Überlingen Sie ist eine der führenden tschechischen Orgelinterpretinnen der Gegenwart: Linda Sítková aus Prag. Im Münster präsentierte sie Werke böhmischer und tschechischer Komponisten aus drei Jahrhunderten und stellte diese den Kompositionen der deutschen und französischen Orgelmusik gegenüber. Zum herausragenden akustischen Erlebnis gesellte sich überraschend ein optisches: Mittels Kameras auf der Orgelempore am Spieltisch, per Beamer auf die Leinwand im Mittelschiff übertragen, konnte das Publikum der Organistin über die Schulter, auf die Hände und sogar auf die Füße schauen. Sítkovás Ehemann hat die dafür erforderliche Ausrüstung mitgebracht.
Das Konzert hat an der barocken Marienorgel begonnen. Sítková verstand es meisterlich, das 2023/24 umfassend restaurierte Instrument in seiner historischen Intonation zur Geltung zu bringen. Dazu eignete sich Frantisek Xaver Brixis Preludium in C-Dur ebenso wie Karel Blazej Koprivas Fuge in a-Moll und Georg Muffats Toccata prima aus dem „Apparatus musico-organisticus“. An der großen Münsterorgel durften die Gäste zunächst Bekanntschaft mit dem tschechischen Organisten/Komponisten Bedrich Antonin Wiedermann (1883 bis 1951) machen. In seiner Toccata und Fuge f-Moll türmte Sítková mit großer Virtuosität ein monumentales Klanggebäude auf. Eher impressionistisch eingefärbt ging es weiter mit Louis Viernes „Claire de Lune op. 53/5“, gefolgt von „Carillon de Westminster op. 54/6“. César Francks gefühlvoll im piano verklingender Choral Nr. 2 h-Moll bereitete den Weg für den fulminanten Höhepunkt: Miloslav Kabelács (1908 bis 1979) Fantasie d-Moll Nr.1 aus op. 32. Sítkovás souveränes Können formte die Komposition zu einem spannungsgeladenen Klangrausch, der das Publikum förmlich von den Bänken riss. Im Stehen applaudierend, zollte es der Künstlerin begeistert Respekt.
Nächster Termin: Der ukrainische Organist Taras Baginets konzertiert am 15. August um 20.15 im Münster. Informationen zu den Konzerten im Internet: www.muensterkonzerte.info