Nach vier Jahren Baustelle können alle Beteiligten aufatmen: Die Arbeiten am Stadtbahnhof in Friedrichshafen sind nun offiziell beendet. Die Zeiten von Baustellenlärm und Umwegen für Reisende sind jetzt vorbei.
Obwohl Michael Groh, Leiter Regionalbereich Südwest der Deutschen Bahn, schon zahlreiche Bahnhöfe in Betrieb genommen hat, sei der Festakt in Friedrichshafen ein ganz besonderer Moment – nicht zuletzt wegen der 30 Grad im Schatten.

Denn mit Inbetriebnahme des Stadtbahnhofs endet nicht nur eine langwierige Baustelle, sondern auch das erste von der Deutschen Bahn großangelegte Modernisierungsprogramm in Baden-Württemberg. Im Rahmen des Programms hat die DB in den letzten 16 Jahren 36 Bahnhöfe saniert.
Sechs Monate länger und 4,5 Millionen Euro teurer
Das Programm verfolgt unter anderem das Ziel, alle Bahnhöfe barrierefrei umzubauen. In Friedrichshafen sorgen nun zum Beispiel Aufzüge an allen Bahnsteigen für einen stufenlosen Zugang. Was jetzt für Erleichterung bei den Reisenden sorgt, hat während der Bauarbeiten Probleme verursacht. Denn eine Zeit lang wurde der einzige Aufzug am Bahnhof ersatzlos abgebaut. Wer darauf angewiesen war, musste einen langen Umweg in Kauf nehmen.

Ursprünglich sollten die Bauarbeiten im Dezember abgeschlossen sein. Doch aufgrund von stockenden Lieferketten und Personalmangel kam es zu Bauverzögerungen. Etwa ein halbes Jahr länger haben die Bauarbeiten gedauert, so Michael Groh.
Auch die Kosten von anfangs angedachten 15 Millionen sind auf 23,5 Millionen gestiegen. Das Land Baden-Württemberg hat das Projekt mit 1,5 Millionen Euro gefördert, die Stadt Friedrichshafen mit drei Millionen Euro. Die restlichen 19 Millionen Euro kommen von der Deutschen Bahn.
Mehr Licht und Sicherheit am Bahnsteig
Auch an den Bahnsteigen hat sich einiges getan. Neben neuer Beleuchtungs- und Beschallungsanlagen wurde auch das taktile Leitsystem verbessert. Das soll Menschen mit Sehbehinderung mithilfe von tastbaren Elementen sicher an die Bahngleise leiten.

Darüber hinaus wurden Bahnsteige in der Höhe angepasst und teilweise verlängert, damit zukünftig auch längere Züge in Friedrichshafen halten können. Das könnte vor allem für neue Verbindungen, die durch Stuttgart 21 entstehen, interessant werden.
„Die Maßnahmen stärken die Infrastruktur in der Bodenseeregion und machen das Reisen mit der Bahn noch attraktiver“, so Michael Groh. Friedrichshafen stelle mit den Verbindungen nach Ulm, Lindau und Radolfzell einen wichtigen Knotenpunkt in der Region dar.
„Bahnhöfe dürfen keine Schmuddelecken mehr sein“
Das Modernisierungsprogramm soll insbesondere das Bahnfahren für beeinträchtigte Menschen möglich machen. „Damit schaffen wir auch einen Zugang zur Teilhabe an der Gesellschaft“, sagt Elke Zimmer, Staatssekretärin im Verkehrsministerium Baden-Württemberg, bei der Eröffnung. Dazu zählen nicht nur Rollstuhlfahrer, sondern auch Menschen, die mit einem Rollator oder Kinderwagen unterwegs sind.

Das Modernisierungsprogramm sei ebenso ein Zeichen Baden-Württembergs für die Klimaneutralität, die das Land bis 2040 erreichen will. „Der öffentliche Verkehr muss attraktiver werden“, sagt Elke Zimmer. Dazu gehöre nicht nur der Bahnverkehr, sondern auch die Anbindung an Bahnhöfe durch Busverbindungen und Car- oder Fahrrad-Sharing-Angebote. „Die Reise beginnt nicht erst mit dem Schritt in den Zug, sondern schon vorher“, so die Staatssekretärin. „Bahnhöfe dürfen keine Schmuddelecken mehr sein.“
Mit dem Bahnhofsgebäude geht es weiter
Der Häfler Stadtbahnhof und seine Umgebung sind auch für Oberbürgermeister Simon Blümcke ein wichtiges Anliegen. „Der Bahnhof ist identitätsstiftend für Friedrichshafen“, sagt Blümcke. Daher hat die Stadt einen Kommunalen Ordnungsdienst eingerichtet, der für ein besseres Sicherheitsgefühl im Stadtgebiet sorgen soll.
Für das Gebäude des Stadtbahnhofs ist laut Bahn in den kommenden Jahren eine Sanierung vorgesehen. Bevor die nächste große Baustelle ansteht, geht es zunächst in kleinerer Dimension weiter. Als nächstes soll die Unterführung zu den Bahnsteigen und zum Franziskusplatz einen neuen Bodenbelag erhalten.