Große Pläne verfolgt die Brauerei Waldhaus. Es geht um Zukunftssicherung, Innovation und die Schaffung neuer Angebote. Dafür die planungsrechtlichen Voraussetzungen zu schaffen, erweist sich aber als nicht ganz einfach, denn der Standort des Unternehmens befindet sich in einem durchaus empfindlichen Gebiet.
Im bereits seit einigen Jahren laufenden Flächennutzungsplanverfahren hat Waldhaus nun nachgebessert. Zugleich wurden auch planerische Möglichkeiten entwickelt, um die anvisierten Maßnahmen überhaupt erst zu ermöglichen. Vollständig kritikfrei verlief die Debatte im Gemeinsamen Ausschuss der Stadt Waldshut-Tiengen und der Gemeinden Dogern, Lauchringen und Weilheim zwar dennoch nicht. Jetzt kann das Rahmenwerk aber in eine zweite Offenlage-Runde geschickt werden.
Was hat die Brauerei Waldhaus konkret vor?
Das unter dem Label ‚Waldhaus 2033‘ geplante Vorhaben hatte der Brauerei-Geschäftsführer Dieter Schmidt unserer Zeitung bereits vor einiger Zeit vorgestellt. Es umfasst zum einen die perspektivische Erweiterung der Brauerei westlich der B500. Dazu zählt sowohl die Vergrößerung der Produktion, der Logistik, aber auch die Errichtung einer Hackschnitzelanlage, eines Blockheizkraftwerks und einer Batteriestation.
Östlich der Bundesstraße plant die Brauerei den Bau eines Bierhotels, inklusive Biergarten, eines Abenteuerspielplatzes und einer Genusswelt. Neu hinzugekommen ist nun auch noch ein Solarpark mit einer Fläche von 0,9 Hektar, der in der aktualisierten Planfassung auch als separate Sondernutzungsfläche ausgewiesen wird, wie Stadtplaner Christian Sammel vom Planungsbüro FSP nun im gemeinsamen Ausschuss darstellte: „Mit dieser Anlage plant die Brauerei die möglichst nachhaltige Deckung des steigenden Energiebedarfs.“ Der Bau solle schrittweise erfolgen und in den nächsten drei bis fünf Jahren beginnen, so Sammel.
Was wurde in der neuen Planversion geändert?
Ein erneuter Verfahrensdurchlauf wird durch gewisse inhaltliche und formale Änderungen im Vergleich zur Ursprungsplanung notwendig, mit der sich das Gremium schon einmal vor gut zwei Jahren befasst hatte, stellte Sammel dar. So wurden eben die Gebiete östlich der B500 inhaltlich in Hotel und Solarpark unterteilt, was auch in der Leitplanung seinen Niederschlag finden muss. Gleiches gelte für einen Teil des südwestlich der Bundesstraße gelegenen Gebiets.
Darüber hinaus hat die Brauerei aber auch gewisse Abstriche bei den Flächen gemacht. Statt 12,7 Hektar gehe es laut Stadtplaner nun um 12,2 Hektar Gesamtfläche. Verzichtet werde auf die Überplanung eines Gebiets, das sich im Bereich des angrenzenden Waldes befindet, so Sammel.
Wo sind Schwierigkeiten zu erwarten?
Generell handelt es sich beim Umfeld der Brauerei um ein sehr sensibles Terrain. Bisher werden die Flächen weitgehend landwirtschaftlich genutzt. Insbesondere im westlichen Teil grenzt das Areal aber an Wald, ebenso an Wiesen- und Biotopflächen sowie Gewässer, die einen mittleren bis hohen Schutzgrad aufwiesen, wie Landschaftsplanerin Stefanie Alber dem Gremium verdeutlichte. Ebendies habe seitens der Träger öffentlicher Belange im Zuge der ersten Offenlage gewisse Bedenken hervorgerufen.
Im weiteren Verfahrensverlauf habe man sich behördlicherseits wie von Unternehmensseite bemüht, gewisse Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln, wie Christian Sammel und Stefanie Alber darstellten: „In der ersten Fassung hatte dem Flächennutzungsplan die prinzipielle Machbarkeit gefehlt.“
Konkret geht es um Maßgaben zur Vermeidung von Eingriffen in besonders sensible Bereiche wie den Wald, um den Schutz des Gewässerrandes, des dort verlaufenden Bachs und Abstimmung von Ausgleichsmaßnahmen für Eingriffe in Biotopbereiche. Auch Maßnahmen zur Vermeidung artenschutzrechtlicher Konflikte seien dargestellt worden.
Östlich der B500 seien laut Alber unterdessen keine Eingriffe in Schutzgebiete zu erwarten. Letztlich sei klar: „Es werden erhebliche Ausgleichsmaßnahmen und der Einsatz von Ökopunkten nötig sein, um die Realisierung der Pläne zu ermöglichen.“
Wie positioniert sich der Ausschuss?
Am Ende votierte das Gremium zwar mit nur einer Gegenstimme von Antonia Kiefer (Grünen-Stadträtin Waldshut-Tiengen) für die erneute Offenlage des Planwerks. Wie Lauchringens Bürgermeister Thomas Schäuble verdeutlichte, ließ sich eine gewisse Skepsis dennoch nicht ausräumen: „Was hier an Befreiungstatbeständen drinsteckt, ist wirklich bemerkenswert, und das, obwohl teils massivste Eingriffe in die Umwelt vorgesehen sind.“
Insbesondere seien beidseits der Bundesstraße gewaltige Flächenversiegelungen zu erwarten, so Schäuble. Er sei vor allem gespannt, wie die Gemeinde Weilheim derartige Hürden im nachfolgenden Bebauungsplanverfahren ausräumen werde. Er habe in seiner eigenen Gemeinde bereits Projekte an deutlich geringeren Klippen scheitern sehen, so Schäuble weiter.
„Keine Zukunftsmöglichkeit ohne Eingriffe“, betonte derweil Waldshut-Tiengens Erste Beigeordnete Petra Dorfmeister. Denn der Grundsatz, einem wichtigen Unternehmen in der Region Entwicklungsperspektiven zu bieten, damit Arbeitsplätze zu sichern und Innovation zu fördern, sei im vorliegenden Fall ein wichtiges Ziel. Dennoch sei klar: „Auf die Gemeinde Weilheim kommt hier einiges zu, bis eine hieb- und stichfeste Lösung gefunden wurde.“
Bestandteil des Bebauungsplanverfahrens werde übrigens auch die Frage sein, wie eine sichere Überquerung der B500 aussehen könnte. Wie Sammel auf Nachfrage Gerd Jakobshagens (CDU-Stadtrat Waldshut-Tiengen) darstellte, gehe es beim Flächennutzungsplan nur um Abstandsregelungen für die geplanten Einrichtungen zur Straße. Generell zeigte Sammel sich aber zuversichtlich, dass das anstehende Offenlageverfahren gut bewältigt werden könne.