unterstützen, gewährt die Kreditanstalt für Wiederaufbau den Eigentümern bereits die Förderung für Kfw-Effizienzhäuser, sobald ihr Energiebedarf den eines Neubaus nur um 60 übersteigt.


Insgesamt, betont Schwär, „wird man die energetischen Eigenschaften des Unterhof nach seiner Sanierung durchaus als sehr gut bezeichnen dürfen“. Abstriche seien indes vermutlich beim Schallschutz zu machen. Da setze die zu erhaltende historische Konstruktion Grenzen.
Ein Objekt für Liebhaber
„Seinen historischen Charakter soll der Unterhof behalten“, erklärt Schwär. Außer seiner äußeren Gestalt soll das denkmalgeschützte Gebäude auch auch seine Farbgebung behalten. Es werde lediglich zu einigen wenigen Ergänzungen kommen, die sich aber an Vorgaben orientieren: Zum Beispiel die neu entstehenden Dachgauben. Und in die straßenseitige Giebelwand kommt ein hohes, verkleidetes Fenster, das an eine Ladeluke erinnert und an der Stelle einer Luke des historischen Hofes sein wird. Aus dem großen Holztor darunter werden ebenfalls Fensterflächen, zum Teil abgedeckt durch vorgehängte Latten.
Nach Abschluss der Arbeiten sollen auf den 650 Quadratmetern Gesamtfläche des Hofes 570 Quadratmeter Wohnfläche entstanden sein. Und Bauen im Bestand sei ressourcenschonend. Zur finanziellen Seite befragt, antwortet Schwär. „Es ist nicht teurer als ein Neubau.“