Bad Säckingen Sie kam wie eine nordische Fee auf die Kursaalbühne: Ragnhild Hemsing, die norwegische Geigerin, eine bezaubernde Erscheinung im frühlingshaften, mit zartrosa Blüten bestickten Kleid. Wenn sie ihre traditionelle Hardangerfiedel, das nationale Volksinstrument ansetzt, ein wunderschönes perlmuttverziertes Exemplar, bemalt mit Ornamenten und Drachen als Erinnerung an die Wikinger, dann wird Hemsing zur Imagination der klanglichen Seele Norwegens.

Authentisch gespielt

Es war eines der schönsten Konzerte bei den Säckinger Kammermusik-Abenden (SKA), diese Begegnung mit einem authentisch gespielten Edvard Grieg, der sich von der Hardangerfiedel für seinen „Peer Gynt“ inspirieren ließ. Diesen norwegischen Ton in der Musik Griegs vermittelte die vom Württembergischen Kammerorchester Heilbronn unter der belebenden Leitung von Frank Dupree begleitete Violinsolistin in einem auf sie zugeschnittenen Arrangement.

Hemsing wechselt, nachdem sie ihr Instrument charmant erklärt, zwischen Geige und Fiedel, der sie den charakteristischen nordischen Naturlaut verführerisch entlockt. Gefühlsbetont führt sie durch die Sätze, mit einer großen Natürlichkeit und Ursprünglichkeit, die sich unmittelbar ins Publikum überträgt. Von wegen kühler Norden! Die Geigerin legt ihre Seele in diese Musik, spielt emotional, mit großer Empathie und blühendem, warmem, vollem Ton. In dem berühmten „Solveigs Lied“ in instrumentaler Fassung oder der friedvollen Idylle der „Morgenstimmung“ trifft sie atmosphärisch den Zauberton. Einige der stilisierten Tanzsätze haben etwas Musikantisches, zeigen Grieg auf dem Tanzboden.

Eine Soloimprovisation hüllt „Ases Tod“ in ein besonderes Klanggewand, wobei die tiefen Streicher den Grundton, einen wehmütigen Bordunklang, intonieren. Aus dieser elegischen Stimmung stürzen sich die Solistin und die Orchestermusiker in die rauschhafte Steigerung im Satz „In der Halle des Bergkönigs“ und imaginieren akustisch die ausgelassene Wildheit der Trolle.

An diesem Abend klangen also die populären und oft sentimental gespielten Peer Gynt-Melodien einmal rauer, farbiger, frischer, urwüchsiger und mehr nach Volksmelodien dank des obertonreichen Klanges der Hardangerfiedel. Durch das ganze Programm zogen sich Werke mit volkstraditionellen Anklängen wie das „Idyll“ von Leos Janácek, eine an Dvorák erinnernde Musik, klangsinnlich interpretiert vom Württembergischen Kammerorchester, das die Facetten dieser Stimmungsbilder und Farben differenziert auslotet.

Der Abend begann in kluger Abänderung der Programmfolge mit einem Streicherwerk der zeitgenössischen bulgarischen Komponistin Dobrinka Tabakova als Einstimmung: „Organum Light“, eine Verbindung von neuen und altertümlichen Klängen, dargestellt in einem intensiven Streicherklang. Rausschmeißer-Qualitäten bekam der erste Teil mit den „Greensleeves“-Variationen des in New York lebenden Schweizer Jazzsaxophonisten Daniel Schnyder, eine für Streicher auskomponierte Improvisation. Also ein ungewöhnliches Repertoire, das viele Elemente verband, von den Heilbronner Gästen, die mit der Zeit gehen und an allen Notenpulten digitale Tablets nutzen, engagiert gespielt.

Aber vor allem „Peer Gynt“ mit Ragnhild Hemsing und ihre „Halling“-Springtanz-Zugabe musste man gehört haben! Dafür gab es im Kursaal etliche Bravorufe.