Überlingen – Die aufwendigste Sanierung des Nikolausmünsters nahm mehr als 16 Jahre in Anspruch. Der Startschuss war am 1. November 1908 gefallen, erst am 6. Dezember 1924 konnte die Wiedereinweihung gefeiert werden. Dass sich jener Tag demnächst zum 100. Mal jährt, daran erinnert die katholische Münster-Gemeinde im Vorfeld mit Ausstellungen und informativen Veranstaltungen. Zuletzt erklärten Christine Gäng und Maria-Gratia Rinderer während einer Führung, welche Schäden das Gotteshaus damals zu zerstören drohten und wie es gerettet wurde. Dies mit vereinten Kräften, wie ein Bild vom Baubeginn mit Pferdefuhrwerken im Kirchenschiff und dem Architekten auf der Kanzel zeigt.
Was war geschehen? Während der Münsterplatz beim jüngsten Starkregen oberirdisch regelrecht geflutet wurde, hatte das Wasser damals den Mauern des Münsters unter der Oberfläche unbemerkt zugesetzt. Schichtwasser, das in Richtung See floss, wurde von den Fundamenten des Münsters aufgestaut und drang in das aus Sandstein bestehende Mauerwerk ein. In den mächtigen Säulen stieg das Wasser auf eine Höhe von drei bis vier Metern.
Mehrere längs und quer verlaufende Drainagerohre wurden damals im Untergrund verlegt, um das Wasser auszuleiten. Welcher massiven Eingriffe dies bedurft hatte, machte das Foto vom Beginn der Arbeiten deutlich, auf dem neben den Arbeitern drei Pferdefuhrwerke mitten im Kirchenschiff zu erkennen sind. Zur Finanzierung hatte die Pfarrei mehrfach Lotterien veranstaltet, um das notwendige Geld zusammenzubekommen, berichtete Christine Gäng.
Bei den Erdarbeiten kamen heikle Altlasten zutage. So tauchten zerstörte Grabplatten des ehemaligen jüdischen Friedhofs auf, die schlicht als Füllmaterial verwendet worden waren. Ein Teil der Fragmente ist jetzt an einer Wand des Museumsgartens zu sehen. Dass der Umbau 16 Jahre gedauert hatte, war auch dem Ersten Weltkrieg geschuldet, als ein Teil der Arbeiter an die Front gerufen wurde. Umso intensiver ging es nach Ende des Kriegs weiter.