Als eine von nur vier Städten in Baden-Württemberg ist Waldshut-Tiengen für ein Pilotprojekt des Landes ausgewählt worden. In diesem Zuge werden die auf öffentlichen, kostenpflichtigen Parkplätzen im Stadtgebiet abgestellten Fahrzeuge durch mit spezieller Technik ausgestattete Fahrzeuge, sogenannte Scan-Car, kontrolliert. Der Startschuss für die entsprechenden Vorbereitungen ist bereits gefallen. Im 1. Halbjahr 2026 soll das Pilotprojekt in die Praxis gehen, wie die Stadt jetzt mitteilt.
Was hat es mit dem Pilotprojekt auf sich?
Heidelberg, Freiburg, Mannheim, Waldshut-Tiengen. Dass die Große Kreisstadt als einzige Nicht-Großstadt für diesen Pilotversuch zum Zuge kam, hatte Oberbürgermeister Martin Gruner dem Gemeinderat bereits im Frühjahr bekannt gegeben. Der OB wie auch Ralph Albrecht, Leiter des Rechts- und Ordnungsamts der Stadt, werten die Entscheidung des Verkehrsministeriums damals zwar als Auszeichnung und Lohn für die Entwicklung der vergangenen Jahre.
Denn die Einführung der neuen digitalen Parkraumtechnik hat die für den Modellversuch notwendigen technischen Voraussetzungen überhaupt erst geschaffen. Hinzu kommen auch die örtlichen Gegebenheiten Waldshut-Tiengens. Die Stadt sei als Mittelzentrum am Hochrhein mit rund 25.000 Einwohnern groß genug, um aussagekräftige Erfahrungen zu sammeln, und gleichzeitig überschaubar genug, um Prozesse praxisnah zu testen, heißt es in der städtischen Mitteilung.
Die Lage an der Schweizer Grenze, eine hohe Pendlerquote und die touristisch geprägte Innenstadt sorgen für eine komplexe und vielfältige Parkraumnutzung. Die Anlage der Parkplätze, die keineswegs alle gleichförmig und damit einfach abzufahren seien, bringe zusätzliche Realitätsnähe in den Modellversuch.
Wie funktioniert die eingesetzte Technik?
Im Mittelpunkt steht laut Darstellung der Stadt der Einsatz von Scan-Cars. Dabei handelt es sich um Fahrzeuge, die mit Kamera- und Lasertechnik ausgestattet sind und die folglich Parkvorgänge automatisiert erfassen können.
Die Fahrzeuge fahren laut Planung der Stadt „definierte Stadtgebiete ab, lesen automatisiert Kennzeichen und gleichen diese mit digitalen Parkdaten ab“. Wer seine Parkgebühr ordnungsgemäß bezahlt hat, braucht sich keine Sorgen zu machen. Verstöße, etwa bei fehlender Parkberechtigung oder Parken
im Halteverbot werden derweil erkannt und an die Kommune übermittelt.
Das System ermögliche eine flächendeckende Kontrolle mit bis zu 8.000 erfassten Fahrzeugen pro Tag. Durch eine enge Absprache mit dem Landesdatenschutzbeauftragten sei die Einhaltung des Datenschutzes gewährleistet, betont die Stadt in ihrer Mitteilung. Ziel sei es, rechtssichere und datenschutzkonforme Grundlagen für den landesweiten Einsatz zu schaffen.
Wie beurteilt die Stadt das Pilotprojekt?
„Mit dem Scan-Car-Projekt leisten wir einen wichtigen Beitrag zum landesweiten Innovationsvorhaben im Bereich Parkraummanagement“, wie Martin Gruner jüngst im Rahmen einer Kick-off-Veranstaltung mit Vertretern des Verkehrsministeriums, der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg und verschiedener Partnerunternehmen der Stadt im Bereich Technik darstellte. „Waldshut-Tiengen zeigt, dass
moderne Digitalisierungslösungen nicht an Großstadtgrenzen haltmachen müssen“,
so Gruner weiter.
Zudem bringe die technische Entwicklung aus Sicht der Stadt auch ganz praktische Vorteile: Es sei eine Möglichkeit, dem zunehmenden Fachkräftemangel zu begegnen, der gerade auch im Bereich der Verkehrsüberwachung zunehme. „Der Einsatz eines Scan-Cars bietet uns die Möglichkeit, Ressourcen im Gemeindevollzugsdienst gezielt einzusetzen und gleichzeitig unsere Parkraumüberwachung gerechter, effektiver und transparenter zu gestalten“, zeigt sich Ralph Albrecht überzeugt.
Wie geht es jetzt weiter?
Bereits im Herbst soll laut Stadtverwaltung mit der Kartierung geeigneter Gebiete in Waldshut und Tiengen begonnen. Die technische Einrichtung und Abstimmung der Systemkomponenten sei für Dezember vorgesehen. Der eigentliche Pilotbetrieb startet dann im ersten Halbjahr 2026. Über neue Entwicklungen und Erkenntnisse werde die Stadt regelmäßig berichten.