Maria Tsymbal hat immer noch Hoffnung. Am Dienstag, 24. Juni, sind zehn Tage seit dem verheerenden Brand in der Villinger Innenstadt vergangen. Zehn Tage zwischen Hoffen und Bangen.
Die 15-Jährige hat Zettel aufgehängt, auf denen Tesla abgebildet und eine Handynummer notiert ist. Anfangs hingen die Suchanzeigen nur um den Brandort verteilt, mittlerweile sind sie im ganzen Stadtgebiet zu sehen.
15-Jährige hat noch Hoffnung
„Irgendwie glaube ich, dass Tesla noch lebt“, sagt das Mädchen, das in die Karl-Brachat-Realschule geht. Auch ein Retter der Feuerwehr habe ihr Mut zugesprochen. Normalerweise, so seine Erfahrung, können sich Tiere in solchen Unglücksfällen in Sicherheit bringen.
Bereits am Montag, 16. Juni, habe sich jemand gemeldet, der die Katze im Bereich des Blue-Boxx-Kinos gesehen haben will, berichtet Maria. Als sie dort hinfuhr, war die Katze verschwunden. Ob es sich wirklich um Tesla gehandelt hat, bleibt unklar. Auch melden sie Menschen von auswärts mit dem Hinweis, die Katze möglicherweise gesehen zu haben.

Maria hofft auf Fotos und Filme
Wer ein herrenloses Tier sieht, solle es doch bitte filmen oder fotografieren, bittet Maria. So lasse sich schnell klären, ob es sich tatsächlich um Tesla handle. Denn für eine Katze doch eher ungewöhnlichen Namen wählte sie aus, weil ihr Vierbeiner von Anfang an so agil war. Zudem ähnle das Tesla-Firmenzeichen, das eigentlich einen stilisierten Teil eines Rotors im Elektromotor zeigt, dem Gesicht ihrer Katze.
Als es in der Gerberstraße brannte, war Maria mit einer Freundin unterwegs. Sie berichtet, wie sie von Ferne eine Rauchsäule sah, um wenig später festzustellen: Die Wohnung, in der sie mit ihren Eltern lebt, stand in Flammen. Ihre Eltern schafften es rechtzeitig aus dem Haus in der Gerberstraße, ihr Vater floh ohne Schuhe aus dem Haus.

Eltern flüchten aus dem brennenden Haus
Unklar ist der Familie, wo Tesla zu diesem Zeitpunkt war. Maria vermutet, dass es sich die Katze im Dachgeschoss auf einem Sofa bequem gemacht hat, sicher ist sie sich aber nicht. Ihr Vater rannte während des Brandes noch einmal in die brennende Wohnung, um nach dem Tier zu suchen, berichtet sie. Ohne Ergebnis.
Mittlerweile hat die Familie in der Nähe der Goldenbühlschule eine neue Wohnung gefunden. In der alten Wohnung musste sie viel zurücklassen, unter anderem auch Wertgegenstände. Dafür, was alles passiert ist, wirkt Maria erstaunlich gefasst. Ihr Entsetzen über das Geschehene hat sie umgemünzt in vielfältige Aktivitäten. „1000 Suchanzeigen mit Tesla habe ich gedruckt“, sagt sie. Derzeit ist sie immer wieder im Stadtgebiet unterwegs, um die Zettel aufzuhängen.
Aus der Ukraine geflüchtet
Ihre Tapferkeit mag auch damit zu tun haben, dass sie in ihrem jungen Leben schon viel erlebt hat. Mit Ausbruch des Ukrainekrieges floh sie mit ihrer Mutter und der älteren Schwester aus Kiew, um drei Tage später in Deutschland anzukommen. Ihr Vater, so berichtet sie, sei im Krieg verletzt worden und mittlerweile wieder bei der Familie.
Die lange Reise nach Deutschland hat auch Tesla mitgemacht – das Haustier, das Maria im Alter von acht Jahren geschenkt bekam, als sie krank war. „Sie ist sehr ängstlich“, sagt sie über Tesla. Wenn Fremde sich nähern, läuft sie davon. Auch war der Stubentiger selten draußen, sodass sich die Schülerin sorgt, wie die Katze seit eineinhalb Wochen zurechtkommt.
Nun hofft sie darauf, dass doch noch der entscheidende Hinweis kommt. Auch am Dienstag, 24. Juni, ist Maria wieder zurückgekommen an den Ort der Katastrophe. Von Tesla keine Spur.