Schwangere sollten zurzeit nicht das Überlinger Krankenhaus ansteuern, wenn die Wehen einsetzen. „Unser Kreißsaal ist derzeit vorübergehend geschlossen“, erfahren werdende Eltern auf der Webseite des Helios Spitals. „Aufgrund unbesetzter Facharztpositionen im Bereich Gynäkologie und Geburtshilfe am Helios Spital Überlingen sahen wir uns gezwungen, den Fachbereich seit dem 1.¦August bis auf Weiteres von der Versorgung abzumelden“, schreibt die Helios Pressestelle auf Nachfrage des SÜDKURIER.
Dies betreffe sowohl die Notfallversorgung als auch ambulante Sprechstunden und geplante Behandlungen, informiert der Text weiter und ergänzt, die stationäre Versorgung werdender Mütter sei durch sieben geburtshilfliche Kliniken im Umkreis von 30 bis 50 Minuten sichergestellt.
Es fehlen mehrere Fachärzte
Zurzeit sind sowohl die Positionen als Chef-, Ober- und Assistenzarzt für den Standort ausgeschrieben. „Wir beobachten branchenweit, dass die Besetzung offener Stellen mit qualifizierten Fachkräften zunehmend schwieriger wird“, so die Auskunft weiter. Deren Besetzung könnte auch deshalb problematisch und für potenzielle Bewerber unattraktiv sein, da die Zukunft der Geburtshilfe in Überlingen fraglich ist.
Im Januar veröffentlichte das Gesundheitsministerium Baden-Württemberg ein Gutachten zur Weiterentwicklung der Krankenhauslandschaft. Darin werden Standorte mit weniger als 500 Geburten im Jahr als „kritisch“ bezeichnet. Im vergangenen Jahr kamen laut Helios im Überlinger Krankenhaus noch „knapp 300“ Babys zu Welt. In den vergangenen Jahren lässt sich ein stetiger Abwärtstrend beobachten. Von 510 Geburten im Jahr 2022 fiel der Wert jährlich um fast 100 Entbindungen jährlich. Bereits rund um den Jahreswechsel hatte der Kreissaal mehrere Tage geschlossen, seither soll die Geburtenstation immer wieder geschlossen gewesen sein – weil es an ausgebildetem Personal mangelte.
So sollen sich werdende Eltern verhalten
Grundsätzlich wird werdenden Eltern geraten, sich erst telefonisch anzumelden, bevor sie sich auf den Weg machen. So oder mit dem richtigen Klick auf der Webseite erfahren sie dann, ob sie auf eine andere Klinik ausweichen müssen.
Die Krankenhausleitung „bedauert diese Entwicklung sehr“ und bittet um Verständnis für diese „notwendige, aber aus medizinischer Sicht unumgängliche Entscheidung“. Der letzte Satz der Antwort auf unsere Anfrage klingt fast wie ein Abschied: „Wir danken allen Mitarbeitenden der Geburtshilfe für ihr langjähriges Engagement und ihren Einsatz für unsere Patientinnen.“