Es klingt wie der Beginn eines Krimis: Einer Frau soll im Inneren einer Konstanzer Praxis, in der sie arbeitet, eine Überdosis Methadon verabreicht worden sein. Nur weil sie wenig später gefunden wird, kann wohl ihr Leben gerettet werden. Wer oder wie genau ihr die große Menge des synthetischen Opioids eingeflößt wurde, bleibt zunächst unklar. Klar ist aber: Sie lag tagelang auf der Intensivstation. Und niemand weiß genau, warum.

Was überaus mysteriös klingt, bestätigt im Kern das Polizeipräsidium Konstanz auf SÜDKURIER-Anfrage. „Ja, bei der Polizei ist solch ein Vorgang angezeigt worden – die Ermittlungen dazu dauern an“, teilt Katrin Rosenthal, Pressesprecherin des Konstanzer Präsidiums, auf Nachfrage mit. In diesem Kontext bestätigt sie, dass sich der Vorfall im Bereich des Klinikums Konstanz Anfang Juli zugetragen hat.

„Eine Frau soll mittels Methadon vergiftet worden sein“, heißt es zudem. Nähere Angaben zur Person macht die Polizei zunächst nicht, nach gesicherten SÜDKURIER-Informationen soll es sich beim Opfer um eine 59-jährige Konstanzerin handeln.

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Laut Polizeiangaben seien an jenem Tag – es soll sich dabei um den 3. Juli dieses Jahres gehandelt haben – Beamte der Landespolizei wegen eines medizinischen Notfalls in eine Praxis in der Luisenstraße gerufen worden. Dort befindet sich unter anderem das Facharztzentrum Konstanz und das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) des Klinikums Konstanz.

Die Ermittlungen in diesem geheimnisvollen Fall hat demnach der Bezirksdienst des Polizeireviers Konstanz wegen des Vorwurfs der gefährlichen Körperverletzung übernommen. Dass die Polizei zunächst sogar wegen eines versuchten Tötungsdeliktes ermittelt hatte, bestätigt sich zunächst indes nicht.

Noch keinen Tatverdächtigen erwischt

Noch ist nicht genau klar, was wirklich Anfang Juli in der Praxis im Bereich des Klinikums Konstanz passiert ist. Auch ob die Polizei bislang nennenswerte Ermittlungsergebnisse vorzuweisen hat, bleibt zunächst unklar. „Dazu machen wir – wie immer bei laufenden Ermittlungen – keine Angaben“, heißt es lediglich. Klar ist aber: Einen oder mehrere Tatverdächtige konnten die Beamten nach eigenen Angaben bislang nicht dingfest machen.

Es stellt sich unter anderem deshalb die Frage, warum die Polizei nicht eigenständig, beispielsweise auf der Suche nach Hinweisen aus der Bevölkerung, bis zum jetzigen Zeitpunkt an die Öffentlichkeit gegangen ist. „Wir entscheiden nach verschiedenen Kriterien, ob wir zu einem Sachverhalt proaktiv an die Öffentlichkeit gehen oder nicht“, teilt Katrin Rosenthal dazu mit.

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Und weiter: „In diesem Fall haben wir uns dagegen entschieden, um die schutzwürdigen Interessen der betroffenen Frau zu wahren und keine Verunsicherung zu schüren.“ Da sich der Vorfall außerdem nicht in der Öffentlichkeit zugetragen habe, sei auch ein Zeugenaufruf nicht zielführend gewesen, so die Einschätzung der Polizei. Zeugen könnten sich dennoch unter der Telefonnummer 07531 9950 melden.

Denkbar ist darüber hinaus: Die ermittelnden Beamten wollen wohl keinesfalls, dass mögliches Täterwissen in Umlauf kommt. Das ist vermutlich auch einer der Gründe, warum die Behörde auf nochmalige Nachfrage zu den vermeintlichen Ermittlungen wegen eines versuchten Tötungsdeliktes, zu objektiven Beweismitteln und zu den genaueren Umständen rund um die Örtlichkeit, keine weiteren Angaben macht.

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Aufgrund der derzeit andauernden Ermittlungen könne man – außer den bereits erfolgten – keine weiteren Details nennen. Man verweist zudem auf die Staatsanwaltschaft, die zunächst auf Nachfrage jedoch ebenfalls keine weiteren Angaben zum vorliegenden Fall macht.

Drogenscreening positiv auf Methadon

Doch wie hat die Frau das Methadon zu sich genommen? Möglicherweise wurde die große Menge Methadon einer Wasserflasche beigemischt, aus der das spätere Opfer trank. Ob diese gesichert wurde und ob daran entscheidende Spuren gefunden werden konnten, bleibt zunächst offen. Klar ist aber laut eines medizinischen Berichts, der dem SÜDKURIER vorliegt, dass sich beim ärztlichen Drogenscreening im Urin der Frau ein positiver Methadonnachweis darstellte.

Die Dosis war dabei wohl erheblich, sodass offenbar eine massive Vergiftung vorlag. Mehrere Tage verbrachte das Opfer auf der Intensivstation, sogar nach über zwei Wochen konnte laut dem Bericht das synthetische Opioid noch immer nachgewiesen werden. Das legt eine größere Dosis Methadon im Körper zugrunde.

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Die Spitalstiftung gibt auf Nachfrage an, im Zusammenhang mit dem Medizinischen Versorgungszentrum des Klinikums Konstanz oder dem Facharztzentrum zunächst nicht über einen solchen Vorfall informiert worden zu sein. Allerdings ist klar: Das MVZ verfüge weder über eine Ermächtigung zur Verordnung oder Verabreichung von Methadon, noch würde dieses Präparat dort vorgehalten oder angewendet. Das MVZ steht unter der Trägerschaft der Spitalstiftung Konstanz, das operative Geschäft liegt jedoch beim Klinikum Konstanz.

Auch beim Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz (GLKN) hat man allerdings keinerlei Kenntnis eines solchen Vorganges. Man gibt lediglich an, dass Methadon im MVZ nicht angewendet werden würde. Innerhalb des Gebäudes des MVZ befinden sich weitere Praxen des Facharztzentrums, die nicht Teil des Versorgungszentrums sind. Der Fall bleibt weiterhin rätselhaft, die Ermittlungen der Polizei dauern an.