So ruhig wie am Mittwochabend ist es selten auf dem Bad Säckinger Recyclinghof, wenn er geöffnet hat. Bei der „Nacht der Recyclinghöfe“, die der Eigenbetrieb Abfallwirtschaft des Landkreises Waldshut im gesamten Kreisgebiet veranstaltete, war das Fluch und Segen zugleich. Ersteres, weil die Wärme des Tages bis lange in den Abend hinein andauerte und daher viele Menschen vom Kommen abgehalten haben dürfte; Letzteres, weil so ein intensiver Austausch möglich war. Die Leidenschaft für das Thema Abfall von Landrat Martin Kistler und seinen Angestellten jedenfalls sprang über.
Für Maja und Ben Kuhn aus Laufenburg war es eine Freude, die leeren Schraubgläser in den Weißglascontainer ausnahmsweise abends schmeißen zu dürfen. Für die Siebenjährige und ihren zehnjährigen Bruder ist Mülltrennung selbstverständlich und leise bleibt es obendrein, als das Glas im Container landet. Was für die Kinder eine Freude ist, ist für viele Erwachsene eine zur Selbstverständlichkeit gewordene Routine. Für den Wertstoffkreislauf und damit für die Umwelt ist das gut, für den Landkreis Waldshut, der mehr als 20 Wertstoffhöfe betreibt oder betreiben lässt, ebenfalls.
Für Landrat Martin Kistler und die Mitarbeiter des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft des Kreises ist es wichtig zu zeigen, was hinter diesen Selbstverständlichkeiten steckt und die Leistungen ihrer Behörde noch bekannter zu machen. Immer wieder kommen sie mit den Menschen ins Gespräch, mal direkt unter dem Zeltpavillon mit dem Infomaterial, mal am Grill, auf dem die Firma Zimmermann Recycling, seit 1992 Betreiber des Hofes, Würstchen brutzelt.
Viele Fragen an die Müll-Experten des Landkreises
„Die Gelben Säcke bleiben?“ erkundigt sich Carmen Düreth bei Carmen Elbert vom Landratsamt. „Gott sei Dank“, sagt sie erleichtert als sie erfährt, dass diese erstmal bleiben. Eine weitere mögliche Abfalltonne bewegt viele Menschen. Natürlich hätte sich dann das Problem mit von Vögeln aufgepickten Säcken erledigt, aber eine Gelbe Tonne passt auch nicht in jedes Haus oder auf jedes Grundstück.
Das freundliche Gespräch führt weiter über die Abfallgebühren, welche nach einer kürzlichen Erhöhung stabil bleiben sollen und geht weiter zur Schadstoffsammlung. Für die Tagesmutter ist es ein Zeitproblem, dass diese nur unter der Woche und in Wallbach stattfinde. Die Anregung, diese auch wochenends beim Recylinghof anzubieten, nimmt Elbert mit. Düreth ist sehr zufrieden mit dem Angebot des Kreises, wünscht sich aber manchmal auch einen respektvolleren Umgang der Menschen mit dem Personal: „Das ist oft unter aller Kanone“, sagt sie und berichtet von verärgerten Bürgern, wenn diese Müll wieder mitnehmen müssten.

Batterien und Akkus sind eine Gefahr im Müll
Auch wenn die Mülltrennung von vielen Bürgern bisweilen als übertrieben oder gar lästig empfunden wird, hat sie ihre Berechtigung. Da ist einerseits das Recycling, also die Wiederverwendung von Rohstoffen, andererseits aber auch die Sicherheit. Die inzwischen vielen elektrisch betriebenen Geräte mit Batterien oder Akkus gehören nicht ohne Grund nicht in den Restmüll: Dort können sie sich entzünden.
Samstags wird der Recyclinghof zum Treffpunkt
Benedikt Zimmermann, Geschäftsführer des Recyclingunternehmens, steht auf seinem Hof. Hinter ihm sind die vielen Container für Sperrmüll, Papier, Kartonage und Gelbe Säcke, rechts von ihm die meterhohen Bauschutthaufen – eine andere Sparte des Recyclings. In den zurückliegenden mehr als 30 Jahren sei die Entsorgung umfangreicher, spezifischer und sortenreiner geworden, erzählt er.
Gerade an Samstagen sei viel los. „Dann ist hier Kaffeekränzchen pur“, erklärt er die gesellschaftliche Bedeutung des Hofes gerade für ältere Menschen und untermauert das, was Martin Kistler mit „sozialer Treffpunkt“ umschrieben hat. „Letztes Jahr war aber viel mehr los“ und nennt ebenfalls das Wetter als wahrscheinlichen Grund, während ein schwarzer Renault Clio mit zwei jungen Frauen das Gelände verlässt und eine breite Wolkenfront am Abendhimmel aufzieht.