Gemeinde- und Ortswappen haben immer eine besondere Bedeutung, die meist mit der Historie des Ortes zusammenhängt. Manche erzählen sogar bildhaft eine eigene Geschichte. Dann handelt es sich um „sprechende Wappen“, wie diese in der Heraldik genannt werden. Am Hochrhein und speziell im Landkreis Waldshut gibt es eine ganze Reihe von Ortswappen, die in diese Kategorie fallen – und manche davon sind geradezu kurios.
Holzschlag
Holzschlag ist ein Ortsteil der Gemeinde Bonndorf im Schwarzwald. Das Wappen zeigt – passend zum Namen des kleinen Dorfes – einen Baum, der gerade gefällt wird oder auch von selbst umkippt.
Die Blasonierung, die heraldische Beschreibung des Wappens, lautet: „In Blau auf grünem Schildfuß eine nach rechts fallende silberne Tanne, aus dem vorderen Obereck hervorkommend eine goldene Strahlensonne.“ Das Wappen ist ein schönes Beispiel für ein „sprechendes Wappen“, bei dem der Name oder die Geschichte eines Ortes im Wappen bildhaft erzählt wird. Das Bild eines umfallenden Baums wurde schon 1856 im Siegel des Ortes geführt. Der geschichtliche Hintergrund: Im 17. Jahrhundert haben sich Holzfäller aus Tirol auf dem von ihnen abgeholzten Areal angesiedelt – und daher der Name des Dorfes.
Brenden
Brenden gehört als Ortsteil zur Gemeinde Ühlingen-Birkendorf, war aber noch bis 1975 eine eigenständige Gemeinde. Das Wappen ist zweigeteilt – gespalten, wie der Heraldiker sagt – und zeigt links den Hirsch des Klosters St. Blasien und rechts einen glühenden Rost, den man auch (pietätlos!) als Fliegenklatsche missinterpretieren könnte, wenn man nicht die tragische Geschichte dahinter kennen würde.
Der glühende Rost ist das Attribut des Heiligen Märtyrers Laurentius, der auch der Patron des Dorfes ist. Laurentius wurde 258 in Rom während der Christenverfolgung auf einem glühenden Rost hingerichtet – eine wahrhaft grauenvolle Weise zu sterben. Einmal jährlich im August feiert die Kirchengemeinde Brenden und Staufen das Kirchenfest mit Prozession zu Ehren des Märtyrers.
Bannholz
Bannholz ist ein Ortsteil der Gemeinde Weilheim und wurde laut des Heraldikers Dr. Horst Boxler bereits 894 unter dem Namen „Ballinholz“ (alemannisch: „Das Holz des Ballo“, Genitiv) erstmals urkundlich erwähnt. Aber was hat das Dorf mit einem Einhorn zu tun? Denn genau dieses Fabelwesen ist das Wappentier von Bannholz. Die Wappenbeschreibung lautet: „In Silber ein halbes rotes Einhorn.“
Laut dem Wappenbuch des Landkreises Waldshut von Harald Huber (1982) geht das Einhorn als Wappentier auf das Siegel des Bischöflich-Straßburgischen „Secretarius Andreas Bannholtzer“ zurück. Dieses Motiv wurde dann 1900 auf Vorschlag des Generallandesarchivs als Wappenbild für Bannholz angenommen.
Rickenbach
Rickenbach nahm das heute gütige Wappen schon 1910 an und wurde am 13. August 1975 im Zuge der Gemeindereform vom Innenministerium neu verliehen. Im Wappen ist besonders eine Geige auf der linken (vorderen) Schildseite auffällig. Was hat es mit diesem Streichinstrument im Wappen auf sich?
Laut Band 3 von „Kreis- und Gemeindewappen in Baden-Württemberg“ (1989) ist die Geige dem Wappen der Herren von Wieladingen entnommen, die vor 1314 einige Lehen in Rickenbach besessen hatten. Das Wappen der Herren von Wieladingen zeigt drei Fideln – Streichinstrumente, die besonders bei Minnesängern beliebt waren. Reste der Burg der Herren von Wieladingen liegen heute noch auf Willaringer Gemarkung. Als Meier des Stifts Säckingen hatten sie großen Einfluss auch in den heutigen Ortsteilen Hottingen und Bergalingen.
Ühlingen-Birkendorf
Einen Schiffsanker erwartet man nicht auf einem Wappen eines Ortes mitten im Südschwarzwald. Doch genau dieser ist im Wappen der Gemeinde Ühlingen-Birkendorf zu finden. Die Blasonierung lautet: „In Rot über einem offenen, mit einer silbernen Rose belegten silbernen Blätterkranz schräggekreuzt ein silbernes Rutenbündel, aus dem ein silbernes Beil ragt, und ein silberner Anker.“
Das Wappen war ursprünglich das des Ortsteils Ühlingen, wurde dann aber am 1. Januar 1975 auch für die Gesamtgemeinde übernommen. Laut „Kreis- und Gemeindewappen in Baden-Württemberg“ ist die Herkunft des Ankers als Wappenelement nicht ganz geklärt. Für die Gestaltung wurden allerdings Bilder von Siegeln aus dem 19. Jahrhundert verwendet, auf denen bereits der Anker auftauchte.
