Überlingen Das Überlinger Sommertheater verspricht auch in diesem Jahr mit seinem abwechslungsreichen Programm viel Amüsantes. Was das Publikum in der improvisierten Spielstätte auf dem Hofgut Rengoldshausen vom 11. bis 20. Juli erwartet, stellten Veranstalter Simeon Blaesi und der Förderverein Sommertheater jetzt bei einem Pressegespräch im Rathaus vor.

Auch wenn die ehemalige Kapuzinerkirche als traditionelle Spielstätte noch ihrer Sanierung harrt und der finanzielle Zuschuss der Stadt seit Jahren stark gekürzt ist: Die engagierten Kulturschaffenden könnten sich des Rückhalts der Stadt nach wie vor sicher sein, versicherten Fachbereichsleiter Raphael Wiedemer-Steidinger und Kulturreferent Michael Brunner gleichermaßen. Einen Wermutstropfen hatten die Vertreter der Stadtverwaltung allerdings zu vermelden: Selbst wenn die Baumaßnahmen in der Kapuzinerkirche wie geplant zum 30. Juni 2026 abgeschlossen sein würden, könne die Kommune keine verbindliche Zusage über eine mögliche Nutzung des angestammten Spielorts im Juli 2026 machen, sagte Wiedemer-Steidinger, auch, um vertragliche Risiken zu vermeiden. Doch vielleicht reiche es dann zu einem Spätsommertheater im September.

Das vielseitige Programm dieses Jahres macht zumindest schon mal Appetit auf mehr. Rückblicke auf die Bauernkriege gibt es derzeit viele. Eine ganz neue Perspektive vermittelt das bayerische Vokalensemble Cantus München, das unter dem Titel „Uffruhr“ den Auftakt des Überlinger Sommertheaters am 11. Juli erstmals melodisch gestaltet. Zurück zu den Wurzeln geht es am 20. Juli beim Abschlussgespräch mit dem renommierten Theatermacher Ulrich Khuon, der als Konstanzer Dramaturg vor 40 Jahren an der Wiege des improvisierten Bühnenprojekts in der Meersburger Hämmerlefabrik gestanden hat. Dazwischen gastieren das Potsdamer New Globe Theater und das Theater Lindenhof, das Theater Ravensburg und das ehemalige Überlinger Puppentheater Larifari Paukenschlag mit einem Stück für Kinder.

Ein Konzert mit Musik zum Bauernkrieg rund um Überlingen bringt das Ensemble Cantus München mit. Die unruhigen Bauern des „Seehaufens“ hatten sich 1525 gewaltbereit gezeigt. Die Bauern eroberten damals die Burg Ramsberg und das Schloss Ittendorf, das der Reichsstadt Überlingen gehörte. Der Abt von Salem, Jodok Necker, floh ebenso nach Überlingen wie der Konvent und der Abt des Klosters Ochsenhausen. Ausschnitte dieses dramatischen Geschehens werden hier in Harmonien gekleidet.

„Es war die Lerche“ ist der Titel des Schauspiels um „Liebe, Lärm und andere Lästigkeiten“ von Ephraim Kishon, mit dem das New Globe Theater seinen Shakespeare beim dritten Gastpiel in Überlingen auf ganz besondere Weise zur Anschauung bringt (12. und 13. Juli). Diese Komödie beleuchtet das Eheleben von Romeo und Julia, über 30 Jahre nach ihrem vermeintlichen Tod, auf humorvolle und ironische Weise. Zuschauer erleben Romeo als Ballettlehrer und Julia als nörgelnde Hausfrau, die sich mit alltäglichen Herausforderungen auseinandersetzen, irgendwo zwischen „Wer macht den Abwasch?“ und „Liebst du mich eigentlich noch?“.

Mindestens ebenso heiter geht es weiter, wenn das Theater Lindenhof mit der Produktion „Hinter eines Baumes Rinde“ gastiert, die auf Liedern und Klavierkompositionen von Heinz Erhardt basiert (14. Juli). Susanne Hinkelbein und Berthold Biesinger präsentieren einen Abend der Sprachkunst, Wortakrobatik und Freude am verbalen Sinn für Unsinn. Begleitet von Rittersmännern, Schelmen, Schelminnen, Fata- und Mutta-Morgana und wilden Tieren. „Die Augen sind nicht nur zum Sehen, sind auch zum Singen eingericht“, zitieren sie den genialen Reimer – „Wie soll man es denn sonst verstehen, wenn man von Augenliedern spricht“.

Das Theater Ravensburg hatte bereits im Vorjahr bei einer Sondervorstellung zu Widerstandskämpfer Georg Elser in den Räumen der Kunstakademie seine Visitenkarte abgegeben. Weniger ernst geht es beim Stück „Alte Liebe“ von Elke Heidenreich zu, deren witzige Texte die Basis für ebenso berührende wie komische Dialoge zwischen gealterten Paaren sind (19. Juli, 20 Uhr).

An Märchenfreunde ab sechs Jahren wendet sich das Überlinger Figurentheater Larifari Paukenschlag mit seiner Produktion „Die Chinesische Nachtigall“ nach der Geschichte von Hans Christian Andersen. Das Ensemble hat sich eigens für dieses Programm wieder einmal zusammengefunden und wird von Ravensburger Puppenspielern unterstützt, wenn es darum geht, dem Kaiser von China neue Kräfte zu verleihen (20. Juli, 11 Uhr).

Einen Rückblick mit Ausblick verspricht die Finissage in Form eines Gesprächs mit dem Theatermacher Ulrich Khuon. Er war Chefdramaturg in Konstanz, als das dortige Sommertheater 1985 begann, und begleitete es mehrere Jahre lang. Später war Khuon unter anderem Intendant in Hannover, Hamburg und Berlin. Einen interessanteren Gesprächspartner für Oswald Burger könnte es kaum geben (20. Juli, 18 Uhr).