Im Park, rund um den Bahnhof oder in der Fußgängerzone: Auch in den größeren Städten am Hochrhein gehören Menschen, die Flaschen sammeln, dazu. Es ist eine Tätigkeit, die Arbeit macht, gering geschätzt wird und wenig einbringt. Fast eine Million Menschen in Deutschland, so das Ergebnis einer Untersuchung, sammelt aktiv im öffentlichen Raum die von anderen weggeworfenen Flaschen und Dosen, um hinterher das Pfand zu kassieren.

Sonst würden Pfandflaschen im Müll bleiben

Es ist eine wichtige Arbeit. Denn das, was Menschen zuvor achtlos und aus Bequemlichkeit in den Müll geworfen haben, würde sonst auch in demselben bleiben, ohne der Wiederverwertung zugeführt zu werden, was Sinn und Zweck des Pfandsystems ist. Aber eben: Flaschen und Dosen aus den Mülleimern herausfischen zu müssen, ist unangenehm, schmutzig und müsste nicht sein.

Zwei Mitarbeiter entwerfen Stahlfiguren

„Menschenunwürdig“ sogar nennt es Chantal Hommes-Olaf, Sprecherin der Stadt Rheinfelden. Dort wurden im Sommer 2019 auf Initiative einer städtischen Auszubildenden zwei von Mitarbeitern der Technischen Dienste entworfene und gebaute Stahlfiguren installiert und „Pfandbutler“ getauft, für je etwa 500 Euro. Sie halten, eben wie Butler es tun, ein Tablett, auf dem die Flaschen und Dosen aus Glas, PET und Weißblech abgelegt werden können. Was darauf landet, kann jedermann herausnehmen und zu Geld machen – schnell, einfach und sauber. In einem ersten Schritt wurden zwei Prototypen in der Stadtmitte aufgestellt: einer auf dem Karlsplatz, der zweite auf dem Oberrheinplatz.

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Leider werden Müll und Kippen abgelegt

„Leider wurden die Pfandbutler sehr oft zweckentfremdet. Anstatt leere Pfandflaschen wurden dort Müll und Unrat sowie Zigarettenkippen abgelegt“, sagt Hommes-Olaf. Ferner seien sie auch mehrfach massiv beschädigt worden, sodass sie nach rund einem Jahr hätten abgebaut werden müssen. Aber die Rheinfelderinnen und Rheinfelder hatten die servilen Gesellen aus Metall, die der Stadt durchaus Alleinstellungscharakter zu verleihen vermochten, liebgewonnen. So kehrte auf ausdrücklichen Wunsch aus der Bevölkerung 2022 noch einmal ein „Pfandbutler“ zurück. Er fand beim Bahnhof seinen Platz und steht noch immer dort. Doch bestätigt auch hier der Augenschein, dass sein Tablett eher als Müllabladeplatz missbraucht wird.

Pfandringe sind es in Waldshut und Bad Säckingen, hier in der Waldshuter Bahnhofsunterführung.
Pfandringe sind es in Waldshut und Bad Säckingen, hier in der Waldshuter Bahnhofsunterführung. | Bild: Wagner, Hans

In Bad Säckingen und Waldshut gibt es Ringe

Keine Pfandbutler, sondern an öffentlichen Mülleimern angebrachte Pfandringe mit Halterungen sind es in Waldshut und Bad Säckingen. In Waldshut gibt es davon vier, installiert an Mülleimern in der Bahnhofsunterführung, auf dem Generationenplatz bei der Bernhalde und im sogenannten Rosengarten am Rheinuferweg. Die Stadt installierte sie Anfang 2020 in einer „Testphase“. Diese war bis Ende März 2020 terminiert. Nach Ablauf sollte Bilanz gezogen und bei einem Erfolg die Aktion auf Tiengen ausgeweitet werden. Heute, fünf Jahre danach, sind die vier Waldshuter Pfandringe noch immer da. Aber darüber, wie sie ankommen, kann die Stadt keine Angaben machen. Klar: Flaschensammlerinnen und -sammler dürften da eher wenig Feedback geben.

Mit Aufklebern versehen startete die Pfandringe-Aktion in Waldshut Anfang 2020, hier in der Bahnhofsunterführung.
Mit Aufklebern versehen startete die Pfandringe-Aktion in Waldshut Anfang 2020, hier in der Bahnhofsunterführung. | Bild: Schlichter, Juliane

Was die Mitarbeitenden der Stadtreinigung berichten, deckt sich aber mit den Rheinfelder Beobachtungen vom Missbrauch der Stationen als Müllablademöglichkeit. Das motiviert das Rathaus auch nicht dazu, über die vier aktuellen Standorte hinaus weitere hinzuzufügen. „Eine Ausweitung des Projekts auf Tiengen wurde in Erwägung gezogen. Aktuell ist jedoch keine Erweiterung vorgesehen“, sagt denn auch Rathaus-Sprecherin Verena Pichler.

In der spärlich beleuchteten Waldshuter Bahnhofsunterführung sind die Metallringe auch kaum wahrzunehmen. Die anfangs aufgebrachten Aufkleber mit Sprüchen wie „Pfand raus – Müll rein“ und „So wird Müll ein Geschenk“ sind längst verschwunden. Und in den Öffnungen der Pfandringe stecken auch praktisch keine leeren Flaschen oder Dosen, sondern nichts oder eben Müll: Einweg-Kaffeebecher, zerknülltes Papier und Fast-Food-Verpackungen. Anscheinend werfen Passantinnen und Passanten trotz der Pfandringe Flaschen und Dosen weiterhin lieber in die Eimer. Anscheinend ist es schon zu viel der Mühe, sie in den Pfandringen zu deponieren – vorausgesetzt, die Menschen bemerken sie überhaupt.

Von Pflanzen überwuchert und verrostet sind die Pfandringe teils Bad Säckingen, hier am Bahnhof.
Von Pflanzen überwuchert und verrostet sind die Pfandringe teils Bad Säckingen, hier am Bahnhof. | Bild: Wagner, Hans

Auch Bad Säckingen kann in Sachen Pfandringe keine positive Bilanz ziehen. „Es sind immer noch Flaschen auch in den Mülleimern, wo Pfandringe in unmittelbarer Nähe sind“, weiß Klaus Strittmatter, stellvertretender Fachbereichsleiter Bauen und Technische Dienste der Stadt. In Bad Säckingen sind es sogar zehn Pfandringe, die 2019 vom Bahnhof über die Schützen- und Steinbrückstraße bis zum Rheinufer angebracht worden sind. Strittmatter: „Eine hohe Frequentierung der Pfandringe konnten wir in den vergangenen sechs Jahren leider nicht feststellen.“

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Gehört auch Weilheim zu Standorten?

Laut der Website www.pfandring.de soll am Hochrhein auch die Gemeinde Weilheim zu den Standorten des Sammelsystems gehören. Weilheims Bürgermeister Jan Albicker ist davon aber nichts bekannt. „Wir sind hier auch gar nicht aktiv geworden“, sagt er auf Nachfrage. Und schiebt nach: „Wahrscheinlich hat man wieder unser Weilheim mit einem der anderen sechs Weilheims in Süddeutschland verwechselt.“