Görwihl
Das Wappen von Görwihl wurde dem Ort erstmals am 3. März 1970 verliehen und 1975 dann für die neue Gemeinde übernommen. Im Wappen fällt besonders das Eichhörnchen auf der hinteren Wappenseite auf, das an einem Baum emporklettert.
Eine Tanne mit zwei Eichhörnchen findet sich auf einem Siegel, das der Grafschaft Hauenstein zuzuschreiben ist. Alle heutigen Ortsteile von Görwihl gehörten früher zu dieser Grafschaft. Die heraldische Gestaltung des heutigen Gemeindewappens bezieht sich somit auf diese frühere Zugehörigkeit. Auch auf dem Schlachtbanner der Grafschaft waren Eichhörnchen dargestellt. Das vordere Symbol, der silberne Adler mit goldenem Zepter, hat ebenso eine historische Bedeutung. Er spielt auf die frühere Zugehörigkeit zu Vorderösterreich an.
Grafenhausen
„In Blau die silbern gekleidete Justitia mit silberner Augenbinde, in der Rechten ein gestürztes goldenes Schwert, in der Linken eine goldene Waage haltend.“ So lautet die Blasonierung des Wappens von Grafenhausen.
Das Wappen wurde 1903 auf Empfehlung des Generallandesarchivs von der Gemeinde Grafenhausen angenommen, heißt es in „Kreis- und Gemeindewappen in Baden-Württemberg“. Dass die römische Göttin der Gerechtigkeit auf dem Wappen abgebildet ist, könnte einen geschichtlichen Hintergrund haben. Denn im Gewann „Galgenbuck“ auf Grafenhausener Gemarkung war einst eine Richtstätte angesiedelt. Die Darstellung der Justitia könnte also auf diese hindeuten.
Bettmaringen
Bettmaringen mit etwa 530 Einwohnern ist seit der Eingemeindung am 1. Januar 1975 ein Ortsteil der Gemeinde Stühlingen. Die martialisch klingende Wappenbeschreibung lautet: „In Blau auf rot gezäumtem silbernem Pferd ein rot geharnischter Ritter, mit seiner Linken den roten Speer einem grünen Drachen in den Rachen stoßend.“
Das Bild zeigt den Heiligen Georg, den Drachentöter. Ein örtlicher Brunnen im Dorf erinnert an die Legende um den Kampf mit dem Lindwurm. Das Motiv ziert auch ein Siegel aus dem 19. Jahrhundert. Auf Vorschlag des Generallandesarchivs wurde 1895 ebendieses Motiv zum Wappenbild der damals noch eigenständigen Gemeinde Bettmaringen.
Hornberg
Hornberg gehört zur Gemeinde Herrischried und zeigt auf seinem Wappen ein Posthorn, das offenbar in eine Astgabel einer Tanne gehängt ist. Auch hier handelt es sich also umn ein „redendes Wappen“ in dessen Bild der Ortsname angedeutet ist. Am 1. Juli 1974 wurde Hornberg nach Herrischried eingemeindet.
Das goldene Horn hängt an den unteren Ästen einer auf einem grünen Dreiberg stehenden Tanne. 1912 wurde dieses Wappen nach Vorschlag des Karlsruher Landesarchivs angenommen, heißt es im „Wappenbuch des Landkreises Waldshut“ von Harald Huber von 1982. Die Gestaltung lehnt sich demnach an ein früher von der Gemeinde verwendeten Stempel für Amtsdokumente an.
Karsau
Das Wappen des Rheinfelder Ortsteils Karsau ist ein goldener Bienenkorb auf blauem Grund. Der Bienenkorb ist zusammen mit anderen landwirtschaftlichen Emblemen auf einem Siegel aus der Mitte des 19. Jahrhunderts abgebildet, heißt es im „Wappenbuch Landkreis Lörrach“. 1904 führte die Gemeinde dann das heutige Wappen ein.
Die Bedeutung dieses Bildes ist eher symbolischer Natur. Denn Karsau ist nicht unbedingt für Bienen oder die Imkerei bekannt und auch auf den Ortsnamen bezieht sich das Wappen nicht. Vielmehr steht in der deutschen Heraldik die Biene oder der Bienenkorb für Arbeitsamkeit und Fleiß. Das Wappen will demnach ausdrücken, dass die Karsauer ganz besonders fleißige Menschen sind.