Mit Hans-Peter Wetzel verliert die Region einen besonderen Menschen, einen Kümmerer, der sich ein Leben lang für andere einsetzte. Hans-Peter Wetzel, Lokal- und Landespolitiker, Rechtsanwalt, Hobbykoch, Familienmensch. Er ist in dieser Woche im Alter von 74 Jahren gestorben. Walter Döring, früherer Wirtschaftsminister und Vize-Vorsitzender der Bundes-FDP, würdigt ihn mit den Worten: „Ein ganz wunderbarer Mensch und zuverlässiger Freund durch alle Stürme hindurch. Ein schmerzhafter Verlust.“

Walter Döring: „Ein schmerzlicher Verlust.“
Walter Döring: „Ein schmerzlicher Verlust.“ | Bild: Bäuerlein, Ulrike

Gut vernetzt, wie Hans-Peter Wetzel war, verbreitete sich die Nachricht von seinem Tod in Windeseile in der Stadt, in der er aufgewachsen ist, in der er beruflich und politisch tätig war. 1950 im heutigen Überlinger Ortsteil Bonndorf als Bauernsohn geboren, galt Wetzel stets als ein Paradebeispiel für einen Menschen, der aus einfacheren Verhältnissen kam, sich auf dem zweiten Bildungsweg nach oben kämpfte, der aber nie seine Wurzeln verleugnete. Döring formuliert: „Er war kein Schönwetter-Liberaler, sondern ein standfester und ebenso überzeugender wie überzeugter Kämpfer für den Liberalismus – und dies auf allen Ebenen.“

Ein Bild von 2009 in der Mädchenrealschule St. Elisabeth in Friedrichshafen und eine politische Botschaft, die Hans-Peter Wetzel (links) ...
Ein Bild von 2009 in der Mädchenrealschule St. Elisabeth in Friedrichshafen und eine politische Botschaft, die Hans-Peter Wetzel (links) auch heute noch unterschreiben würde. | Bild: SK-Archiv

„Liebenswerte Streitgespräche“

Sein grollendes Lachen wird Wetzels Weggefährten noch lange in Erinnerung bleiben. In Streitgesprächen verschaffte er sich mit diesem Lachen eine kurze Gedankenpause, um sodann kraftvoll seine Argumente auszubreiten. An „liebenswerte Streitgespräche“ erinnert sich der Bildhauer und Steinmetz Peter Wiest, der mit Wetzel viele Jahre am Herd stand, beide waren Mitglieder beim „Club der kochenden Männer“. Wiest: „Man konnte mit ihm unglaublich gut diskutieren und streiten und danach gemeinsam ein Glas Wein trinken.“ Denn: „Es ging ihm immer um die Sache.“

Peter Wiest: „Es ging ihm immer um die Sache.“
Peter Wiest: „Es ging ihm immer um die Sache.“ | Bild: Hilser, Stefan

Hungrig auf demokratische Prozesse

Wie Wiest beschreibt, verehrte Wetzel die italienische Küche. „Er liebte leichtes mediterranes Essen und schwere Rotweine.“ Vielleicht beschreibt dieser Gegensatz und seine Art zu tafeln auch die Art, wie er Politik betrieb. Wetzel ging stets mit einer Leichtigkeit, einem Lachen, einer Versöhnlichkeit, einer Leidenschaft und einer Offenheit für andere Argumente in die Auseinandersetzung. Zugleich blieb er standhaft. Wetzel vertrat mutig eigene Überzeugungen, auch gegen die Parteilinie und verlieh der politischen Kultur eine besondere Würze.

Eva-Maria Leirer: „Klientelpolitik hat er nie betrieben.“
Eva-Maria Leirer: „Klientelpolitik hat er nie betrieben.“ | Bild: CDU

Politisch trat Wetzel für eine soziale Gesellschaft und Bildungsgerechtigkeit ein. Wie ihm Michael Theurer, bis 2024 Landesvorsitzender der FDP, bescheinigt, habe er sich auch für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf eingesetzt. „Er war ein feiner Mensch. Er war bodenständig und weltoffen zugleich.“ Das Recht des Stärkeren? Nein, das vertrat er nicht, vielmehr machte sich Wetzel stark für die Schwächeren. „Klientelpolitik hat er nie betrieben“, sagt auch Eva-Maria Leirer, Rechtsanwaltskollegin, die ihn seit Jahrzehnten kennt und Gast auf seiner Hochzeit war. „Oh, was konnte man mit ihm streiten! Und was konnte man mit ihm lachen! Er war mit Leib und Seele Jurist und hat die Interessen seiner Mandaten gut und heftig vertreten.“ Mit großem Einfühlungsvermögen habe er sich der Geschichte seiner Mandanten angenommen. „Wir trauern sehr“, sagt Leirer.

