Sie hätte Politik gerne hauptberuflich betrieben. Nach ihrer Ausbildung zur Physitherapeutin wollte sich Kirsten Stüble beruflich neu orientieren und studierte an der Fernuni in Hagen Politik- und Verwaltungswissenschaften sowie Soziologie. Abschluss im Jahr 2020, mitten in der Pandemie. Mittlerweile hat sie von ihrer Mutter Ingrid Mönkemeyer das Bekleidungsgeschäft für Second-Hand-Ware in der Altstadt übernommen. „Das mache ich jetzt, weil ich es sinnvoll finde und weil es mir Spaß macht. Politik betreibe ich ehrenamtlich.“
Jan Stüble verfehlte Wahl nur knapp
Sie ist nicht nur neu in den Gemeinderat von Überlingen gewählt worden, sondern hat auch einen Sitz für die SPD im Kreistag errungen. Sie ist Vorsitzende des SPD-Ortsvereins. Ihr Sohn, Jan Stüble, ein Student, wäre beinahe in den Gemeinderat gewählt worden. Zu Michael Wilkendorf, langjähriger Gemeinderat, der als Drittplatzierter in die SPD-Fraktion wiedergewählt wurde, fehlen ihm nur 68 Stimmen. „Ich hätte mich sehr für Jan gefreut, er hätte sich auch gefreut. Auf der anderen Seite bin ich aber doch auch froh, dass ein Erfahrener reinkommt, der uns unterstützen kann.“
Nach den Anstrengungen der Wahl sitzt Kirsten Stüble quasi auf gepackten Koffern, eine Urlaubsreise steht an. Als Lektüre packt sie sich von Marcel Lewandowsky „Was Populisten wollen“ ein, um Hinweise im Umgang mit der AfD zu erhalten. Stüble: „Wie ticken die, was wollen die, wie verhält man sich ihnen gegenüber?“ Im Kreistag sei die Richtung der SPD klar bestimmt: „Unsere Brandmauer steht.“ Für den Gemeinderat wartet sie noch ab.
Bürgerinitiativen über Parteien einbinden
„Politik lebt vom Mitmachen.“ Diesen Satz will Kirsten Stüble mit Leben füllen. „Politik ist auch cool“, sagt sie und wirbt für einen Besuch der öffentlichen Fraktionssitzungen. „Hier führen wir interessante Diskussionen und Gespräche.“ Tatsächlich kämen aber nur wenige bis gar keine Besucher. Sie lädt Bürgerinitiativen zum Besuch ein, damit diese auf dem Parteiweg ihre Ziele platzieren. „Das System funktioniert nur mit unseren demokratischen Parteien.“
Als Schwerpunkt ihrer Ratsarbeit sieht sie die Wohnungspolitik und die Gründung eines Eigenbetriebs Wohnen oder einer Wohnungsbaugesellschaft. „Eigene städtische Wohnungen anbieten zu können, ist für mich der Schlüssel zu bezahlbarem Wohnen. Ein kleiner Teil, der etwas bewirken kann, wo wir mächtig sind.“ Und nach einem Treffen mit der ehrenamtlich in der Stadt eingesetzten Behindertenbeauftragten Irene Wickbold formuliert Stüble einen zweiten Schwerpunkt: „An die denken, die nicht so eine laute Stimme haben. Barrierefreiheit ist ein Thema, an dem wir dranbleiben müssen. Für Einheimische, aber auch für Touristen.“