Mir hat mal eine Erzieherin, nennen wir sie Frau Maier, berichtet, wie sie sich vor den Kindern im Kindergarten Stück für Stück zum Nikolaus verkleidete. Sie erklärte den Kindern, warum der Nikolaus so schöne Kleider trage, und zog sie an. Sie erklärte ihnen, was eine Mitra sei, und setzte sie sich auf den Kopf. Band sich einen Bart um und nahm ihren Bischofsstab. Dann mimte sie den Nikolaus, verteilte Geschenke, ging wieder raus aus der Kindergartengruppe, zog sich wieder zur Frau Maier um – und kam zurück in die Gruppe. Daraufhin wurde sie von den Kinder umringt: „Frau Maier, Du glaubst nicht, wer gerade da war“, riefen ihr die Kinder zu.
Frau Maier zog daraus dieses Fazit: Die Kinder wollen sich mit guten Geschichten verzaubern lassen, und die sind dann immer echt.
Darüber stand vor einigen Jahren ein Bericht im SÜDKURIER. Er entstand in Folge eines Berichts, den wir gemeinsam mit Hermann Keller aus Lippertsreute, einem erfahrenen Nikolaus, gemacht haben: „Vom Mann zum Nikolaus“ lautete der Titel damals.
Auf einer Bilderreihe war der gute Hermann Keller aus Lippertsreute zu sehen, wie er sich Stück für Stück als Nikolaus verkleidete (im Nebenraum eines Kindergartens in Nußdorf). Erschienen ist der Bericht an einem 6. Dezember. Ich war der Autor. Abends hatte ich einen übel gelaunten Nikolaus am Telefon, der mich beschuldigte, dass meine Art der Aufklärung in der Zeitung schwer an seiner Reputation als großer heiliger Mann gekratzt habe. Die Kinder hätten ihm nämlich den Zeitungsbericht unter die Nase gehalten und gesagt, dass er ja gar nicht der Echte sei …
Was lernen wir daraus? Wenn, dann sollte man als Eltern schon den richtigen Nikolaus in die Wohnung einladen, der, dem man nicht einfach den Bart vom Gesicht ziehen kann. Denn die Kinder haben ein gutes Gespür für alles Echte.