Vor sieben Jahren hatte der Gemeinderat schon einmal über die Einführung der Echt-Bodensee-Card (EBC) in Salem beraten – und dann davon abgesehen. Ausschlaggebend seien damals das komplizierte Chipkarten-System mit Pfandgebühr und der vermutete Aufwand für die Vermieter gewesen, blickte Sabine Stark von der Gemeindeverwaltung zurück und ergänzte: „Außerdem wurde der ÖPNV insgesamt als zu unattraktiv empfunden, um die Kosten für die Karte zu rechtfertigen.“

In der jüngsten Ratssitzung warb Ute Stegmann von der Deutschen Bodensee Tourismus GmbH (DBT) erneut für den Beitritt der Gemeinde: „Der Hauptbestandteil ist die kostenlose Nutzung des ÖPNV“, sagte die Geschäftsführerin, außerdem gebe es wie bei anderen großen Gästekarten Vorteile bei touristischen Leistungspartnern.

Keine gratis Eintritte und Übernachtungen möglich

Ute Stegmann erläuterte, dass die Tourismusbetriebe die Rabattleistungen zu Marketingzwecken gewährten, um im Reiseführer und auf der Website gelistet zu werden. Daher seien bei der solidarfinanzierten EBC keine kostenlosen Thermeneintritte oder vergünstigte Übernachtungen möglich. Auf Nachfrage von Ralf Gagliardi (GoL) begründete sie, dass umlagefinanzierte Gästekarten auf Verträgen zwischen Hotelbetrieben und Tourismusorganisationen basierten. „Ich denke aber, die Karte wird sich weiterentwickeln, wenn es gewünscht ist“, gab sie eine vorsichtige Prognose. Auch weckte sie die Hoffnung, dass ab 2025 auch der Landkreis Konstanz mit von der Partie sein könnte: „Wir sind in sehr intensiven Gesprächen.“

Einen kostenfreien Eintritt wird die Echt-Bodensee-Card (EBC) auch weiterhin nicht ermöglichen können.
Einen kostenfreien Eintritt wird die Echt-Bodensee-Card (EBC) auch weiterhin nicht ermöglichen können. | Bild: Altmann, Miriam

Räte befürchten Aufwand und Kostensteigerung

Martin Möller (GoL) erkundigte sich nach dem aktuellen Aufwand für die Gastgeber: „Wie lange dauert das Ausfüllen der Karte?“ Stegmann verwies auf die digitale Vorab-Anmeldung: „Der Aufwand ist sehr gering, aber nicht bei null“, meinte sie. „Wenn es sich eingespielt hat, dürfte es nicht mehr als fünf Minuten dauern.“ Sabine Stark merkte an, dass aktuell bereits derselbe Aufwand anfalle: „Wir drucken jetzt schon eine Gästekarte aus.“ Auf der sogenannten Salem-Karte stehe jedoch nicht besonders viel drauf. Peter Frick (CDU) störte sich am Preis-Leistungs-Verhältnis und rechnete vor, dass Familien mit schulpflichtigen Kindern eine „unheimliche Kostensteigerung“ drohe, weil der Solidarbeitrag ab sechs Jahren bezahlt werden muss. „In Summe habe ich das Gefühl, dass uns Vermietern etwas übergestülpt werden soll, was wir eigentlich nicht wollen.“

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Wunsch nach weiteren touristischen Zielen

Von Ursula Hefler (CDU) kam der Wunsch nach Vergünstigungen auf den Eintritt bei weiteren touristischen Zielen wie dem Affenberg und dem Schloss Salem. Die DTB-Geschäftsführerin nahm noch die Pfahlbauten in die Wunschliste auf: „Da wir außer Marketing keinen großen Gegenwert anbieten können, waren wir bisher nicht so erfolgreich“, offenbarte sie. „Aber wir sind da sehr hartnäckig dran.“ Henriette Fiedler (FWV) hatte Bedenken, bestehende Vorteile zu verlieren: „Im Moment haben unsere Gäste einen Euro Ermäßigung in Schloss – hier ist das aber nicht dabei.“ Stegmann erklärte, dass die Kommunen separate Rabatte aushandeln könnten – nur würde das nicht über die EBC verbreitet. „Vielleicht haben wir eine Chance, wenn Salem ja sagt, dass wir mit dem Schloss oder dem Affenberg eine neue Gesprächsgrundlage haben“, gab sie zu bedenken.

Auch die „zweite Reihe“ soll beitreten

Bürgermeister Manfred Härle bilanzierte, dass die EBC zur Mobilitätswende beitrage, bei den Eintrittsgeldern allerdings noch Luft nach oben bestehe. Allerdings müsse man im Blick haben, dass die meisten anderen Gemeinden beigetreten seien: „Die haben den Mehrwert für ihre Touristen erkannt, nun sind wir in zweiter Reihe dran.“ Eine Beschlussfassung erfolgte jedoch noch nicht, da die Sitzung lediglich der Information und Vorberatung dienen sollte.