Den Herausforderungen der Landwirtschaft wie demografischer Wandel, zunehmende Spezialisierung und Preisdruck von überregionalen Märkten wollen sie gemeinschaftlich begegnen. Dafür haben sich die Vorstandsmitglieder Benjamin Fäth, Janosch Kreis, Timo Bee und Christiane Haslacher mit anderen Interessierten zu dem gemeinnützigen Verein Bodenbereiten zusammengeschlossen. Oberstes Ziel ist es, Hofkonzepte zu entwickeln, die dazu beitragen, die Kulturlandschaft in der Region zu erhalten, zu fördern und zu pflegen. Sie wollen sozial benachteiligte Menschen einbinden und ihnen einen sozialen Mehrwert bieten.
Ihr eingereichtes Gesamtprojekt kam beim EU-Förderprogramm Leader für den ländlichen Raum gut an. Mit der Fördersumme aus dem Leader-Regionalbudget konnte der im Mai 2023 gegründete Verein 80 Prozent der Nettokosten eines umweltschonenden Mäh- und Pflegeanbaugeräts finanzieren. Bei der Übergabe des modernen Geräts auf dem Biohof Fäth in Mennwangen war neben den Vereinsmitgliedern auch Sandra Gerspacher als Leader-Geschäftsführerin Westlicher Bodensee dabei. Sie lobte das innovative Konzept und, dass der Motormäher mit Messerbalkentechnik artenschutzgerecht funktioniert.
Sie arbeiten nicht gewinnorientiert
Der besondere Mäher soll ab sofort sowohl auf dem Mennwanger Biohof Fäth als auch auf dem Gelände des sozialen Hofprojekts Schwarzes Schaf in Salem-Grasbeuren zum Einsatz kommen. Gern möchten die kooperierenden Landwirte Benjamin Fäth und Janosch Kreis weitere Flächen im Lohnverfahren per Messerbalkenmäher bewirtschaften, pflegen und so aufrechterhalten. Die Landwirte denken dabei auch an schwer zu bewirtschaftende Gelände.

„Wenn ein Bauer es nicht mehr schafft, seine Streuobstwiese zu bearbeiten, muss sie nicht brach liegen, sondern kann von unserem Verein mitbetreut werden“, erklärt Janosch Kreis die Idee, kleinbäuerliche Strukturen langfristig erhalten zu wollen. Es sei momentan noch nicht wirtschaftlich, Streuobstwiesen zu bewirtschaften, unterstreicht Benjamin Fäth. „Wir arbeiten nicht gewinnorientiert, freuen uns, wenn Leute auf uns zukommen und mähen auch kleine Ecken“, sagt Fäth. Weil Streuobstflächen unbedingt erhaltenswert seien, sei es eine Gemeinschaftsaufgabe, die der Verein wahrnehmen wolle.
Hofalltag in Kernfamilie miterleben
Hinzu kommt der soziale Aspekt ihres Tuns. Sowohl Kreis als auch Fäth bieten benachteiligten Menschen im Bereich Jugend- oder Eingliederungshilfe einen Platz auf ihren Höfen. In Grasbeuren, bei dem sozialen Landwirtschaftsprojekt mit dem doppeldeutigen Namen Schwarzes Schaf, leben und arbeiten bis zu drei Jugendliche aus der Jugendhilfe zusammen mit der Kernfamilie. Auf dem Mennwangener Biohof sind neben dem Ehepaar Fäth und fünf Kindern ein Praktikant der Siebenzwerge Fachklinik für Drogenkrankheiten sowie ein Rentnerpaar in den Hofalltag integriert.
In der Landwirtschaft zu arbeiten, sei gesund und bringe Nähe zur Natur, findet Timo Bee. „Außerdem gibt es nichts Dankbareres, als zu ernten“, sagt das Vorstandsmitglied. „Es ist wertvoll, einfache Zusammenhänge zu erleben“, sagt Pädagoge Janosch Kreis über die Arbeit mit den jungen Menschen. Und Landwirtschaftsmeister Benjamin Fäth fügt hinzu: „Für viele ist der Hof ein besserer Kindergarten, eine bessere Schule und ein besseres Altersheim. Wir Landwirte werden andererseits unterstützt durch die Mitbewohner bei den Aufgaben, für die in der alltäglichen Landwirtschaftstätigkeit keine Zeit und Qualität bleibt – überall, wo es brennt, vom Äpfel sammeln bis Innenausbau.“

Es gibt immer etwas zu entdecken
Praktikant Oliver und Rentner Thomas Haslacher unterstützen die Aussagen der Vorstandsmitglieder des Vereins Bodenbereiten. Oliver findet: „Für mich ist es etwas ganz Besonderes, auf dem Hof zu arbeiten. Ich darf hier beim gemeinsamen Arbeiten und Essen Familienstruktur miterleben, wie ich sie nie kennengelernt habe. Es ist ein Geben und Nehmen, das ist klasse.“

Thomas Haslacher erklärt: „Ich lebe hier seit drei Jahren. Im Umgang mit der Gemeinschaft gibt es immer etwas zu entdecken. Eigentlich muss ich hier nichts, aber der Tag ist immer voll, zum Beispiel mit Sandkasten bauen oder einem Onlinemontagekurs, um eine Futterraufe für die Tiere zu bauen.“

Kontaktmöglichkeit zu Benjamin Fäth: Telefon 07553 8277756 oder E-Mail info@bodenbereiten.org.