Hier baut die Stadt eine neue Sporthalle: Am 6. August begannen die Arbeiten zum Bau des neuen Sportzentrums mit dem Aushub der Baugrube. Für 21,2 Millionen Euro, so die Aussage von Oberbürgermeister Jan Zeitler beim offiziellen Baustart am 21. September, soll hier bis Juli 2020 eine neue Halle entstehen.
Für 21,2 Millionen Euro?
Wie Zeitler im Gemeinderat am 26. September bekannt gab, seien alleine die Kosten für die Rohbauarbeiten gegenüber der Kostenberechnung um fast 50 Prozent gestiegen. Den Rohbau erledigt eine Firma laut Angebot nun für 4,9 Millionen Euro, 1,6 Millionen mehr als im Vorfeld berechnet.

Fragen an die Stadtverwaltung
Wie wirken sich die gestiegenen Rohbaukosten auf die Gesamtkalkulation aus? Die Pressestelle der Stadt antwortete: "Nach Aussage des Projektsteuerers Hitzler Ingenieure, München, bis jetzt nicht negativ, da im Gesamtprojekt zum aktuellen Zeitpunkt noch Einsparpotenzial vorhanden ist."
Einsparpotenzial in Millionenhöhe?
Wo diese 1,6 Millionen Euro wieder eingespart werden könnten, verriet die Stadt nicht. "Aussagen dazu können wir leider nicht machen, um vor der Ausschreibung der Gewerke nicht das Bieterverhalten zu beeinflussen."

Am 4. Juli erfolgte die Auftragsvergabe für den Erdaushub, der am 6. August begann. Das muss den Bietern für den Rohbau bekannt gewesen sein, sie wussten demnach, unter welchem Druck die Stadt steht. Ihre Angebote überstiegen den kalkulierten Preis um fast 50 Prozent und mehr, siehe oben.
Auftrag ohne weitere Rücksprache mit den Räten
Baubürgermeister Matthias Längin erteilte am 30. Juli die Vergabe der Rohbauarbeiten per Eilentscheidung, also ohne Rücksprache mit dem Gemeinderat, dessen Bauausschuss am 30. Juli getagt hatte. Auf die Frage an die Stadtverwaltung, ob sie nicht erpressbar werde, wenn der Baubeginn so kurzfristig erfolgen muss und auf Preissprünge nicht adäquat reagiert werden kann, kam die Antwort: "Die Stadt ist selbstverständlich nicht erpressbar, es gibt bei jedem Bauvorhaben Fristen, Termine und Abhängigkeiten der Gewerke untereinander, dies ist selbstverständlich auch den Bietern bewusst."
"Absicherung nur begrenzt möglich"
Die Steigerung auf 4,9 Millionen Euro sei "in diesem Umfang nicht absehbar gewesen", wenngleich eine Erhöhung wegen der Hochkonjunktur erwartet worden sei. Doch wie sichert sich die Stadt nun ab, um weitere Kostensteigerungen dieses Ausmaßes zu verhindern? "Eine Absicherung ist nur begrenzt möglich." Hierzu wolle man keine Aussagen machen, "aus strategischen Gründen".
Die Fragen an die Pressestelle der Stadt Überlingen und ihre Antworten im Wortlaut:
Wenn der Rohbau für die neue Sporthalle nun um 50 Prozent teurer wird als vorausberechnet, wie wirkt sich dieser Posten auf die Gesamtkalkulation des Projektes aus?
Nach Aussage des Projektsteuerers Hitzler Ingenieure, München, bis jetzt nicht negativ, da im Gesamtprojekt zum aktuellen Zeitpunkt noch Einsparpotential vorhanden ist.
Wo wird Einsparpotenzial gesehen?
Aussagen zu möglichen Einsparpotenzialen können wir leider nicht machen, um vor der Ausschreibung der Gewerke nicht das Bieterverhalten zu beeinflussen.
Wie sichert sich die Stadt ab, um weitere Kostensteigerungen dieses Ausmaßes zu verhindern?
Eine Absicherung ist nur begrenzt möglich. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir aus strategischen Gründen hierzu keine Aussage machen können.
Zu welchem Datum wurde die Baugrube ausgehoben und zu welchem Datum erhielt die nun beauftragte Firma den Zuschlag?
Die Vergabe erfolgte öffentlich in der Gemeinderatssitzung am 4.7.2018, die Bauarbeiten begannen am 06. August 2018.
Wann erfolgte die Beauftragung für den Rohbau, Ihre Antwort bezog sich vermutlich auf den Erdaushub?
Die Eilentscheidung für die Vergabe der Rohbauarbeiten erfolgte am 30.07.2018 durch Bürgermeister Längin.
War diese Entwicklung angesichts des zeitlichen Drucks nicht absehbar? Anders gefragt: Wird die Stadt nicht erpressbar, wenn der Baubeginn jeweils so kurzfristig erfolgen muss und auf Preissprünge nicht adäquat reagiert werden kann?
Die Entwicklung war in diesem Umfang nicht absehbar, wenngleich eine Erhöhung auf Grund der Hochkonjunktur im Hochbaubereich erwartet wurde. Die Stadt ist selbstverständlich nicht erpressbar, es gibt bei jedem Bauvorhaben Fristen, Termine und Abhängigkeiten der Gewerke untereinander, dies ist selbstverständlich auch den Bietern bewusst.