Um bei der erwarteteten Bevölkerungsentwicklung den Rechtsanspruch von Eltern auf einen Kinderbetreuungsplatz gewährleisten zu können, wird die Stadt Bad Säckingen mittelfristig einen weiteren Kindergarten bauen müssen.
Dies ist freilich keine neue Erkenntnis der Stadtverwaltung. Das statitische Landesamt rechnet in Bad Säckingen bis zum Jahr 2025 mit einem Anstieg von rund 60 bis 70 Kindern auf 820 Kinder im Kindergartenalter.
Nach dem Neubau des St.-Elisabeth-Kindergartens (2013) und dem Kinderhaus Rheinau (2015) wird bald eine weitere Einrichtung gebraucht. Im Gespräch ist beispielsweise ein neuer Kindergarten im Bereich des Gesundheitscampus – auch um die Einrichtung für das Personal attraktiv zu machen.
Erzieherinen können sich ihren Arbeitgeber aussuchen
Sorgenfalten machen den Verantwortlichen aktuell aber nicht der Standort und die zu erwartenden Baukosten, sondern der Betrieb: "Das Problem ist weniger die bauliche Seite. Wir haben schlicht und einfach zu wenig Personal", so Bürgermeister Alexander Guhl.
Da flächendeckend die Kinderbetreuung ausgebaut wird, ist der Markt für die Erzieherinnen leergefegt. Vor allem für die stark nachgefragten Ganztagesgruppen findet sich wegen der längeren Arbeitszeiten kaum Personal, obwohl hier der Lohn schon um eine Tarifgruppe angehoben wurde.
Um selbst mehr Erzieherinnen auszubilden, beteiligen sich die Bad Säckinger Kindergärten schon seit einigen Jahren am Programm "Praxisintegrierte Ausbildung" für Erzieherinnen – kurz PIA, das gegenüber der staatlichen Ausbildung attraktivere Konditionen hat. Einige Erzieherinnen konnten so schon gewonnen werden.
"Ohne PIA wäre das Problem noch viel größer", so Guhl. Ein Allheilmittel ist PIA aber nicht. In diesem Jahr konnten aufgrund von Bewerbermangel nicht alle PIA-Stellen besetzt werden, wie Claudia Götz, Leiterin des städtischen Referates Kindergarten, einräumte.
Die Zahlen
Claudia Götz legte die aktuellen Zahlen vor: In den elf Einrichtungen werden im laufenden Kindergartenjahr 523 Plätze für Über-Drei-Jährige und 83 Krippenplätze (U3).
Einige wenige freie Plätze gibt es aktuell nur noch in den Ortsteilen. Eng ist es dagegen in der Kernstadt, für beide Bereiche gibt es hier bereits Wartelisten. "42 Kinder über drei Jahre haben derzeit keinen Platz", so Götz, auf der U3-Warteliste stehen 32 Namen.
Gerade im U3-Bereich sei der tatsächliche Bedarf aber schwer abzuschätzen. In der letzten Vergaberunde hätten 25 Prozent der Eltern den bereits zugesagten Betreuungsplatz kurzfristig wieder abgesagt. Um den dringendsten Bedarf zu decken, sei jeweils eine zusätzliche Gruppe notwendig.
Träger passen Angebot an
Obwohl es für den Personalnotstand keine Patentlösung gebe, müsse die Stadt Bad Säckingen aus baulich aktiv werden. Um das Angebot an den Bedarf anzupassen soll im St. Vincentius-Kindergarten eine Gruppe mit verlängerten Öffnungszeiten in eine Ganztagesgruppe umgewandelt werden. Hierzu werden aktuell ein größerer Essbereich und zusätzliche Ruheräume geschaffen.
Christine Oechslein mahnte an, beim Ausbau der Kinderbetreuung nicht die Ortsteile Harpolingen und Rippolingen zu vergessen. Die Kindergärten sollten auch im anstehenden Stadtentwicklungskonzept ihren Niederschlag finden.
Alexander Borho bezweifelte, dass der Standort des Krankenhauses der richtige Standort für einen weiteren Kindergarten sei, stattdessen brachte er Obersäckingen und das Gebiet Leimet ins Gespräch, "dort wo neue Baugebiete entstehen", so Borho.