In der Radolfzeller Gastro-Szene ist aktuell viel Bewegung, doch in bester Lage geht es nicht um eine Geschäftsschließung: Das Lokal Mole sucht einen neuen Pächter. Eine entsprechende Anzeige ist auf einer Internetseite für Gastonomie-Immobilien geschaltet. Mole-Geschäftsführer Daniel Stütz bestätigt auf Nachfrage dieser Zeitung: „Wir haben uns nach sorgfältiger Überlegung entschieden, den Betrieb in neue Hände zu geben.“
Stütz betreibt neben dem Restaurant Mole auch die Veranstaltungs-Location Eil.Gut.Halle in Lindau. Den Restaurantbetrieb hat man dort erst Anfang 2025 komplett eingestellt und den Fokus des Lokals auf Veranstaltungen gelegt. Nun möchte sich Stütz noch mehr um das Geschäft in Bayern kümmern. Es habe sich als große Herausforderung erwiesen, den Standort in Radolfzell vom Hauptsitz in Lindau zu führen, so Stütz. Bis allerdings ein Nachfolger gefunden sei, werde man das Restaurant Mole weiter öffnen.

Für den Gastronom ist es erst die dritte Saison
Jetzt sei man mit der Bodensee-Hafen-Gesellschaft (BGH) als Besitzer der Immobilie auf der Suche nach einem geeigneten Nachfolger. Laut Exposé läuft der Pachtvertrag, den Stütz damals ausgehandelt hatte, noch 23 Jahre. Der Neubau begann mit reichlich Verspätung erst 2021. Eröffnet wurde das Restaurant im Frühjahr 2023. Für Stütz ist es also erst die dritte Sommersaison an dem Standort.
Die BGH gehe offen in die Ausschreibung, wie Christopher Pape als Sprecher der Stadtwerke Konstanz mitteilt. Die BGH ist eine Tochtergesellschaft der Stadtwerke Konstanz und diese wiederum ist eine Gesellschaft im Eigentum der Stadt Konstanz. „Grundsätzlich hat die gesamte Gastronomie-Branche mit Herausforderungen wie beispielsweise dem Fachkräftemangel und einem verändertem Gästeverhalten zu tun“, so Pape.
Diesen Faktoren müssten auch neue Pächter mit einem entsprechenden Konzept begegnen. Das Konzept müsse aber vom Gastronomen selbst entwickelt werden. Die BGH sei offen für verschiedene Ideen – auch was die Zahl der Öffnungstage anbetreffe. „Unsere Vorgaben sind nicht zu eng gestrickt“, so Pape.
Standort bietet viel Potenzial
Der Standort an der Mole bietet laut Gastronom Stütz großes Potenzial, gerade durch die Lage am Wasser und den touristischen Charakter. Es sei ein „besonderer Ort“. Dieser erfordere aber gleichzeitig ein durchdachtes Konzept, um wetterbedingte Schwankungen auszugleichen.
Stütz und sein Team hatten sich in diesem Jahr erstmals für eine Winterpause von Ende Dezember bis Ende April entschieden, weil die Wintermonate sehr ruhig seien. Diese Entscheidung wurde kritisch gesehen, denn eigentlich sei es Wunsch und Anforderung des Gemeinderates gewesen, dort eine Ganzjahresgastronomie anzusiedeln. Diese Vorgabe wurde dann aber doch nicht in den Pachtvertrag aufgenommen. Auch die aufgerufenen Preise sorgten in der ersten Saison gleich für Kritik am Seeufer. Denn selbst im Biergarten waren die Preise für Getränke trotz Selbstbedienung deutlich teurer als in den benachbarten Lokalen.

Die aktuelle Sommersaison sei laut Daniel Stütz solide angelaufen. Mit der Einschränkung allerdings, dass das Wetter phasenweise Einfluss auf die Gästezahl hatte. Der Juli war dann doch verregneter als gewünscht.
Keine Kritik an Zusammenarbeit mit Stadtverwaltung
Kritik hat er auch nicht für die Radolfzeller Stadtverwaltung. David Rüttnauer, ehemaliger Wirt der Blueberry‘s Bar in Radolfzell hat frisch das „Scharfe Eck“ in Allensbach übernommen und die Zusammenarbeit mit der Verwaltung als einen Grund für den Umzug genannt. In Radolfzell sei nichts mehr los, wird Rüttnauer zitiert, und in Allensbach habe sich die Verwaltung gekümmert und das Gefühl vermittelt, willkommen zu sein.
Diesem Gefühl kann sich Daniel Stütz nicht anschließen. „Die Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Gemeinderat haben wir stets sachlich und konstruktiv erlebt“, so der Gastronom. Allgemein stünde die Branche vor vielen Herausforderungen, die aber nicht nur den Standort Radolfzell beträfen, sondern alle.