Im Jahr 2001 wurde das Telekomgebäude mit dem Sendeturm in der Langgasse 5 zum ‚Haus der Vereine‘. Die Stadt mietete die Räumlichkeiten für 15 Jahre an, um sie an Vereine weiterzuvermieten – so auch an den Judoverein, der mit der höchsten Anzahl an Mitgliedern die größte Fläche im Erdgeschoss erhielt.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Judokas in der Seeschule neben dem Mantelhafen trainiert. Die Aikidogruppe war Teil des Judovereins.
Mit dem Umzug in die Langgasse konnte auch die Aikidogruppe von den neuen Räumlichkeiten profitieren. Sowohl für das regelmäßige Training als auch für besondere Veranstaltungen bot der Raum ausreichend Platz – zum Beispiel für das 40-jährige Bestehen der Aikidoschule St. Gallen, damals unter der Leitung von Renato Filippin (7. Dan Aikikai), der im Jahr 2020 verstorben ist. Die Überlinger Aikidokas waren in der Vergangenheit der Aikidoschule St. Gallen sowie dem Aikikai Schweiz (ACSA) als Mitglieder angeschlossen und absolvierten dort ihre Prüfungen. Eine enge Verbindung zur Aikidoschule St. Gallen setzt sich bis heute fort.
Eigentümerwechsel bringt Veränderungen mit sich
Mit dem Verkauf des Gebäudes an den Investor Betz und Partner im Jahr 2015 begann sich die Situation für die Vereine zu ändern. Nach einer Übergangszeit von zwei Jahren kündigte die Stadt die Mietverträge. Neue Verträge wurden direkt mit dem neuen Eigentümer abgeschlossen.
Damit wurde die Miete für die Vereine deutlich teurer.
Einige Vereine hoben die Beiträge an, um die Kosten zu decken, doch andere, vor allem kleinere Vereine, sahen sich dazu nicht mehr in der Lage. Zu diesen gehörte auch der Boxverein, der aus dem Raum im ersten Obergeschoss auszog. Für die Aikidogruppe bot sich damit die Gelegenheit, mit einem eigenen Raum mehr Spielraum zu gewinnen. So wurde zum 1. Januar 2019 die Aikido-Schule Überlingen unter der Leitung von Volker Epting gegründet, die den Raum exklusiv für sich anmietete.

Nicht nur Kampfkunst, sondern auch Integration
Der neue Raum ermöglicht es, Veranstaltungstermine eigenständig zu planen, externe Lehrer einzuladen sowie den Raum nach eigenen Wünschen zu gestalten und auch außerhalb der regulären Trainingszeiten für die Mitglieder zugänglich zu machen. Von besonderer Bedeutung war und ist der Start des Kinder- und Jugendtrainings, der mit der Vereinsgründung und dem Umzug in den neuen Raum einherging. Was den Schülerinnen und Schülern vermittelt wird, wie zum Beispiel Aufmerksamkeit, Präsenz und Selbstbewusstsein, Respekt und Achtsamkeit, Flexibilität und gesunde Reflexe, wirkt sich auch auf den Alltag positiv aus.
Sowohl das Lernen als auch das Lehren erfordern Disziplin und Kontinuität. Seit vielen Jahren engagieren sich die Trainer dafür, ein qualifiziertes Training aufrechtzuerhalten, das Spaß und Freude bringt und Raum für persönliche Weiterentwicklung bietet – kontinuierlich und zuverlässig.
Die Vereine leisten einen wichtigen Beitrag – sei es in der Kampfkunst oder beim Tanzsport, für Jugendliche und Erwachsene, durch Integrationssprachkurse oder indem Gemeinschaft gelebt wird.
Steigende Mieten sind für die Vereine problematisch
Eigentümer Hans-Peter Betz hat sich den Vereinen gegenüber über die Jahre als fairer und korrekter Partner gezeigt. Er betonte bereits bei der Übernahme, dass er die Vereine als wichtig erachte und ihnen weiterhin die Nutzung ermöglichen wolle. Auch zeigte er während der Coronazeit Entgegenkommen, um die Vereine am Leben zu erhalten.
Aktuell gibt ein einseitiger Kündigungsverzicht seitens Betz und Partner bis Ende 2029 den Vereinen eine gewisse Planungssicherheit. Danach laufen die Verträge mit einer einjährigen Kündigungsfrist weiter. Ab 2026 ist eine Staffelmiete vereinbart. Mittel- und langfristig stellen steigende Mieten für die Vereine eine große Herausforderung dar. Wie diese ohne Unterstützung durch die Stadt bewältigt werden kann, ist fraglich.