Raimund Wilhelmi: „Er war ein toller Mann.“
Raimund Wilhelmi: „Er war ein toller Mann.“ | Bild: Hilser, Stefan

Überlingens FDP-Urgestein Raimund Wilhelmi, früherer Klinikchef bei Buchinger, sagt über Wetzel: „Ich kenne keinen Menschen, der so Verantwortung übernimmt wie er; der eine Situation sieht und sagt: Ich muss.“ Wilhelmi erinnert an die Gründung des WVÜ und an von Wetzel organisierte Fahrradrennen. „Einer, der sich engagiert für die Leute. Selbstlos. Er war ein toller Mann.“

Klaus Hoher: „Er hinterlässt eine schmerzliche Lücke.“
Klaus Hoher: „Er hinterlässt eine schmerzliche Lücke.“ | Bild: Hilser, Stefan

„Er hinterlässt eine schmerzliche Lücke in der liberalen Familie im Bodenseekreis“, formuliert Klaus Hoher, FDP-Landtagsabgeordneter. „Seine Unterstützung war mir immer eine große Motivation. Seine Überzeugungskraft und sein Humor haben unsere Begegnungen bereichert.“ Sein Parteifreund Reinhard A. Weigelt über Wetzel: „Er war leidenschaftlich engagiert für das, wofür er brannte, ehrgeizig in der Durchsetzung dessen, woran er glaubte.“ Weigelt: „Er war ein Vorbild.“

„Ich trauere mit seiner Familie um einen sehr engagierten Liberalen, mit dem ich gut 30 Jahre lang viele persönliche Begegnungen hatte“, kondoliert Gaby Lamparsky, FDP-Vorsitzende in Friedrichshafen, die neben Wetzel im Kreistag saß. „Ich blicke gern auf die gemeinsame politische Zeit und Arbeit mit ihm zurück.“

Jochen Meyer: „Ruhe in Frieden, mein Freund.“
Jochen Meyer: „Ruhe in Frieden, mein Freund.“ | Bild: privat

Jochen Meyer, früherer Nach-Nachfolger von Wetzel als WVÜ-Vorsitzender: „Wir sind eine lange Wegstrecke miteinander gegangen, sei es im Gemeinderat oder im WVÜ. Wir konnten miteinander streiten, aber auch lachen und feiern.“ Wetzel werde ihm immer „als sehr ehrgeiziger, aber auch lebenslustiger und lebensbejahender Mensch in Erinnerung bleiben“.

Reinhard Haas: „Er war ein menschlicher Begleiter.“
Reinhard Haas: „Er war ein menschlicher Begleiter.“ | Bild: Hilser, Stefan

Reinhard Haas, seit 2005 Vorsitzender des WVÜ, betont, wie Wetzel den WVÜ bis zuletzt im Hintergrund unterstützte. „Gerade die persönliche Beziehung, die ich zu ihm hatte, hat das Handeln von mir geprägt. Er war ein unheimlich sympathischer und menschlicher Begleiter.“

Bis zuletzt in der Kanzlei

Ein Fachanwalt für Erbrecht ist spezialisiert darauf, Vorsorge zu treffen. Mit der Übertragung seiner Kanzlei auf seine Tochter traf er Vorsorge für seinen Betrieb, als ihm eine Erkrankung Leben und Arbeiten immer schwerer machte. Nach außen hin aber wehrte er sich dagegen, die Endlichkeit des Lebens anzuerkennen. „Er war bis zuletzt in der Kanzlei, jeden Tag, wenn‘s nur irgendwie ging. Die Arbeit hat ihn abgelenkt“, weiß Rechtsanwältin Leirer. Ihre Gedanken und die der vielen Wegbegleiter sind bei Wetzels Familie, die in Sipplingen lebt. Er hinterlässt Ehefrau Claudia und zwei Töchter. Eva-Maria Leirer: „Sie war das große Glück seines Lebens, und seine zwei Töchter, auf sie war er sehr stolz.“