Ein größeres Schwenninger Bauprojekt ruht derzeit nicht nur, es sind auch keine positiven Signale in Sicht, ganz im Gegenteil: Während die Bautätigkeiten am Eschelen-Carré auf dem früheren Schwenninger Krankenhausgelände eingestellt bleiben, geht zumindest eine betroffene Firma juristisch gegen den Investor vor.
Generalunternehmer sind abgesprungen
Insgesamt drei Generalunternehmer sollen nach Informationen dieser Zeitung bereits aufgegeben haben. Zumindest bei zweien soll der Investor, die Firma Caprise residentials mit Sitz in Freiburg, Forderungen nicht beglichen haben.
Zuletzt war das bayrische Unternehmen JP-Bauprojektmanagement auf dem ehemaligen Krankenhaus-Areal tätig: 61 Wohnungen, ein Supermarkt und ein Kindergarten hätten fertig gebaut werden sollen.
JP-Baumanagement wartet auf Geld
Doch zu sehen ist derzeit eher eine Bauruine, durch die der Wind pfeift. Selbst das JP-Bauprojektmanagement konnte und wollte nicht weitermachen, als sich die „gewaltige Forderung“ auf über 850.000 Euro summierte, wie Geschäftsführer Peter Strobel gegenüber dieser Redaktion betonte.
Caprise meldet sich nicht
Laut Strobel habe seine Firma viel guten Willen gezeigt, hätte auch weiterbauen lassen, wenn Caprise die 853.000 Euro überwiesen hätte, mit denen man in Vorleistung getreten sei. Diese habe das JP-Bauprojektmanagement mehrfach seit mehr als einem Jahr angeboten: „ohne jegliche Rückmeldung.“

Fenster bestellt und nicht mehr verbaut
Fenster, die überhaupt nur für dieses Projekt zu nutzen sind, oder Aufzüge wurden auf Vorkasse gekauft. Die Fenster wurden wegen der offenen Forderung gar nicht mehr verbaut und seien inzwischen eingelagert, berichtet der Geschäftsführer. Der Rückzug der JP-Bauprojektmanagement GmbH sei alternativlos gewesen, denn für die Firma handele es sich um viel Geld.
„Fühlen uns komplett übern Tisch gezogen“Peter Strobel, Geschäftsführer JP-Bauprojektmanagement
Hätte der Investor das Angebot angenommen, wäre das Projekt längst fertig und der dringend benötigte Kindergarten geöffnet, betont Strobel. Doch das JP-Bauprojektmanagement wurde immer wieder vertröstet.
Inzwischen „fühlen wir uns komplett über den Tisch gezogen“, zieht Strobel eine ernüchternde Bilanz, „die Opfer sind die Firmen“. Aus seiner Sicht leidet der nicht abgeschlossene Bau nach der Einstellung der Arbeiten. Er schätzt, dass mit der Begleichung der Außenstände noch rund 12 Millionen Euro für die Beendigung des Projekts benötigt werden.

Weitere Forderung noch höher
Noch viele höhere Forderungen als die des JP-Bauprojektmanagements stellt eine Vorgängerin als Generalunternehmerin. Es handelt sich um eine Wohnbau GmbH, wie Klaus-Dieter Stark, Sprecher des Landgerichts Freiburg, auf Anfrage bestätigt. Bei der 2. Zivilkammer sei seit 7. März eine Klage gegen die Caprise residentials GmbH anhängig.
Werklohn von 1,5 Millionen Euro gefordert
Die Klägerin verlange Werklohn als Generalunternehmerin des Eschelen-Carrés in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro, nachdem Caprise den Vertrag vorzeitig, das heißt, vor vollständiger Fertigstellung des Bauvorhabens durch die Klägerin, gekündigt habe.
Verhandlungstermin steht bislang nicht fest
Derzeit befinde man sich im schriftlichen Vorverfahren. Der Beklagte habe die Klage erwidert, die Replik der Wohnbau GmbH stehe noch aus. Die Sache wurde bisher nicht verhandelt und ein Termin sei noch nicht bestimmt, heißt es abschließend vom Freiburger Landgericht.
Der Inhaber der Wohnbau GmbH, die ihren Sitz im Kaiserstuhl hat, möchte auf Nachfrage der Redaktion ausdrücklich keine Stellung beziehen, da es sich um ein laufendes Verfahren handele.

Bau ist mit Gittern gesichert
Die Stadtverwaltung Villingen-Schwenningen kann derzeit nicht gegen Caprise vorgehen, ihr sind die Hände gebunden. Der Bau ist mit einem Gitter gesichert, die Fertigstellung des hauptsächlich in Schwenningen dringend benötigten Kindergartens steht in den Sternen.
Das mussten die VS-Stadträte bereits vor den Ferien im Ausschuss Jugend, Bildung und Soziales zur Kenntnis nehmen, als Maria Noce (CDU) nach dem Stand der Dinge fragte.

In welcher Form die Kindergarteneinrichtung fertiggestellt werden kann, ist vollkommen offen. Das gilt auch für die Zukunft des gesamten Komplexes, selbst Bürgermeister Detlev Bührer ging in der Ausschusssitzung davon aus, dass sich wesentlich erst dann etwas ändert, wenn der Eigentümer wechsele.
Die Redaktion hat bei Caprise residentials nachgefragt und um eine Stellungnahme gebeten. Doch die Firma hat weder auf eine Mail reagiert, noch nahmen die Geschäftsführer Kurt Keller und Philipp Fiechter Anrufe entgegen.