Die schiere Größe, die hohen Preise, das neue Konzept: In den ersten Monaten erregte das neue Restaurant an der Radolfzeller Mole aus vielen Gründen Aufmerksamkeit – auch negative. Knapp ein Jahr liegt die Eröffnung des Restaurants nun zurück, etwa zwei Jahre die des dazugehörigen Biergartens. Die Betreiber stehen kurz vor dem Start in die neue Saison und ziehen ein erstes Zwischenfazit.

Die Eröffnung des Restaurants am Osterwochenende 2023 begann direkt mit einem kleinen Rückschlag, berichtet Geschäftsführer Daniel Stütz. Das gesamte Führungspersonal sei reihum an Corona erkrankt. Doch mit der Entwicklung danach ist Stütz sehr zufrieden. „Das erste Jahr lief durchweg positiv“, resümiert er. Die Entwicklung gehe in die richtige Richtung. So seien die Rückmeldungen der Gäste überwiegend positiv.

Schon zur Eröffnung 2023 (Archivbild) punktete das Mole-Restaurant mit ungewöhnlicher Optik und der Aussicht auf den Bodensee.
Schon zur Eröffnung 2023 (Archivbild) punktete das Mole-Restaurant mit ungewöhnlicher Optik und der Aussicht auf den Bodensee. | Bild: Jarausch, Gerald

Besonders freue ihn das gute Verhältnis zur Stadt und den umliegenden Gastronomen, wie der Seebar am Konzertsegel oder dem Heimathafen. Wenn einem etwas ausgehe, helfe man gegenseitig. „Das ist aber auch üblich in der Branche, das haben wir nicht anders erwartet“, so Stütz.

Geschäftsführer mit Umsatz zufrieden

Auch mit den Besucherzahlen und dem Umsatz zeigt sich Stütz zufrieden. „Wir liegen sogar leicht über unseren Erwartungen“, berichtet er. Man habe einen Pachtvertrag für 30 Jahre unterzeichnet, den man auch mindestens erfüllen wolle. „Darauf ist auch unser Konzept und damit die Finanzierung ausgelegt. Dicke Gewinne kann man im ersten Jahr ohnehin nicht erwarten“, erklärt er. Schreibt das Restaurant also aktuell noch rote Zahlen? Konkret antwortet Stütz darauf nicht, nur so viel: „Unsere Finanzierung steht auf soliden Beinen.“

Die Eisdiele „Da Toni“ an der Mole wurde im November 2022 abgerissen.
Die Eisdiele „Da Toni“ an der Mole wurde im November 2022 abgerissen. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Doch gerade anfangs habe es natürlich etliche Herausforderungen und Kinderkrankheiten gegeben. „Wir waren die Neuen, da wird man kritisch beäugt, man polarisiert“, sagt er – auch mit Blick auf die Kritik an den Preisen. Viele Radolfzell hätten emotional am alteingesessenen Vorgänger gehangen, vermutet Stütz. „Hier haben viele ihr erstes Date erlebt oder andere schöne Erinnerungen gehabt. Da hat man es natürlich schwer, mit einem anderen Konzept direkt nur auf Wohlwollen zu stoßen“, erklärt der Geschäftsführer.

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Zudem sei die Eröffnungsphase in eine schwierige Zeit gefallen – direkt nach der Corona-Pandemie. Die Rahmenbedingungen waren steigende Kosten, viel Unsicherheit, viele Krankheitsausfälle und weniger Ausgehlaune bei den Gästen. „Mit den extrem steigenden Kosten konnten wir natürlich nicht rechnen, als wir 2018 den Pachtvertrag unterschrieben haben. Das war und ist eine Herausforderung“, sagt Stütz. So gehe es aber allen Gastronomen, es sei „ein Kampf“ für die Branche.

Preiserhöhung zu Jahresbeginn

Um mit den steigenden Kosten klarzukommen, erhöhen etliche Gastronomen die Preise. Zuletzt schlug auch das Mole-Restaurant zum 1. Januar wegen der Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung noch einmal auf. Dabei waren die Preise hier für viele von Beginn an eher sportlich im Vergleich. „Kritik an unserem Preisniveau kennen wir. Das war uns im Voraus zwar nicht so bewusst, aber wir würden das Konzept wieder genauso aufziehen. Wir wollten in der Lage etwas ganz anderes bieten, als es bisher gab“, so Stütz.

