Das Seenachtfest 2025 war für die Besucher eine große Freude. Doch der Rückweg gestaltete sich für einige Besucher, die mit der Bahn abreisen wollten, schwierig bis unangenehm. Mehrere Leser kontaktierten den SÜDKURIER und berichteten unabhängig voneinander von ähnlichen Szenen. Doch was war los?

Nach dem Feuerwerk warteten viele der Gäste auf die Bahn. Damit es nicht zu Problemen am Bahnhof kommt, versuchte die Bundespolizei, die Menschen kontrolliert auf die Bahnsteige zu lassen, so berichten die Leser.

Lange Wartezeiten eingeplant

Einer von ihnen ist Hendrik Schulz aus Engen. Für ihn und seine Familie mit zwei kleinen Kindern war es die beste Variante, mit dem Seehas anzureisen. Doch der Antritt zur Rückreise war aus seiner Sicht ein Fiasko. „Dass man bei der Rückfahrt mit dem Seehas etwas Geduld mitbringen muss, war uns von früheren Besuchen durchaus bekannt“, erklärt er. Damit habe er auch kein Problem gehabt.

In der Unterführung an der Marktstätte seien die Zugänge mit Gittern gesperrt gewesen, sodass die Gäste vom Bahnhofplatz aus zum Bahnhof mussten. Anfangs sei die Stimmung bei den Wartenden noch gut gewesen, doch dann kippte sie. „In der Menge wurde es unruhig“, berichtet Schulz. „Vor allem kleine Kinder, Menschen im Rollstuhl und Menschen mit Gehhilfen fühlten sich sichtbar unwohl“, führt er weiter aus.

Ein Zugang wird nicht mehr geöffnet

Zwischenzeitlich wurde dann laut übereinstimmender Schilderung nur noch einer der Zugänge zum Bahnhof geöffnet, während aus anderen Richtungen ebenfalls nun Menschen auf den Bahnsteig geströmt sein sollen. Das soll für weiteren Frust gesorgt haben.

Auch Peter Mayer aus Speyer, der während seines Bodenseeurlaubs das Seenachtfest besuchte, schildert die gleichen Eindrücke. Er berichtet, dass die Beamten der Bundespolizei genervt reagiert hätten: „Auch der Bitte, doch wenigstens Eltern, welche ihre schlafenden Kinder kaum noch auf dem Arm tragen konnten, vorrangig zu behandeln, wurde brüsk zurückgewiesen“, so Mayer.

Es sei immer wieder gedrängelt und geschoben worden, sodass die Menschen vorn in die Absperrungen gedrückt wurden. Laut der Augenzeugenberichte habe eine Bundespolizistin eine „hyperventilierende“ Frau aus der Masse hinter die Absperrungen geholt.

Später werden die Zugänge geöffnet

Erst sehr spät seien die Zugänge zum Bahnhof für alle freigegeben worden. Laut Mayer „geradezu in letzter Minute“. Das habe die Lage deutlich entspannt. Mayer bezeichnet die Situation als „Totalversagen“. Auch Hendrik Schulz meint, diese Lage wäre vermeidbar gewesen.

Die Bundespolizei habe für Sicherheit gesorgt

Die Bundespolizei verweist zu ihrem Vorgehen, dass für sie die Sicherheit der Bahnreisenden und der Betrieb des Bahnverkehrs im Vordergrund standen. „Ein unkontrollierter Zustrom und damit einhergehender hoher Andrang auf dem Bahnsteig birgt ein deutlich erhöhtes Gefahrenpotenzial“, erklärt Bettina Stahl, Sprecherin der Bundespolizeiinspektion Konstanz.

Das Warten auf dem vorhandenen Platz vor dem Bahnhof sei auch erfolgt, damit Reisende die Lage selbst beurteilen und sich gegebenenfalls entscheiden konnten, auch mit Bussen oder anderen Verkehrsmitteln das Fest zu verlassen, heißt es von der Bundespolizei auf SÜDKURIER-Nachfrage.

Kein Gedränge auf den Bahnsteigen

Die Zugänge über die Unterführung an der Marktstätte seien durch den Veranstalter gesperrt gewesen. Durch die Maßnahmen der Bundespolizei sei verhindert worden, dass Reisende auf dem Bahnsteig gedrängt warten oder durch die schmale Unterführung mussten.

„Den vor dem Bahnhof vorhandenen Platz als Warteraum zu nutzen, stellte dahingehend ein deutlich geringeres Gefahrenpotenzial für die Reisenden dar“, so Stahl. Der Zugang zum Bahnsteig sei dann dauerhaft geöffnet worden, nachdem die Bundespolizei dies als ausreichend sicher beurteilt hatte.

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Auch an Aussichtspunkten wird es chaotisch

Drangvolle Enge herrschte am Samstagabend aber nicht nur an den Bahnsteigen und Bushaltestellen, sondern auch an vielen anderen Orten im Stadtgebiet. Findige Konstanzerinnen und Konstanzer, aber auch Gäste von außerhalb strömten schon früh an Orte, an denen sich das Feuerwerk auch ohne Seenachtfest-Eintritt verfolgen ließ.

Auch hier kam es zum Teil zu rücksichtslosem Verhalten – so versuchten noch Autofahrer, sich trotz der Sperrung in die dicht gepackte Menschenmenge am Bismarckturm zu zwängen und möglichst bis auf den Gipfel des Raitebergs zu fahren.

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Dort verfolgten unzählige Zuschauerinnen und Zuschauer das Feuerwerk und ließen sich trotz der Enge die Freude an dem farbenfrohen Spektakel nicht nehmen, zumal sogar Teile der Begleitmusik in rund zwei Kilometern Entfernung noch gut zu hören waren. Ordnungskräfte waren am Bismarckturm bis nach Feuerwerk-Ende nicht zu sehen, und es kam auch zu keiner Situation, die ein Eingreifen der Polizei nötig gemacht hätte.

Keine Einsätze an der Schmugglerbucht

Großen Ansturm erlebte auch die Schmugglerbucht, wo an den besten Plätzen das Feuerwerk sogar inklusive der Spiegelung im Wasser zu sehen war. Augenzeugen berichteten, dass sich manche Feuerwerk-Fans schon am frühen Abend die besten Plätze reservierten und im ufernahen Bereich zum Auftakt nach 22 Uhr jeder Quadratmeter voll belegt war. Zu Problemen oder Polizeieinsätzen kam es, nach einer vorläufigen Bilanz, aber auch am frei zugänglichen Teil des Seeufers nicht.

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Dass so viele Menschen das Feuerwerk zwar sehen, aber den Eintritt fürs Seenachtfest nicht bezahlen wollen, dürfte die Organisatoren auch im kommenden Jahr herausfordern – vor allem, wenn die 2026er-Auflage des Fests, wie von Teilen der Stadtpolitik gewünscht, verkleinert wird: Sollte die Seestraße vom Festgelände ausgenommen werden, würden wohl viele, die dieses Jahr am 9. August zum Bismarckturm, ans Hörnle, zur Schmugglerbucht oder an die Seerhein-Ufer geströmt sind, in den Folgejahren dorthin kommen und für einen beispiellosen Besucheransturm sorgen.