Alkoholbedingte Exzesse, wie sie in den vergangenen Jahren besonders am Wäldertag, aber auch am dritten Faißen und Fasnachtsmändig zu den Schattenseiten der Fasnacht gehörten, soll jetzt ein Riegel vorgeschoben werden. Mit einem gemeinsamen Maßnahmenkatalog wollen Polizei, Stadt und Narrenzunft dafür sorgen, dass insbesondere der "Hotspot" Lohgerbe-Einkaufszentrum nicht wieder zum Schauplatz eines Massenbesäufnisses von Jugendlichen wird. Ziel sei es zunächst einmal, den Bereich rund um die Lohgerbe so unattraktiv wie möglich zu machen, sagt Albert Zeh, Leiter des Polizeireviers Bad Säckingen: "Wir werden eine Null-Toleranz-Politik durchziehen", so Zeh. Konkret heißt das: "Wir schreiten dann ein, wenn die öffentliche Sicherheit gefährdet ist, oder gegen den Jugendschutz verstoßen wird." Es werde aber auch versucht zu verhindern, dass das Problem sich an andere Orte verlagert. Delinquenten müssten mit empfindlichen und kostenpflichtigen Konsequenzen rechnen.

Das Aktionsprogramm sieht laut den Verantwortlichen so aus: Auf dem Lohgerbe-Areal gilt an den Hochtagen der Fasnacht in Bad Säckingen ein Glasverbot, die beliebten Stellen, etwa die Empore am östlichen Ausgang des Einkaufszentrums, werden abgesperrt. Im Bereich der Zugänge zur Lohgerbe wird es Durchlasskontrollen geben. Die Schmidts Märkte haben Security engagiert und werden an den heiklen Tagen nur ein eingeschränktes Alkoholsortiment verkaufen.

Auch im übrigen Stadtgebiet werde es erhebliche Polizeipräsenz geben, so Zeh weiter. Etwa 20 Polizeibeamte und weitere 20 Mitglieder der Bereitschaftspolizei Lahr werden laut Dienstgruppenleiter Raimund Brehl unterwegs sein. Zudem gibt es Jugendschutz-Streifen von Beamten in zivil. Zusätzlich werde die Bundespolizei in den Zügen Kontrollen Jugendlicher vornehmen, denn viele reisten laut Albert Zeh unter dem Vorwand der Fasnacht von weither an, um in Bad Säckingen die Sau raus zulassen. Auch auf "Wildpinkler" werden die Ordnungshüter ein besonderes Auge werfen. "Wir wollen rundum ein Zeichen setzen, damit in Zukunft alles wieder in geregelten Bahnen verläuft."

Sie sagen Alkoholexzessen an der Lohgerbe den Kampf an: Muriel Schwerdtner (Rechts- und Ordnungsamt), Raimund Brehl, Albert Zeh und ...
Sie sagen Alkoholexzessen an der Lohgerbe den Kampf an: Muriel Schwerdtner (Rechts- und Ordnungsamt), Raimund Brehl, Albert Zeh und Hannes Fischer (Narrenzunft, v.l.).

Die Maßnahmen sind aus Sicht aller Beteiligten dringend notwendig. Zu gravierend und zu gehäuft sei es in den vergangenen Jahren gerade an der Lohgerbe zu Problemen gekommen, sagen die Vertreter von Stadt, Polizei und Narrenzunft. "Mit Brauchtum hat all da nichts zu tun", sagt auch Vize-Zunftmeister Hannes Fischer.

Wie Rechts- und Ordnungsamtsleiterin Muriel Schwerdtner sagt, werden auch Mitarbeiter der des Gemeindevollzugsdienst verstärkt unterwegs sein, der technische Dienst stellt Absperrungen. Auch die Narrenzunft trägt ihren Teil bei, so Hannes Fischer. So wird es am Wäldertag keine Schulbefreiung mehr an den weiterführenden Schulen geben. "Das ist uns durchaus schwer gefallen, weil wir sicherlich viele Unbeteiligte treffen. Aber es war ein notwendiger Schritt", so Fischer. Denn so soll verhindert werden, dass bereits am frühen Vormittag alkoholisierte Jugendliche die Innenstadt bevölkern, so Fischer.

Übrigens wurden auch die Flüchtlingshelferkreise zu Rate gezogen, so Albert Zeh. Diese werden die Menschen in den Flüchtlingsunterkünften darüber aufklären, was es mit der Fasnacht auf sich hat – und wie sie mit der damit verbundenen "Ausnahmesituation" umgehen müssten. Auch dies sei ein Schritt, um die Gefahr von Auseinandersetzungen während der närrischen Tage zu reduzieren.

Wie all diese Maßnahmen wirken, wollen die Beteiligten kurz nach der Fasnacht auswerten: "Es ist nicht geplant, dieses Aktionsprogramm unbegrenzt laufen zu lassen, sondern so lange wie nötig", sagt Albert Zeh. Wenn sich die Maßnahmen auszahlen, werden sie zurückgefahren.