Christiane Keutner

Ob Bruder Jakobus seine Sünde büßen werden muss? Leider kam der Eremit vom Ramsberg zu spät zu den über 60 Teilnehmern und drei Hunden, die ihre Schuhe für die erste Tour der „Aktion Wanderlust“ von Verschönerungsverein und SÜDKURIER Überlingen geschnürt und sich auf ihn gefreut hatten.

Dessen Spurensuche verlief ins Leere. „Das spricht für uns. Wir haben alles sauber hinterlassen“, meinte Wanderführer Michael Wilkendorf, der die Schar dann dem versierten Heimatkundler Hermann Keller empfahl. Er glich die Lücke über die Geschichte des Ramsbergs und seiner Kapelle mit den wertvollen Freskenmalereien mehr als erhofft aus, so dass alle bestinformiert die Tour fortsetzten, die in einem Bogen mit rund drei Stunden Wanderzeit von und nach Großschönach führte.

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Grotte im Wald

Elande, 8, (links) und Janick, 12, freuten sich besonders über die drei mitlaufenden Hunde.
Elande, 8, (links) und Janick, 12, freuten sich besonders über die drei mitlaufenden Hunde. | Bild: christiane keutner

Die Strecke überraschte immer wieder mit Unvorhergesehenem, wie der Lourdesgrotte mitten im Wald, an der laut religiöser Überzeugung Schwester Bernadette 18 Mal die Jungfrau Maria erschienen sei und sie auf eine heilige Lourdes-Quelle aufmerksam gemacht haben soll, die bis heute fließt.

Vorbei an Hof- und Wegkreuzen, erstellt zum Gedenken, als Bitte, Mahnung oder Dank, ging es mit der Wandergruppe weiter zum Hermannsberg. Neben Zopf und Most, spendiert von VVÜ und Lise Wilkendorf, gab es auch hier wieder intensive Erläuterungen zur vielfältigen Nutzung des Anwesens, heute Zuhause und Arbeitsstätte für Menschen mit Assistenzbedarf.

Heimat mit neuen Augen sehen

Neben den erschöpfenden Informationen und der abwechslungsreichen Tour äußerten sich auffallend viele Stammgäste der „Aktion Wanderlust„, wie auch neue Wanderer, positiv über die homogene Gruppe und die Gelegenheit, interessante Menschen und Lebensläufe kennenzulernen. Und: „Alleine wäre ich hier nie herumgelaufen“, sagte Rosi Hirrlinger aus Überlingen So erging es auch Gudrun Oesterle: „Man sieht hier die engere Heimat, geht seltene Wege und erhält Infos, die man sonst nicht bekommt.“ Elmar Möhrle aus Nußdorf fand die Tour sehr inspirierend; er will sie mit Freunden und Familie nachwandern.

„Ich kam nie auf die Idee, mir diese Gegend alleine anzuschauen. Die Informationen machten die Wanderung rund.“Gudrun ...
„Ich kam nie auf die Idee, mir diese Gegend alleine anzuschauen. Die Informationen machten die Wanderung rund.“Gudrun Oesterle, Überlingen | Bild: christiane keutner

Zum Ausklang kehrten die Teilnehmer im „Gasthaus Schwanen“ in Taisersdorf ein. Dort erfuhren sie von Hermann Keller, dass es im Mittelalter soviel Wein gab, dass damit der Mörtel angemacht wurde und der überschüssige alte Wein wegen fehlender Fässer in den Bodensee gekippt wurde: „Seitdem gibt es die Forelle blau.“

„Ich wollte immer schon mir unbekannte Orte mit Regionalkundigen entdecken, das war eine schöne Tour und Gemeinschaft.“Elmar ...
„Ich wollte immer schon mir unbekannte Orte mit Regionalkundigen entdecken, das war eine schöne Tour und Gemeinschaft.“Elmar Möhrle, Nußdorf | Bild: christiane keutner