Das Frauen- und Kinderschutzhaus Kreis Waldshut e.V. braucht mehr Geld. Nach einem deutlichen Minus 2024 ist im Haushaltsplan 2025 ein weiter gestiegenes Defizit von 60.000 Euro veranschlagt. Steigende Gehälter und Kosten sind die Hauptgründe. „Es sieht nicht so rosig aus, aber es kommt nicht unangekündigt“, sagte die Vorsitzende Ann-Katrin Schreiner in der Mitgliederversammlung des Trägervereins des Frauenschutzhauses und der angegliederten Frauenberatungsstelle Courage.
Wie ist die aktuelle Situation?
Anwesend waren rund 40 Delegierte der Mitgliedsvereine und Gäste. Aktuell gleicht der Trägerverein die Defizite noch durch die Auflösung von Rücklagen aus, die durch den Verkauf einer geerbten Wohnung gebildet werden konnten.
Für zukunftsfähige Lösungen laufen derzeit Gespräche mit dem Landkreis, der die beiden Einrichtungen neben Landeszuschüssen und Spenden maßgeblich finanziert. Sozialdezernent Ulrich Friedlmeier informierte in der Versammlung über deren Stand. Die Zuversicht ist groß, dass neue Vereinbarungen die Finanzen der beiden Einrichtungen wieder ins Lot bringen.
Wie blickt die Polizei auf die Lage?
Dass das Frauen- und Kinderschutzhaus und die Beratungsstelle Courage nötiger denn je sind, machte in der Versammlung auch Stephan Frei, Leiter des Polizeireviers Waldshut-Tiengen, bewusst. „Es wird nicht besser werden“, sagte er mit Blick auf steigende Zahlen bei häuslicher Gewalt. Nach Aussage Freis plant das Polizeirevier deshalb ab 2026 den Einsatz von zwei bis drei Beamtinnen, die zentral den Bereich „Häusliche Gewalt“ bearbeiten. Mehrfach wurde in der Versammlung die gute Zusammenarbeit zwischen Polizei und Frauenschutzhaus gewürdigt. Ebenso das ehrenamtliche Engagement der Notruffrauen.
Auch mit Platznot hat das Frauenhaus zu kämpfen. Regelmäßig können Frauen nicht aufgenommen werden, weil alle Plätze belegt sind. „Sechs Plätze sind zu wenig für den Landkreis“, bekräftigte die Vorsitzende Schreiner. Etwas Abhilfe bis die Suche nach neuen Räumen erfolgreich ist, soll die Umwandlung eines Büroraums in ein Zimmer schaffen.
Wie viele Frauen mussten 2024 das Angebot wahrnehmen?
2024 lebten 24 Frauen und 31 Kinder temporär im Frauen- und Kinderschutzhaus Landkreis Waldshut. Elf Frauen wurden durch den ehrenamtlichen Notruf nachts oder am Wochenende aufgenommen. Die durchschnittliche Jahresauslastung betrug 133 Prozent. Aufgrund von Platzmangel oder sehr hoher Gefährdungseinschätzung wurden 32 Frauen mit 63 Kindern an andere Frauenhäuser in Deutschland vermittelt. Die meisten Frauen kamen aus dem Landkreis Waldshut und Baden-Württemberg und blieben bis zu einer Woche und ein bis drei Monate. Mehrheitlich waren sie 30 bis 40 Jahre alt. Die Gewalttäter, vor denen sie Zuflucht suchten, waren größtenteils Ehemänner, gefolgt von Partnern und Freunden. In der Frauenberatungsstelle Courage wurden 2024 796 Beratungen für Betroffene, Angehörige und Fachstellen durchgeführt.
Ann-Katrin Schreiner informierte auch über personelle Veränderungen. Die Geschäftsführerin des Frauenschutzhauses hat aufgehört und ist bereits außer Haus. Schreiner führt das Amt, bis ab Mitte September mit Melanie Scheuble und Melanie Schweizer zwei erfahrene Diplom-Sozialpädagoginnen die Geschäftsführung im Zweierteam übernehmen.

Der Zonta-Club Bad Säckingen-Waldshut, mit dem das Frauenschutzhaus schon etliche Veranstaltungen rund um das Thema „Gewalt gegen Frauen“ organisiert hat, wurde einstimmig als Mitglied aufgenommen. Zuvor hatten die Clubmitglieder Angela Radler (Präsidentin) und Margarete Basler den Club vorgestellt. Einblicke in die Arbeit des Frauen- und Kinderschutzhauses und der Frauenberatungsstelle Courage gaben in der Versammlung die Mitarbeiterinnen Minna Granacher und Lydia Müller.
Wer kann das Angebot nutzen?
Das Frauen- und Kinderschutzhaus Kreis Waldshut und die angegliederte Frauenberatungsstelle Courage bieten gewaltbetroffenen Frauen und ihren Kindern Beratung, Begleitung und Schutz vor häuslicher Gewalt durch Aufnahme ins Schutzhaus.
Weitere Beratungsmöglichkeiten in Bad Säckingen und in Bonndorf, dort über ein Online-Tool. 12 Mitglieder zählt der Trägerverein des Frauen- und Kinderschutzhauses Kreis Waldshut. Dies sind Einrichtungen und Vereine wie AWO, Caritas, Diakonie, Frauen für Frauen und Zonta. Hinzu kommen Privatpersonen.
Wie können betroffene Frauen Kontakt aufnehmen?
Kontakt: Frauen- und Kinderschutz-Haus, Telefon 07751-3553 (24-Stunden-Notruf), E-Mail: frauen-haus@frauenhaus-wt.de. Die Frauenberatungsstelle Courage ist in Lauchringen, Hauptstraße 42b, Telefon 07741-8082277, E-Mail: coura-ge@frauenhaus-wt.de. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.frauenhaus-wt.de.