Nach intensiver Diskussion hat der Gemeinderat die Einführung der Echt-Bodensee-Card (EBC) mit knapper Mehrheit beschlossen. Die damit einhergehende Erhöhung der Kurtaxe auf 4 Euro stieß dabei teilweise auf massive Kritik. Zuvor hatte Ute Stegmann von der Deutschen Bodensee Tourismus GmbH (DBT) die Vorteile der EBC erläutert. Diese seien die kostenlose Benutzung des öffentlichen Nahverkehrs sowie Vergünstigungen bei mehr als 200 Tourismuspartnern. Die EBC mit zahlreichen Begleitmaterial gebe es dabei sowohl in Papierform als auch als App für das Smartphone. „Die Gäste können schon von zuhause aus einchecken und die EBC bereits zur Anreise nutzen“, erklärte Stegmann.

Tourismusleiterin Tanja Mülhaupt sprach sich für einen Beitritt der Stadt Meersburg aus. Die Gäste würden direkt nach der EBC fragen oder sich teilweise sogar beschweren, dass diese in Meersburg nicht erhältlich sei. Bei einer Umfrage unter den Vermietern hätten sich 56 Prozent der Gastgeber für die Einführung ausgesprochen, erklärte Mülhaupt. Die aktuell angebotene Meersburger Gästekarte hingegen werde kaum genutzt und es sei schwierig, neue Leistungspartner für Ermäßigungen zu finden, sagte die Tourismuschefin.

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Keine echte Bodenseekarte?

Magdalena Malin (Umbo) eröffnete die Diskussion. Sie hatte sich ausführlich mit den Angeboten der EBC auseinandergesetzt. Durch die schlechten Verkehrsanbindungen ohne Bahnhof seien die Gäste stundenlang unterwegs, um dann zwar keine Ermäßigung beim Eintrittspreis zu bekommen. „Dafür aber Prozente im Souvenir-Shop sparen zu können“, wie sie ironisch anmerkte. Die Echt-Bodensee-Card sei ohne die Nachbarländer Österreich und Schweiz und ohne Schifffahrt für sie keine echte Bodenseekarte. Außerdem, merkte Malin an, dass auch Nächtler – also Gäste, die nur für eine Nacht bleiben – die erhöhte Kurtaxe zahlen müssten. Im Schwarzwald zum Beispiel greife die Regelung erst ab der dritten Nacht. „Das ist ein Schritt in die falsche Richtung“, sagte Malin.

Magdalena Malin (UMBO): „Das ist ein Schritt in die falsche Richtung.“
Magdalena Malin (UMBO): „Das ist ein Schritt in die falsche Richtung.“ | Bild: Archiv

Kurtaxe wird auf 4 Euro erhöht

Peter Krause (Umbo) sprach sich für die Einführung der EBC aus, aber nicht zu diesem Preis. „Unsere bisherige Gästekarte ist kein qualitatives Angebot“, sagte er. Es sei unangenehm, den Gästen zu erklären, wie wenig sie für die Kurtaxe bekommen. „Wir müssen mitmachen, denn wir haben selber nichts zu bieten.“ Allerdings war er zu diesem Zeitpunkt noch von einer moderaten Erhöhung der Kurtaxe ausgegangen. Auf den später von Boris Mattes (SPD) eingebrachten und mehrheitlich beschlossenen Antrag, die Kurtaxe auf 4 Euro zu erhöhen, reagierte Krause empört. „Das ist ein riesen Hammer“, meinte er. Der gewaltige Sprung von derzeit 2,30 Euro auf 4 Euro bedeute fast eine Verdopplung und das zu einem Zeitpunkt, an dem die Vermieter ihre Preise für das nächste Jahr kalkuliert und bereits für den Druck des neuen Gastgeberverzeichnisses abgegeben hätten.

Peter Krause (UMBO) zur Kurtaxeerhöhung: „Das ist ein riesen Hammer.“
Peter Krause (UMBO) zur Kurtaxeerhöhung: „Das ist ein riesen Hammer.“ | Bild: Archiv

Wunsch nach hoher Kostendeckung

Mattes hatte bei seinem Antrag die Kostendeckung im Blick. Eine von der Verwaltung vorgeschlagene Alternative, die Kurtaxe auf 3,50 Euro zu erhöhen, sei aus seiner Sicht zu niedrig, insbesondere mit Blick darauf, dass der für die EBC zu zahlende Solidarbeitrag von 1,06 Euro nur bis zum nächsten Jahr gelte und dann vermutlich erhöht werde. Angesichts der Haushaltslage müsse eine möglichst hohe Kostendeckung erreicht werden, sagte Mattes. Vor ein paar Jahren habe diese bei rund 60 Prozent gelegen, führte er an. Mit einer Erhöhung der Kurtaxe auf 4 Euro könne eine Kostendeckung von 58 Prozent erreicht werden, wie Kämmerin Heike Sonntag bestätigte.

Boris Mattes (SPD) wies auf die Haushaltslage hin. Es müsse eine möglichst hohe Kostendeckung erreicht werden.
Boris Mattes (SPD) wies auf die Haushaltslage hin. Es müsse eine möglichst hohe Kostendeckung erreicht werden. | Bild: Archiv

Bürgermeister Robert Scherer dankte für die vielen „interessanten Für und Wider“ – auch zu den Themen Pendelbus, Schifffahrt und Umweltaspekten – und sprach sich ebenfalls für einen Beitritt aus. Gerade mit Blick auf die Schifffahrt, die andere Seeseite und Konstanz, das eine eigene Ermäßigungskarte habe, sei es wichtig, eine große Einheit zu zeigen. Dann könne Druck ausgeübt werden. „Lassen wir die Gäste entscheiden“, sagte er auf den mehrfach vorgebrachten Vorschlag, die EBC für ein Jahr zu testen und bei Nichtgefallen zu kündigen. Bei fünf Gegenstimmen und einer Enthaltung wurde die Einführung der EBC mit acht Stimmen beschlossen.