Oberteuringen – Weil die Nachfrage höher ist, als das Angebot hergibt, wird die Schulsozialarbeit an der Teuringer-Tal-Schule aufgestockt. Der Gemeinderat hat einstimmig beschlossen, die Stelle von aktuell 40 auf 60 Prozent zu erweitern. Damit kommt er zwar dem Antrag von Elternvertretern entgegen – doch die wollten eigentlich mehr.
Seit Februar 2016 gibt es an der Teuringer-Tal-Schule Schulsozialarbeit. Unter Trägerschaft der Gemeinde wurde die Stelle im Jahr 2018 von 25 auf 40 Prozent erhöht. Dieses Pensum erfüllt derzeit Schulsozialarbeiterin Michaela Braun. Sie ist seit Juni 2022 in Oberteuringen tätig. Weitere 40 Prozent arbeitet sie an der Grundschule in Bermatingen. Für die Pädagogin ist die Lage alarmierend und die Zeit knapp, wie sie im Gemeinderat sagte: „Es ist zu wenig. Wenn Kinder mit einem Problem eine Woche warten müssen, ist das für sie eine ewig lange Zeit.“
Mit 62 Schülern sei die Zahl der Einzelfälle innerhalb eines Schuljahrs sehr hoch gewesen, schilderte sie den Stand der Dinge. „Bei einer Schülerzahl von 230 ist das etwa jedes vierte Kind“, rechnete sie vor. Obendrein fallen etwa bei der Hälfte zusätzlich Gespräche mit Lehrern und Eltern an.
Während Braun in jeder der zehn Klassen soziales Lernen unterrichtete, stellte sie fest, dass Verhaltensauffälligkeiten zunehmen und dass es pro Klasse zwei bis vier Kinder mit Problemen wie Konzentrationsschwierigkeiten, mangelnder Frustrationstoleranz oder ADHS gebe. „Die sozialen Ängste nehmen zu und jedes vierte Kind ist von Gewalt betroffen“, berichtete die Sozialpädagogin.
Wie komplex ihre Arbeit ist, verdeutlichte Braun an einem Fallbeispiel. Mit einem der Schüler habe sie elf Gespräche geführt, fünf Mal traf sie die Eltern und zwölf Mal sprach sie mit Lehrern. „In der Statistik taucht hierfür unter dem Punkt Einzelfallhilfe nur ein Strich auf.“ Bei Bedarf vermittle sie Eltern und Kinder an Institutionen wie Jugendamt, Erziehungsberatung oder Therapeuten weiter. „Für die Vernetzung bleibt aber aktuell fast keine Zeit“, sagte Braun. Ihr Arbeitspensum um zehn oder 20 Prozent zu erweitern, könne gute und solide Arbeit ermöglichen, erklärt sie.
Schulleiterin Julie Adam unterschrieb Brauns Einschätzung voll und ganz und unterstützte die Aufstockung der Schulsozialarbeit: „Oft beginnt ein Schultag nicht nur mit einem Problem, sondern endet auch mit einem.“ Sie sei jedoch froh, dass sich das Ansehen der Schulsozialarbeit positiv verändert habe. „Eltern nehmen das Angebot immer breiter an und gehen offen damit um“, sagt die Schulleiterin. Gemeinderat Johannes Keller (Freie Wähler) schätzte, dass der Gemeindehaushalt die Aufstockung der Schulsozialarbeit auf 60 Prozent stemmen könnte und fügte hinzu: „Das sollten uns unsere Kinder wert sein.“ David Funes (SPD) fragte kritisch, wieviel Zeit der Schulsozialarbeiterin für Prävention bleibe und beantragte die Aufstockung der Stelle auf 80 Prozent, wie einst Elternvertreter gefordert hatten. Bürgermeister Meßmer gab zu bedenken, dass die Kommune mit Blick auf die Finanzen aufpassen müsse. Der Antrag auf 80 Prozent wurde von allen Räten abgelehnt.
Hauptamtsleiter Rainer Groß erläuterte, dass es beim Vertrag mit den Zieglerschen Nord, über die Michaela Braun an der Schule angestellt ist, ein halbes Jahr Kündigungsfrist gebe. Der Gemeinderat sprach sich einstimmig dafür aus, den Vertrag deshalb Ende Juni rechtzeitig zu kündigen und ab Januar einen neuen Vertrag mit dem Unternehmen der Diakonie abzuschließen.
Weil Bermatingen ebenfalls eine Aufstockung plane, könne Michaela Braun ohnehin nur noch an einem der beiden Orte tätig sein. Die Bewerbersituation schätzten die Zieglerschen aktuell vorsichtig positiv ein. Abzüglich eines möglichen Zuschusses in Höhe von 10.000 Euro habe die Gemeinde dann für die Schulsozialarbeit ab Januar 53.000 Euro im Jahr zu tragen.