Soll man es mit dem kleinen „gallischen Dorf“ vergleichen, wie es Bürgermeister Henrik Wengert tut, oder eine „Insel der Seligen“ nennen? Nicht nur Überlingen und Sipplingen tun es, auch Frickingen bitte Gäste zur Kasse. Tatsache ist, dass Owingen bislang keine Kurtaxe von Feriengästen und Zweitwohnungsnutzern erhoben hat. Ab 1. Januar 2024 wird sich das ändern. Mit 2 Euro pro Tag und Übernachtungsgast und einer Jahrespauschale von 60 Euro für Zweitwohnungsnutzer beschloss der Gemeinderat die Einführung des Kostenbeitrags zum Start des neuen Jahres. Zugleich wird die Kommune auch der Echt-Bodensee-Card (EBC) beitreten – im zweiten Anlauf quasi.
Frühstart 2016 nach einem Jahr wieder abgebrochen
Als Frühstarter hatte der Gemeinderat Owingen bereits im September 2016 erstmals mit großer Mehrheit die Entscheidung getroffen, sich an der zweijährigen Pilotphase der EBC ab 2018 beizutreten und zu diesem Zeitpunkt eine Kurtaxe einzuführen. Ein knappes Jahr später revidierte die Gemeinde diese beiden Beschlüsse. Nach Widerständen bei Zimmervermietern hatte Bürgermeister Henrik Wengert damals eingeräumt, das Angebot komme für die Gemeinde tatsächlich noch zu früh.
Dann kam zunächst ein Tourismuskonzept
In den folgenden beiden Jahren entwickelte Owingen unter fachlicher Begleitung ein Tourismuskonzept und baute seine touristische Infrastruktur aus – insbesondere mit Naturerlebnissen und Wanderwegen. Auf dieser Grundlage wurde die Gemeinde bereits im April 2022 mit dem Prädikat „Staatlich anerkannter Erholungsort“ ausgezeichnet.

Laut Berechnung wäre eine Taxe von knapp 4 Euro denkbar
Beides bildet nun die rechtliche Basis für die Einführung einer Kurtaxe, deren mögliche Höhe zuletzt von der Firma Allevo aufgrund der Anrechenbarkeit von kommunalen Kosten und Leistungen kalkuliert worden war. Danach wäre eine Höhe von bis zu 3,89 Euro brutto denkbar gewesen. Bei der Vorberatung des Themas Mitte Juli hatte die Verwaltung vor diesem Hintergrund noch 2,50 Euro vorgeschlagen, war aber damals dennoch auf einige kritische Stimmen gestoßen, die für 2 Euro plädierten.
Zuvor hatte Ute Stegmann von der Deutschen Bodensee Tourismus GmbH (DBT) noch einmal die Vorteile der EBC geschildert, für die Owingen 1,26 Euro brutto abführen muss. Neben dem kostenlosen ÖPNV bietet die EBC mehr als 200 Vergünstigungen und Vorteile in der Region. Wobei die Karte sowohl in Papierform als auch digital auf dem Smartphone aktiviert werden kann. Zuletzt hatte die Gemeinde eine eigene Gästekarte, die bei Sehenswürdigkeiten allerdings nicht immer akzeptiert und angerechnet worden war.
In der Vorberatung Debatte um Höhe der Abgabe
Mehrere Gemeinderäte, wie Jörg Schirm, Elisabeth Matzner und Angelika Thiel, hatten sich in der Vorberatung gleich für den höheren Betrag von 2,50 Euro starkgemacht, um handlungsfähiger zu sein und eine baldige Anpassung zu ersparen. Die Mehrheit – darunter Rainer Weissmann, Holger Fischer und Susanne Riester – tendierte eher dazu, mit den 2 Euro zu starten. Riester verwies dabei insbesondere auf das bescheidene Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs, das in den Teilorten nur zur Verfügung stehe und mit der EBC genutzt werden könnte.
Verwaltung tritt mit reduzierter Empfehlung von 2 Euro an
Bürgermeister Henrik Wengert war nach der Vorberatung schon froh über das grundsätzlich positive Feedback zu EBC und Kurtaxe überhaupt. Zum Beschluss bei der jüngsten Gemeinderatssitzung hatte er die Empfehlung der Verwaltung für den Tagessatz auf 2 Euro reduziert. Mit der vorliegenden Kostenkalkulation und dem ansatzfähigen Aufwand befürwortete der Gemeinderat die erste Kurtaxesatzung Owingens ohne weitere Diskussion nun einstimmig.
Zu den anrechenbaren Kosten für eine solche Kurtaxe zählen vor allem die teilzeitbeschäftigte Fremdenverkehrsbeauftragte der Verwaltung sowie die Pflege der Wanderwege und Grünanlagen, wobei ein großer Einwohnerabschlag greift.