Herr Kalka, was genau ist eine Milonga?
Das Wort Milonga hat zwei Bedeutungen: Zum einen ist es ein Tanz mit Tangoschritten und -figuren in einem schnellen Rhythmus und zum zweiten ist eine Milonga eine Tango-Veranstaltung, ein Treffen von Tangotanzpaaren, wie es sie weltweit gibt.
Egal, wo man ist, es gibt überall eine Tangoszene, zu der man gehen kann. Seit 2009 ist der Tango Weltkulturerbe. Um 1890 waren erste Tangoklänge in Argentinien zu hören, er entwickelte sich ständig weiter und kam in den 1920er Jahren nach Europa.
Es ist eine Benefiz-Milonga, wer und was wird unterstützt?
Wir helfen mit der Milonga der ukrainischen Gruppe Tango Lviv, die immer wieder mit verschiedenen Aktionen Soldaten an der Front unterstützt, beispielsweise mit Ausrüstung. Wir freuen uns, wenn auch schon vor oder erst nach der Milonga für Tango Lviv gespendet wird.

Der Tanzsportclub hat hierfür bei der Volksbank Hochrhein extra ein Vereins-Unterkonto eingerichtet, IBAN DE 8564922000002423286. Alle Informationen findet man auch auf unserer Homepage www.tscbww.de.
Wie läuft die Benefiz-Milonga am 17. Mai im TSC-Tanzsaal genau ab?
Alle sind herzlich eingeladen, Tango zu tanzen oder zuzusehen. Natürlich auch die Stadtverwaltung. Es gibt Fingerfood und Getränke. Wir haben Tango-Freunde in Schopfheim, Freiburg und anderen Orten eingeladen. Auch in die Schweiz, beispielsweise an Tangoaarau, gingen Einladungen. Von dort kommt auch unser DJ des Abends. Jetzt hoffen wir, dass viele kommen.
Aus Polen sind die Tangolehrer Adam und Eva Noras da und zeigen einen Showtanz. Los geht es um 19 Uhr mit einer Praktika. Lana Zinchenko und Yulia Pivtorak von der Tangogruppe Lviv, vormals Lemberg, erzählen über den Tango in der Ukraine im Krieg, warum sie trotz des Krieges Tango tanzen – ohne Männer, denn die sind an der Front. Sie erklären, wie sie gelernt haben, als Frau mit einer Frau zu tanzen, und zeigen Figuren und Techniken verschiedener Tangoschulen ihres Landes.
Elena Korocencev, die sich am Hochrhein für die ukrainischen Flüchtlinge engagiert, wird bei der Kommunikation helfen.
Wie kam es zu der Idee für die Milonga?
Unser zweiter Vorsitzender Klaus Brehm hatte die Idee, unter dem Dach des Jubiläums eine Milonga zu machen und vorgeschlagen, sie in unserem einmalig schönen Tanzsaal im Kornhaus zu machen. Es ist unsere erste Milonga und unsere erste Benefizveranstaltung. Klaus Brehm hat gefragt, ob wir sie als Tango-Abteilung organisieren.
Ich war schließlich einverstanden, wollte aber ein bestimmtes Motto oder eine besondere Attraktion für die Milonga. Meiner Frau und mir ist dann die Ukraine in den Sinn gekommen. Nicht nur wegen des Krieges, sondern weil uns Erinnerungen an ein schönes Erlebnis mit der Ukraine verbinden.
Lassen Sie uns an diesen Erinnerungen teilhaben?
2014 waren wir in Lviv. Auf dem Marktplatz wurde eine Milonga veranstaltet. Wir waren in einem kleinen Café gleich daneben und haben dann auch getanzt. Als wir zurück an unseren Tisch kamen, stand ein großer Blumenstrauß darauf. Wir dachten erst, es wäre der falsche Tisch, aber unsere Sachen waren dort. Dann hat uns am Nebentisch eine Frau angelacht und wir sind ins Gespräch gekommen.
Die Frau hat gemeint, unser Tanzen hätte ihr so gut gefallen, dass sie ihren Mann gefragt hätte, ob sie die Blumen, die er ihr geschenkt hatte, weitergeben dürfe. Wir haben über den Tanz eine Seelenverwandtschaft und die Offenheit und große Gastfreundschaft gespürt, die hinter dieser Geste stand. Zuhause haben wir über Lviv und die dortige Tangoszene recherchiert. Jetzt ist Krieg und sie tanzen immer noch.
Und wie ging es weiter? Wie kam der Kontakt mit Tango Lviv zustande?
Wir haben polnische Freunde, die Ukrainer kennen, die nach dem Krieg nach Polen geflohen sind. Sie haben uns schließlich über eine Facebook-Adresse den Kontakt zur Tangogruppe Lviv und Lana Zinchenko und Yulia Pivtorak vermittelt. Übernachten werden die beiden Frauen bei uns Zuhause in Häusern.
Lassen Sie uns noch etwas über den Tango reden, was zeichnet ihn aus?
Das Grundprinzip ist führen und folgen. Man geht dabei vorwärts, rückwärts oder seitlich. Es ist relativ einfach, aber es braucht viel Geduld und Übung, um die Verbindungen herzustellen. Beim traditionellen Tango führt der Mann und die Frau folgt. Wenn beide bestimmen wollen, gibt es ein Problem. Neben dem traditionellen und dem schnellen Tango Milonga, gibt es noch den Tango Vals, er hat einen beschwingten Walzer-Rhythmus.
Tango ist ganz anders als beispielsweise Standard-Tänze?
Ja, bei Standard-Tänzen gibt es eher feste Figuren, die man kennt. Tango tanzen hingegen ist frei, ist Improvisation pur, man muss offen sein, um zu spüren, was kommt. Es ist wenig festgelegt. Deshalb gibt es auch verschiedenste Methoden und Techniken. Jede Tangoschule legt auf was anderes besonderen Wert, wie zum Beispiel auf die Beinbewegungen oder die Haltung, die offener oder enger sein kann. Jedes Paar tanzt anders.
Und wie fing es an? Wie haben Sie zum Tango und zum TSC gefunden?
Ich wollte schon als Kind tanzen, aber in Schlesien boxte man oder spielte Fußball. Als ich im Erwachsenenalter einen schweren Unfall hatte, sagte ich mir, wenn ich wieder auf die Beine komme, verwirkliche ich meinen Traum.
Ich habe in Freiburg, Straßburg und Basel Unterricht genommen und versuchte, mit einer kleinen Tangogruppe in St. Blasien und danach in Höchenschwand, Fuß zu fassen. Es war schwierig und ging so zwei Jahre gut. Klaus Brehm war damals in der Höchenschwander Gruppe und hat sich an mich erinnert und mich gefragt, ob ich beim TSC als Tangolehrer mitmachen will.
Wie viele Paare tanzen in Ihrer Tango-Gruppe?
Seit rund zwei Jahren sind wir eine feste Gruppe mit sechs fortgeschrittenen Paaren, die aus verschiedenen Ländern kommen, aus Argentinien, der Schweiz, Ungarn, Polen, Japan und Deutschland. Geprobt wird ein Mal in der Woche freitags ab 20 Uhr im TSC-Tanzsaal im Kornhaus. Jeder kann gern ohne Anmeldung vorbeikommen und kostenlos reinschnuppern.
Tanzen Sie ab und zu auch was anderes als Tango?
Nein, ich habe alles andere aufgegeben und tanze nur noch Tango. Das ist ein so vielseitiger und faszinierender Tanz, dass ich keinen sonst brauche. Es macht immer mehr Spaß, je besser man es kann.