Überlingen Mehr als 70 Interessierte lockte Klaus Dietingers Film „Lond it luck“ (1979) in die Cinegreth, zusätzlich mussten Klappstühle aufgestellt werden. Die eng an die historischen Ereignisse des Bauernkriegs im Allgäu vor 500 Jahren angelehnte Handlung zog die Zuschauer in Bann und sorgte im Anschluss für einen regen Austausch. Der Historiker Oswald Burger moderierte den Abend, zu dem der Regisseur und Drehbuchautor Dietinger eigens aus dem Saarland angereist war.

„Ich habe mit 18 Jahren angefangen, Super-8-Filme zu drehen“, erzählte Dietinger. Auch die Geschichte der unterdrückten Allgäuer drehte er mit seiner Super-8-Kamera. „Ich musste alle meine Ersparnisse zusammenkratzen, um den Film zu machen.“ Die Rolle des Truchsess Georg von Waldburg, der mit dem Fürstabt von Kempten die Bauern schröpfte und den Aufstand blutig niederschlug, übernahm Dietinger selbst. Die kritische Sicht des Films auf die Figur des Truchsess, genannt Bauernjörg, schlug damals laut Dietinger im Hause Waldburg-Zeil große Wellen.

Als Burger auf die Haltung Überlingens im Bauernkrieg einging, entspann sich eine Diskussion um den damaligen Bürgermeister Jakob Kessenring. Er hatte meuternde Bauern zum Tode verurteilen lassen. „Soll weiterhin eine Überlinger Straße nach ihm benannt bleiben?“, fragte ein Zuschauer. Der Kreiskulturamtsleiter Stefan Feucht gab hilfreiche Einordnungen. Die Rolle Überlingens sei jüngst vom Münchner Historiker Peer Frieß neu bewertet worden. „Überlingen hat sich eher darum gekümmert, Ruhe reinzubringen, denn der für die Stadt so wichtige Getreidehandel sollte nicht gestört werden“, so Feucht. Burger wies auf die 1528 geschaffene Überlinger Wappenscheibe aus dem Rathaussaal hin. Die Stadt hatte das Wappen mit dem roten Löwen von Kaiser Karl V. für ihre tapfere Haltung im Kampf gegen die Aufständischen erhalten. Doch was die Bauern in ihren zwölf Punkten gefordert hatten, sei nichts anderes als die erste schriftliche Niederlegung der Menschenrechte gewesen, ist Dietinger überzeugt.