Und als neues Restaurant mit hohen Investitionskosten sei man in einer anderen Situation als etablierte Angebote. Jeder könne selbst entscheiden, wohin er gehen wolle. Man zwinge niemandem das eigene Angebot auf. Inzwischen bekomme er zu den Preisen positive wie negative Rückmeldungen.

Neues Erscheinungsbild an der Mole.
Neues Erscheinungsbild an der Mole. | Bild: Jarausch, Gerald

Eine große Sorge der Branche ist der Personalmangel. Das spürt auch das Mole-Restaurant: Stütz sei mit seinem festen Kern aus sieben Leuten, der in der Saison auf 21 hochgefahren werde, sehr zufrieden. Aus Online-Rezensionen ist aber herauszulesen, dass sich Gäste immer wieder über angeblich zu lange Wartezeiten bei Bestellungen und verschlossene Türen bei bestem Wetter ärgern.

Stütz bittet dafür um Verständnis: „Wenn man seine Mitarbeiter heutzutage langfristig halten möchte, kann man sie nicht sieben Tage die Woche einspannen. Wir haben Montag und Dienstag daher bewusst geschlossen, auch in der Hochsaison.“

Stadt berichtet von positiven Rückmeldungen

Julia Theile von der Stadtverwaltung berichtet zudem, dass einzelne Radolfzeller der Stadt mitgeteilt hätten, dass ihnen die Architektur und die Dimension des Gebäudes nicht zusagen. Zum Konzept selbst erhalte die Stadt aber ausschließlich positive Rückmeldungen, was auch die Tourismus- und Stadtmarketing GmbH bestätigen könne. „Das Konzept des Mole-Restaurants, ein Restaurant in Kombination mit Biergarten, spricht eine breite Zielgruppe an“, erklärt Theile.

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Ein großer Teil der Gäste sind laut Stütz noch immer Touristen. „Die Radolfzeller waren hier ein anderes Angebot gewohnt“, räumt Stütz ein. Doch zunehmend würden auch Veranstaltungen gebucht, zum Beispiel für Hochzeiten oder Geburtstagsfeiern. Dies will Stütz künftig weiter forcieren, auch mit eigenen Veranstaltungen.

So soll es eine große Feier zur Saisoneröffnung am Sonntag, 21. April ab 11 Uhr geben. Später im Jahr ist ein Winzerabend mit dem Weingut Rebholz geplant, dessen Termin noch offen ist. Generell soll es auch Abende mit „Eventcharakter“ geben, zum Beispiel mit offener Küche, Grillen auf der Terrasse oder Winzern, die Wein erklären.

Kleinere Anpassungen am Konzept geplant

Am kulinarischen Grundkonzept werde sich wenig ändern, da es bei den Gästen sehr gut ankomme. Geplant seien nur kleinere Anpassungen. „Wir haben gemerkt, dass unser Konzept von einem bayerischen Biergarten im Badischen nicht ideal ankommt. Wir wollen in diesem Jahr deshalb zum Beispiel mehr süße und halbtrockene Weine anbieten“, nennt er ein Beispiel. Auch sei die Nachfrage nach vegetarischen und veganen Gerichten größer als gedacht, auch da will Stütz nachsteuern.

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Zudem soll der Biergarten durch zusätzliche, gemütliche Sitzgelegenheiten mehr „Lounge-Charakter“ bekommen. „Wir haben am Anfang vielleicht zu sehr auf das Restaurant geachtet und den Barbetrieb vernachlässigt“, erklärt Stütz mit Blick auf junge Kundschaft, die eher nur zum Trinken kommen würde.

Doch obwohl diese Anpassungen nötig sind, fällt Stütz Gesamtfazit eindeutig positiv aus: „Wir sind jetzt genau dort, wo wir im Frühjahr 2024 sein wollten. Aber: Es braucht natürlich etwas Zeit, bis am Ende alles so ist, wie wir es haben wollen.“