Ihre Heimatstadt, deren Bürger und insbesondere Kinder und Jugendliche lagen ihr sehr am Herzen. Deshalb engagierte sich Sibylla Kleffner ebenso für den Verein Bürgersinn wie für den Verein Lesezeichen und gehörte von 2004 bis 2014 dem Überlinger Gemeinderat an. Am 8. Februar wurde sie 85 Jahre alt. Am vergangenen Mittwoch, 30. Juli, starb Sibylla Kleffner nach schwerer Krankheit im Vianney-Hospital. Um sie trauern ihre vier Kinder mit ihren Familien.

Mit großer Detailkenntnis und Sachverstand hat sich Sibylla Kleffner in den Reihen der Liste für Bürgerbeteiligung und Umweltschutz (LBU) zehn Jahre lang in den kommunalen Gremien für ihre Anliegen starkgemacht. Auch bei verbalen Anfeindungen der politischen Konkurrenz war sie nicht aus der Ruhe zu bringen, sie behauptete ihre Positionen konsequent.

Sibylla Kleffner war immer freundlich

„Ich habe Sibylla Kleffner geschätzt als streitbare Kollegin“, sagt CDU-Fraktionssprecher Günter Hornstein. „Auch wenn sie andere Positionen vertrat, argumentierte sie stets sehr sachlich und nachdenklich.“ Man habe sich mit ihr intensiv auseinandersetzen können, erinnert sich Hornstein: „Doch die Gespräche waren immer freundlich und frei von Schärfe.“ Dies war auch der Fall, wenn sie von manchen Gegnern massiv angegriffen worden war. Auf diese Weise habe Kleffner zu einer Versachlichung von kontroversen Diskussionen beigetragen.

Damit unterschied sie sich von ihrem bereits im Jahr 2002 verstorbenen Mann Friedrich „Fritz“ Kleffner. Er wusste sich als damaliger CDU-Sprecher rhetorisch und sprachlich sehr differenziert, im Wettstreit der Meinungen allerdings auch sehr pointiert auszudrücken. Sibylla Kleffner gehörte lange Zeit der Frauenunion an, ehe sie sich für die Liste für Bürgerbeteiligung und Umweltschutz (LBU) engagierte und für die LBU ab 2004 zehn Jahre lang das Gemeinderatsmandat innehatte.

Engagement für den Erhalt des alten Campingplatzes

Stärker öffentlich in Erscheinung getreten ist Sibylla Kleffner erst nach dem Tod ihres Mannes. Er war im Rahmen der Standortdiskussion zur Therme noch Mitbegründer des Vereins Bürgersinn, in dem sich Sibylla Kleffner an der Seite von Henning von Jagow und Joachim Betten fortan stark engagierte – nicht gegen die Therme an sich, sondern gegen deren Standort unmittelbar am Seeufer. Auch im Vorfeld der Landesgartenschau hatte sie sich mit dem Bürgersinn für eine kleinere Lösung, gegen den Bau eines Pflanzenhauses und für den Erhalt des früheren Campingplatzes eingesetzt.

Bildung und Kultur waren für Sibylla Kleffner stets wichtige Anliegen. Gemeinsam mit Christina Walz rief Sibylla Kleffner 2008 den Verein Lesezeichen ins Leben, dessen Arbeit aus der Stadt nicht mehr wegzudenken ist. Bis zum Jahr 2020 war sie dessen stellvertretende Vorsitzende. „Mit bewundernswertem Engagement, feinem Gespür und beeindruckender Kommunikationsfähigkeit hat sie unermüdlich daran gearbeitet, Kindern den Zugang zur Welt der Geschichten zu eröffnen“, sagt Vorsitzende Sabine Rösner. „Ihr Einsatz war stets geprägt von Herzlichkeit, Überzeugung und dem festen Willen, etwas Gutes zu bewirken.“

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Kinder und Jugendliche lagen ihr am Herzen

„Sibylla Kleffner hat in den kommunalen Gremien eine wertvolle Arbeit geleistet und war für unsere Fraktion sehr wichtig“, erinnert sich Marga Lenski, bis 2024 Fraktionssprecherin von LBU/Die Grünen. In allen Sitzungen sei sie stets „sehr gut vorbereitet“ gewesen und insbesondere bei Bauanträgen manchem kritischen Detail nachgegangen. Als „allumfassend gebildete Frau“, so Lenski, habe Sibylla Kleffner insbesondere die Anliegen von Kindern und Jugendlichen im Blick gehabt.

Daran erinnert sich auch der amtierende Fraktionssprecher Ulf Janicke, der die Familie Kleffner seit fast fünf Jahrzehnten kennt. Diese habe schon während des ersten Balkankriegs in den 1990er-Jahren zwei geflüchtete Familien in ihrem Haus aufgenommen und sich intensiv um sie gekümmert. Nicht nur die gut etablierte Kunst und Kultur seien ihnen ein wichtiges Anliegen gewesen. Mehrfach hätten sie auch Beiträge zu dem alternativ geprägten „Sphinxtfest“ auf dem landwirtschaftlichen Anwesen in Heggelbach beigesteuert. Und als das Jugendcafé am Gondelehafen im Jahr 2018 sein 25-jähriges Bestehen feierte, habe Sibylla Kleffner eine eindrucksvolle Rede gehalten, erzählt Janicke. Bereits vier Jahre zuvor hatten sich beide quasi in den kommunalpolitischen Gremien die Klinke in die Hand gegeben, nachdem sie mit 74 Jahren nicht mehr zur Kommunalwahl angetreten war.

Was nicht das Ende ihres Einsatzes für die Gemeinschaft bedeutete. Nach wie vor engagierte sich Sibylla Kleffner für den Verein Lesezeichen. Farbe bekannte sie auch während der Corona-Zeit bei den „Omas gegen Rechts“. Sie versuchte, populistischen Entwicklungen Paroli zu bieten.