Die Menschen sind lernfähig. Das zumindest war die Erkenntnis der Händler auf dem Bauern- und Wochenmarkt am Samstag. „Die Kunden waren alle sehr diszipliniert und haben sich korrekt verhalten“, konstatierte Käsesommelier Herbert Schober um die Mittagszeit. Eigentlich habe es der Kontrollgänge der Polizeibeamten und des städtischen Vollzugsdienstes gar nicht bedurft.

„Wir haben uns mit dem Ordnungsamt abgestimmt und wechseln uns in der Präsenz auf dem Markt ab, um die Einhaltung der Verordnung zu überprüfen“, erklärte Günter Hornstein, Leiter des Polizeireviers Überlingen.

Doch Rudelbildungen konnten auch die Händler nirgends beobachten. Darin waren sich auch Christine Lippner aus Taisersdorf und Andrej Schuster aus Billafingen einig, die ihre Erzeugnisse auf dem Bauernmarkt anboten. „Die Kunden wirkten zwar durchaus problembewusst und scheinen sich mit dem Thema beschäftigt zu haben“, sagt Schuster, „doch niemand wirkte hysterisch“.

Christine Lippner schrieb dies auch der besonderen Atmosphäre auf dem Markt zu. „Für viele Marktkunden ist das einfach angenehmer als das Gedränge im Supermarkt“, sagt sie. Die Hinweise und konkreten Gedankenstützen der Händler waren auch nicht zu übersehen: Klebestreifen auf dem Boden und Hinweise an den Ständen, Absperrbänder sowie andere Trennelemente erinnerten an die Notwendigkeit, Distanz zu halten. „Abstand halten und in Verbindung bleiben“, diesen Spruch hatte Herbert Schober an seine Scheibe geklebt.

Auch die Umsätze waren dem Vernehmen nach gemessen an der schwierigen Situation „zufriedenstellend“ bis „normal“. Für einige lief der Verkauf ähnlich wie an anderen Tagen mit schlechtem Wetter. Nach einem flüchtigen Blick über die Hofstatt hätte man negativere Aussagen erwartet. „Wir haben vielleicht zwei Drittel des gewohnten Umsatzes gemacht“, schätzt Adrian Niedermann, der mit Victoria Kail für den Frickinger Bauernhof Baader auf dem Markt war.

„Wir sind ja froh, dass wir noch auf den Markt kommen dürfen“, sagte Niedermann. Dass an normalen sonnigen Markttagen mitunter Gedränge auf der Hofstatt herrscht, liege vermutlich auch daran, dass viele den Einkauf mit einem gemütlichen Schwätzchen mit Freunden und Bekannten verbinden. Just dieses ist allerdings derzeit untersagt.
Ordnungsamtsmitarbeiterin: „90 Prozent haben sich korrekt verhalten“
Ein paar Abstriche am Lob der Händler will Jutta Haesen vom städtischen Ordnungsamt allerdings schon machen. „Ich sage mal, 90 Prozent der Kunden haben sich problembewusst und korrekt verhalten“, sagt Haesen, die ab 7 Uhr mit kritischem Blick auf dem Markt unterwegs war. Vorbildlich habe die Familie Knoblauch am Eingang zu ihrem Fischgeschäft Desinfektionsmittel für die Hände aufgestellt, nennt sie ein Beispiel. „Das war nicht zu übersehen“, berichtet die städtische Mitarbeiterin: „Doch es gab auch Leute, die haben das bewusst übersehen.“
So erlebten Polizei, Nahkauf-Markt und Naturata die vergangenen Tage
Dass das Ordnungsamt seine Aufgabe sehr ernst nahm, kann auch Anita Engler von der Landmetzgerei Engler nur bestätigen. Es sei sehr genau darauf geachtet worden, welche Menschen zusammen gehören und welche nicht. „Es geht hier um ein Miteinander und nicht um ein Gegeneinander“, sagt Jutta Haesen: „Uns ist doch am Schutz der Menschen gelegen.“ Da dürfe man auf der anderen Seite auch erwarten, dass die Leute mitdenken.
Der Wochenmarkt mit Bauernmarkt wird auch am Mittwoch und am Samstag stattfinden.