Hans-Peter Wetzel ist am Donnerstag im Kreis seiner Familie in Sipplingen zu Grabe getragen worden. Am Abend zeigte die Stadt, in der er aufwuchs und Spuren hinterließ, große Anteilnahme an seinem Tod. Im katholischen Nikolausmünster versammelten sich nach Schätzungen von Stadtpfarrer Bernd Walter 600 bis 700 Trauergäste. Viele trugen sich in ein Kondolenzbuch ein und würdigten so das Leben und Wirken des Familienmenschen, Rechtsanwalts und FDP-Politikers.

Bernd Walter bezeichnete den Verstorbenen als „ein Original“. Die Trauerfeier diene dazu, seiner zu gedenken und ihm zu danken. Wetzel habe einen starken Willen besessen. „Er war ein Mensch mit Herzblut, er war den Menschen zugewandt.“ Der Stadtpfarrer erwähnte, dass der 1950 geborene Wetzel Akkordeon und Klavier spielte und im Nikolausmünster Orgelunterricht erhielt. Als Jurist habe er die Kanzlei des ehemaligen Bürgermeisters Schelle übernommen. Im Einsatz für die Gründung eines Montessori-Kindergartens habe er seine Frau Claudia Thiel kennengelernt. Im Walker habe es gefunkt. „Beruf und Familie waren die beiden Brennpunkte seiner Lebensellipse.“ Der Tod sei „kein Schlusspunkt“, tröstete der Pfarrer, „sondern ein Doppelpunkt: ein Auftakt zu neuem Leben“.
Zu allen liebenswürdig
Sylvia Floetemeyer sprach als Freundin der Familie und ehemalige Mitarbeiterin in Wetzels Abgeordnetenbüro. Sie habe nie einen energiegeladeneren Menschen kennengelernt. In ihrem Nachruf beschreibt sie ihn als fleißigen, belesenen, streitlustigen und hartnäckigen Politiker, der die verschiedensten Themenfelder in seinem Wahlkreis beackerte, der am Telefon ausflippen konnte, aber nie nachtragend gewesen sei. „Und der alle Menschen gleich liebenswürdig behandelte.“ Sein Parteifreund Raimund Wilhelmi ergänzte, dass es „halbe Sachen“ für Wetzel nie gegeben habe. Der Vorsitzende bei den Rotariern, Ulrich Meistermann, würdigte Wetzel, der 1996 in ihrer Runde aufgenommen wurde, als jemanden, „der die Welt, die Überlinger Welt, zu einem besseren Ort gemacht hat“.
Tage voller Leben
Hans-Ulrich Rülke, FDP-Landesvorsitzender und Fraktionschef im Stuttgarter Landtag, war mit Wetzel über die Parteibindung hinweg eng befreundet. Sie begegneten sich erstmals als Hinterbänkler im Landtag und fanden den Allefanz, die alemannische Form der Selbstironie, als ihre gemeinsame Basis. „Hans-Peter war umtriebig in seinem Wahlkreis, ein Abgeordneter mit Fleisch und Blut.“ Er sei ihm im Spätherbst auf der Höri ein letztes Mal begegnet. Von schwerer Krankheit gezeichnet, sei Wetzel im Gespräch dennoch sehr energiegeladen gewesen. Seine Frau habe ihn ermahnt, sich zu schonen. Da habe Wetzel ihn zur Seite genommen, so Rülke, und gesagt: „Was nützen mir ein, zwei Jahre mehr, wenn ich nicht mehr das machen kann, was mir Freude macht.“ Für ihn habe das Motto gegolten: „Gib‘ nicht dem Leben mehr Tage, sondern dem Tag mehr Leben.“
Bis in den Tod
Claudia Wetzel-Thiel formulierte eine Liebeserklärung an ihren verstorbenen Mann. Sie dankte „für die intensiven und wunderbaren Jahre“. Sie werde die Spaziergänge mit ihm auf dem Blütenweg in Sipplingen, auf dem sie Kraft schöpften, vermissen. Annabell und Madeleine sagten, dass ihr Papa Vater, Freund, Chef, Kümmerer und Vorbild gewesen sei. „Wir wollten Dich noch so viel fragen, und Dir noch so viel sagen.“ Ihr Vater habe ihnen Lebensmottos hinterlassen. Erstens: „Es gibt zu jeder Geschichte zwei Wahrheiten.“ Zweitens: „Man muss die Menschen so nehmen, wie sie sind – denn es gibt keine anderen.“ Drittens: „Glücklich, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist“, ein Zitat aus der Oper „Die Fledermaus“.

Annabell ist seine Nachfolgerin in der Kanzlei auf der Hofstatt. Sie sagte, dass er sie als Rechtsanwältin bei ihren ersten beruflichen Schritten unterstützte, so wie sie ihn an seinem letzten Arbeitstag, der erst kurz vor seinem Tod lag. Wetzel starb am 12. Februar im Kreis seiner engsten Angehörigen. Annabell sagte an ihren Vater gerichtet: „Du hast mich begleitet, bei meinem ersten Atemzug, und ich Dich bei Deinem letzten.“