Überlingen Mathias Richling kann sie alle: Er nuschelt den rheinischen Dialekt von Heiner Lauterbach, trifft die staubtrockene Tonnation von Saskia Esken und karikiert die freundliche Penetranz von Markus Lanz. Mathias Richling vertritt seit Jahrzehnten die immer kleiner werdende Zunft der politischen Kabarettisten, die vielfach ihre Sendeplätze im Fernsehen an Comedians abtreten mussten. Beim Salongespräch mit dem Titel „Oasen der Freiheit: Kabarett in schwierigen Zeiten“ im Augustinum Überlingen stellt sich Mathias Richling den Fragen von Olivia Schnepf. Bevor es losgeht und die Kulturreferentin kleine Videosequenzen mit Parodien von Mathias Richling zur Einstimmung abspielen kann, müssen noch Stühle rangeschafft werden. Der Saal ist voll besetzt.
Zuerst möchte Olivia Schnepf von ihrem Gast wissen, ob man als Kabarettist geboren wird. „Nein“, lautet die Antwort, aber studieren könne man das auch nicht. Richling berichtet, dass er als Kind sehr schüchtern war und mithilfe von Schallplatten Texte von Entertainern trainiert habe. Das trug er mit Erfolg in der Klasse vor und fand seine Rolle. „Ich habe mir die Extrovertiertheit antrainiert!“, lautet sein Resümee.
Das Parodieren wurde sein Markenzeichen. Bereits als 20-Jähriger trat er damit abends im Theater auf. Tagsüber studierte er. Seine Fächerauswahl liest sich beeindruckend: Musik, Schauspiel, Geschichte, Philosophie und Literaturwissenschaften.
Dann kam das Angebot, eine Kolumne im Fernsehen von drei Minuten zu übernehmen. Die knappe Zeit habe ihn dazu gebracht, schnell zu sprechen und die Pointen zu komprimieren, berichtet er. Das Fernsehen machte Mathias Richling bekannt. Er war lange Mitglied des Ensembles von Dieter Hildebrandts „Scheibenwischer“, präsentierte fast 30 Jahre lang die „Mathias Richling Show“ und war mit über 50 Solo-Programmen unterwegs. Olivia Schnepf hat viele Fragen vorbereitet, aber die braucht es gar nicht. Richling erzählt gerne, auch abseits des Gefragten. Die Besucher sind begeistert und applaudieren.