Als Existenzgrundlage für nachfolgende Generationen bezeichnete der Vorstandsvorsitzende des Winzervereins, Georg Dreher, den Neubau der großen Kelterei am Stadtrand beim Siechenweiher. Am Tag der offenen Tür begrüßte er die Gäste mit einer launigen Rede über die Geschichte des 1884 gegründeten Winzervereins und wie es zu dem Neubau gekommen sei. Er sei oft gefragt worden: „Warum baut ihr auf der grünen Wiese, wenn ihr in der Unterstadt doch so ein schönes, historisches Gebäude habt?“ Der Hauptgrund sei der dortige Platzmangel gewesen und da die Lagerhalle schon seit 40 Jahren am jetzigen neuen Standort gewesen ist, sei es naheliegend gewesen, dort anzubauen. Diese Pläne hätte man bereits 2017 verfolgt, doch die Hürden der Bürokratie, eine handvoll Bürger und Gutachten über Eidechsen, Fledermäuse, Lärm und Geruch hätten den Baubeginn verzögert.

Bodensee-Weinprinzessin Lena Frank und Kellermeister Valentin Wagner entschieden sich für einen Müller-Thurgau als diesjährigen ...
Bodensee-Weinprinzessin Lena Frank und Kellermeister Valentin Wagner entschieden sich für einen Müller-Thurgau als diesjährigen Prinzessinnenwein | Bild: Lorna Komm (lko)

Ein Dank der besonderen Art

Kurz vor Beginn der letztjährigen Lese war die neue Betriebshalle dann betriebsbereit. Der Vorstandsvorsitzende dankte den Beteiligten vom Architekten bis zum Zimmermann, sowie der Stadtverwaltung samt Baubetriebshof und dem Gemeinderat. Einen besonderen Dank richtete er an die „wohlwollenden Nachbarn, die den Bauarbeitern auch mal eine Tasse Kaffee gebracht haben“. Maßgeblich sei auch das Fachwissen von Kellermeister Valentin Wagner, bei der Planung und Einrichtung seiner neuen Wirkungsstätte gewesen, manche sprächen schon vom „Wagner-Bau“, plauderte Dreher aus dem Nähkästchen.

Die Besucher strömten zahlreich zur offiziellen Einweihung des Neubaus
Die Besucher strömten zahlreich zur offiziellen Einweihung des Neubaus | Bild: Lorna Komm (lko)

Die zweitälteste badische Genossenschaft, die seit über 140 Jahren für das Wohl der Winzer gesorgt habe, muss weiter erhalten und gefüttert werden, erklärte Dreher. Der Wein und die Reben seien schön für die Touristen, aber auch wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Winzer, sowie prägender Bestandteil der Kulturlandschaft am Bodensee. „Somit ist jedes Glas Wein ein Beitrag zur schönen Landschaft“, schloss Dreher augenzwinkernd.

Bürgermeister Scherer: „Winzer sind keine Mimosen“

Bürgermeister Robert Scherer übergab dem Vorstandsvorsitzenden stellvertretend für die Mitglieder der Winzergenossenschaft ein traditionelles Einzugsgeschenk. „Brot und Salz, Gott erhalt‘s“, sagte Scherer und wünschte damit Wohlstand, Sesshaftigkeit und Schutz vor Krisen. Dabei hätte der Verein einige Hürden ja bereits tatkräftig überwunden, meinte das Stadtoberhaupt und stellte fest: „Winzer sind keine Mimosen, sondern Schaffer, die anpacken können.“ Wie die Reben im Boden, sei die Winzergenossenschaft stark in der Gemeinde verwurzelt und so seien alle stolz auf die „aktuell modernste Kelterei am Bodensee.“

Auch die amtierende Bodensee-Weinprinzessin Lena Frank gratulierte dem Winzerverein zu dem neuen Gebäude. „Mein Kompliment, das ist ein mutiger aber auch richtungsweisender Schritt“, lobte sie.

Sie ziehe ihre Krone aber auch für die gelungene Jungwinzerparty zwei Tage zuvor. „Edelstahl meets beats“, beschrieb sie den Abend mit DJ vor der „einzigartigen Kulisse“.

Die Kelterei als Ort für besodere Veranstaltungen. Bunte Lichteffekte und wummernde Bässe bei der Jungwinzer-Party am Freitagabend
Die Kelterei als Ort für besodere Veranstaltungen. Bunte Lichteffekte und wummernde Bässe bei der Jungwinzer-Party am Freitagabend | Bild: Lorna Komm (lko)

Vertriebsmitarbeiterin Barbara Felder erzählte auf Nachfrage, die Auftaktveranstaltung der Jungwinzer sei ein „Megaerfolg“ gewesen. Anfangs sei zwar keiner gekommen, sodass die Organisatoren schon etwas gebangt hätten. „Mit 18 Uhr hatten wir den Start aber auch sehr früh gesetzt“, erklärte Felder. Doch dann seien die Gäste aller Altersklassen in Scharen gekommen. Insgesamt hätte rund 550 Gäste die Gelegenheit zum ausgelassenem Feiern und Tanzen genutzt. Auch Geschäftsführer Martin Frank beschrieb den Abend als friedlich und entspannt.

Bürgermeister Robert Scherer, Geschäftsführer Martin Frank, Vorstandsvorsitzender Georg Dreher und Bodensee-Weinprinzessin Lena Frank ...
Bürgermeister Robert Scherer, Geschäftsführer Martin Frank, Vorstandsvorsitzender Georg Dreher und Bodensee-Weinprinzessin Lena Frank (von links) begrüßten die Gäste zum Tag der offenen Tür. | Bild: Lorna Komm (lko)

Entspannt konnten auch die Gäste am Tag der offenen Tür durch die neue Betriebshalle schlendern und sich bei den kompetenten Mitarbeitern über die Produktion informieren. Die Stadtkapelle unter Leitung von Jannik Hoffmann unterhielt die zahlreichen Besucher musikalisch, während Feuerwehr und Winzer für das leibliche Wohl sorgten. Ein Nachmittagskonzert am Weinverkauf in der Unterstadt rundete das Festwochenende ab.