Teilen kann so schön sein. Und teilen statt wegschmeißen macht auch noch Sinn. In diesem Sinn hat der Verein „Stadtoasen“ in Bad Säckingen in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen und der Stadt Bad Säckingen nun einen „Fairteiler“ eingerichtet und diesen am Samstag der Öffentlichkeit übergeben. Für den gilt einerseits auch der christliche Grundsatz, dass geben seliger denn nehmen ist, andererseits ist aber auch das Nehmen in diesem Fall ausdrücklich erwünscht.
Fairteiler heißt das Zauberwort
Fairteiler, was steckt denn da dahinter? „20 Millionen Menschen sind weltweit unmittelbar vom Hungertod bedroht“, so Stefan Meier, Vorsitzender vom Verein Stadtoasen. Unter Hunger leiden müssen noch weitaus mehr Menschen. Da klingt es eigentlich absurd, dass allein in Deutschland jährlich elf Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen werden. „Die Weltbevölkerung könnte ausreichend ernährt werden, wenn die Verteilung besser funktionieren würde“, erklärt dazu Cornelia Kammerlander, ebenfalls im Vorstand der Stadtoasen und darüber hinaus bei „Murg im Wandel“ engagiert.
Genau bei der besseren Verteilung setzt das Projekt des Fairteilers an. Wer Lebensmittel hat, für die er keine Verwendung mehr findet – das passiert uns allen mal – kann diese nun in den Schlosspark in Bad Säckingen bringen und im Kühl- oder Trockenschrank des Fairteilers ablegen, bevor sie verderben. Ein anderer kann sich diese Lebensmittel abholen und verwenden und somit gute Lebensmittel vor der Tonne bewahren. Der Verein arbeitet auch mit einigen Supermärkten zusammen, von denen sie Lebensmittel bekommen, die nicht verkauft werden.
Keine Konkurrenz zu Tafelläden
Meier und seine Mitstreiter machen deutlich, dass sie dennoch keine Konkurrenz zu Tafelläden aufmachen wollen, sondern sich als Ergänzung verstehen. „Wir bekommen unsere Lebensmittel von Geschäften, die bislang nicht mit den Tafeln zusammenarbeiten, oder zu Zeiten, in denen die Tafeln die Lebensmittel nicht abholen können“, macht Meier ganz deutlich.
Mit der Tafel in Bad Säckingen habe man auch vorher gesprochen und sei dort auf Zustimmung für den Fairteiler gestoßen. Der Schrank ist auf dem Gelände des ehemaligen Minigolfplatzes, wo jetzt der Spielplatz im Schlosspark ist, platziert – gebaut wurde er von Dimitri Gilbert – und täglich zu den Öffnungszeiten des Parks geöffnet. Montags bis freitags von neun bis 18 Uhr, samstags und sonntags von zehn bis 17 Uhr. Ein Team aus mehreren Leuten kümmert sich darum, dass der Schrank morgens geöffnet und abends wieder geschlossen wird und auch um die sonstige Pflege.
Den Schrank befüllen oder sich bedienen darf jeder, es gehe nicht unbedingt darum, sozial schwache Menschen zu unterstützen, sondern generell der Vernichtung von Lebensmitteln einen Riegel vorzuschieben. Am Schrank ist sogar ein QR-Code angebracht, den sich jeder Nutzer aufs Handy laden und dann Informationen austauschen kann. So kann man zum Beispiel auch sehen, welche Lebensmittel gerade da sind und schauen, ob man selbst etwas davon gebrauchen kann. Allerdings gilt, wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
Reservierung von Lebensmitteln nicht möglich
Reservieren könne man sich keine Lebensmittel, erklärt Stefan Meier. „Etwa 200 Fairteiler gibt es inzwischen in ganz Deutschland“, so Meier. Und auch Bürgermeister Guhl steht hinter der Idee des Fairteilers: „Sozialkaufhäuser und Tafelläden sind vielleicht auch ein Zeichen dafür, dass wir soziale Ungerechtigkeit in unserer Gesellschaft mehr und mehr akzeptieren, bei einem Fairteiler geht es aber tatsächlich nicht um Akzeptanz, sondern darum, gegen die Verschwendung zu kämpfen.“