Mit einem hochkarätigen Dozentenkonzert im Milchwerk hat am Dienstagabend die 31. Internationale Sommerakademie Musik in Radolfzell begonnen. Eine Woche lang wird die Stadt erneut zum Treffpunkt junger Musikerinnen und Musiker aus aller Welt – und zur Bühne für mehrere öffentliche Konzerte, zahlreiche öffentlich zugängliche Meisterkurse und musikalische Begegnungen.

Bis zum 13. August steht Radolfzell ganz im Zeichen der klassischen Musik. Internationale Dozentinnen und Dozenten, darunter die vielfach ausgezeichnete Violinistin Anke Dill, der Cellist Gustav Rivinius (er gibt jährlich Meisterkurse, zum Beispiel beim Schleswig-Holstein-Musikfestival und ist regelmäßig Juror bedeutender internationaler Musikwettbewerbe) sowie Pianist Florian Wiek, unterrichten junge Talente aus über einem Dutzend Ländern. Teilnehmende aus China, Japan, Kanada, der Ukraine und Amerika sind ebenso vertreten wie Musiker aus ganz Europa.

Das Besondere: Die Meisterkurse sind öffentlich. Musikbegeisterte können im Unterricht einfach dazukommen, zuhören und mitverfolgen, wie die jungen Talente an Technik, Ausdruck und Interpretation feilen. „Das ist natürlich auch für die Teilnehmenden wertvoll, aber ganz bestimmt für die Zuhörerinnen und Zuhörer ein besonderes Erlebnis“, sagt Projektleiter Norbert Braun von der städtischen Musikschule Radolfzell.

Braun berichtet von den Anfangsjahren der Akademie, so wie es überliefert ist: „Damals musste man Klappfeldbetten aufstellen – so viele waren da, Hunderte kamen.“ Heute läuft alles in geordneten Bahnen und bis heute ist die Begeisterung geblieben. Die Nachfrage ist groß – auf jeden der begehrten Plätze kommen konstant deutlich mehr Bewerbungen. „Man bewirbt sich mit einem Video – nur die Besten werden eingeladen“, so Braun.

Neben dem Unterricht stehen zahlreiche Konzerte auf dem Programm. Vom 8. bis zum 12. August finden täglich um 19 Uhr kostenlose Open-Air-Konzerte der Studierenden im Innenhof der Christuskirche statt. Am 9. und 10. August sind außerdem Matineen beim Strandcafé am Mettnausteg geplant. Den musikalischen Schlusspunkt setzt das große Abschlusskonzert am 13. August um 19 Uhr im Milchwerk, bei dem die besten Teilnehmenden noch einmal auf der Bühne stehen – samt Preisverleihung.

Bürgermeisterin Monika Laule betont die Bedeutung der Sommerakademie für die Stadt: „Das ist gelebte Musikstadt. Ein solches Format auf diesem Niveau gibt es in der Region kein zweites Mal.“ Die Gäste seien jedes Jahr aufs Neue begeistert, die Rückmeldungen aus aller Welt durchweg positiv. Das zeige auch, was für eine Strahlkraft Radolfzell als Kulturstandort habe.

Gearbeitet wird während der Akademie vom Vormittag bis in den Abend hinein. „Man kommt garantiert ins Schwitzen“, sagt Anke Dill mit einem Schmunzeln. Unterricht findet täglich von 9.30 bis 21 Uhr statt – Pausen gibt es nur wenige, dafür aber gute Verpflegung. Ein großer Dank geht an die Stadtwerke Radolfzell und die Mettnaukur, die Logistik und Verpflegung tatkräftig unterstützen.

Auch Pianist Florian Wiek lobt die gute Zusammenarbeit vor Ort. Besonders beeindruckt ihn das Engagement der Musikschule und vieler Bürgerinnen und Bürger: „Die Eltern bereiten morgens um halb sieben das Frühstück vor – das ist keine Selbstverständlichkeit.“ Es sei schön zu sehen, wie die ganze Stadt das Projekt mitträgt.

Begleitet werden die Meisterkurse von zwei professionellen Pianisten: der bulgarisch-österreichischen Korrepetitorin Srebra Gelleva sowie dem japanischen Pianisten Ryo Yamanishi, der selbst zehn Jahre lang Teilnehmer der Akademie war und jetzt in Freiburg unterrichtet. Beide sorgen dafür, dass die jungen Musiker unter besten Bedingungen proben können.

Ein besonderer Höhepunkt erwartet das Publikum auch im Herbst: Im September findet ein mehrtägiger Dirigierkurs mit der Bodensee-Philharmonie (ehemals Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz) statt. Vom 14. bis 18. September erarbeiten junge Dirigenten mit dem Orchester ein anspruchsvolles Repertoire. Das Abschlusskonzert ist am 18. September im Milchwerk geplant.

Fachbereichsleiter Erik Hörenberg sieht in der Akademie „Musikunterricht und Konzertkultur auf höchstem Niveau“ – vergleichbar mit Festivals wie dem Rheingau Musikfestival oder dem Schleswig-Holstein-Musikfestival. Die Offenheit der Veranstaltung, das Niveau der Dozenten und die Herzlichkeit der Stadt würden Radolfzell zu einem ganz besonderen Ort machen.

Wer möchte, kann spontan einen Kurs besuchen, sich dazusetzen und zuhören. Musikschulleiterin Christina Burchardt wirbt auch für mehr junge Besucher. Leider seien viele Familien jedoch in den Ferien. Was alle Dozenten betonen: In Radolfzell würden die Musikanten in einer sie fördernden Gemeinschaft und im echten Leben zusammenkommen. Genau zähle in Zeiten von Digitalisierung und schnellen Medien: Live-Erlebnisse, echte Begegnungen, gemeinsames Musizieren.