Die Firma Stromtiger mit Sitz in Oberwihl feierte am Freitag ihr 50-jähriges Jubiläum. „Wir gehen andere Wege“, erklärten die Geschäftsführer Oliver Bauch und Matthias Eschbach anlässlich des Festaktes, „wir machen ein Geschenk an unsere Gäste“. Das Geschenk bestand aus einem Vortrag von Jens Südekum, seit 2025 unabhängiger Berater des Bundesfinanzministers Lars Klingbeil. Südekums Thema: Der vom Bundestag beschlossene Investitionsschub von 500 Milliarden Euro.
Länder bestimmen bei der Verteilung der zusätzlichen Mittel mit
„In dem Schuldenpaket stecken große Chancen“, erklärte er vor den rund 100 geladenen Gästen. Profitieren soll mit 300 Milliarden Euro Sondervermögen der Bund für Investitionen in die Infrastruktur – Schiene, Straßen, Brücken, Wohnungsbau, Breitband, Digitalisierung – und in die Landesverteidigung. 100 Milliarden Euro sollen für die Absicherung von Klimaschutzmaßnahmen zum Beispiel an Gebäuden verwendet werden. Auch die Länder und Kommunen sollen mit 100 Milliarden Euro profitieren. Die Idee sei, dass dieses Geld zu 100 Prozent an die Kommunen weitergegeben wird. Aber: Er könne nicht garantieren, dass sie direkt „in den Kitas landen, weil die Länder darüber bestimmen“.
Lob für den Stromtiger
Dennoch: „Jetzt geht es darum, aus dem vielen Geld etwas Gutes zu machen“, sagte er. Erster Adressat sei die Bauindustrie, „da würde ich den Stromtiger dazu zählen“, so Südekum. Apropos: „Der Stromtiger ist ein Vorzeigeunternehmen“, bemerkte Südekum, dies auch mit Blick auf die „kleinen Unternehmen, die das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bilden“. Die Auslastung der Bauindustrie liege derzeit bei 70 Prozent, berichtet er. Seine Prognose: „Der Auslastungsgrad wird nach oben gehen.“ Sein Credo: „Es muss endlich wieder Wirtschaftswachstum kommen, das hebt die Stimmung.“ Stand heute, würden in Deutschland jeden Monat 10.000 Jobs im verarbeitenden Gewerbe verloren gehen. Ursache: Bürokratie, Energiepreise, geopolitisches Umfeld wie die chinesischen Überkapazitäten und Trumps Zollpolitik.
Aufgabe für Politik und Verwaltung: Mehr Tempo, weniger Bürokratie
Jens Südekum sieht ein Gegenmittel: „Mehr Tempo in den Genehmigungsverfahren, weniger Bürokratie, mehr Produktivität“. Und: „Wir brauchen mehr Leute auf dem Arbeitsmarkt, die mehr arbeiten.“ Denn eines sei klar: „Geld baut keine Brücken und schießt nicht.“

Die Bauindustrie müsse ihre Kapazitäten aufbauen, sie habe jetzt Planungssicherheit. Zu den zentralen Reformen zählte er nebst dem Bürokratieabbau auch das Monitoring der Investitionen: „Mehr Kilometer pro Euro, nicht mehr Euro pro Kilometer.“ Mit Blick auf den Arbeitsmarkt sagte er: „Die Fachkräftezuwanderung ist eine zentrale Größe.“ Außerdem Frauenerwerbstätigkeit und die Beschäftigung von Älteren. Zusammenfassend: „Mehr Tempo, mehr Menschen.“
Klar sei: Das auf zehn Jahre ausgerichtete neue Sondervermögen in Höhe von 500 Milliarden Euro führe jetzt schon zu einer „positiveren Konjunkturprognose“. Jens Südekum stand anschließend für Fragen von den Zuhörern zur Verfügung. Dieses Angebot wurde rege genutzt.
Unter den Gästen der Festveranstaltung befanden sich die Bürgermeister Mike Biehler (Görwihl) und Stephan Bücheler (Dachsberg) sowie Richard und Lenore Eschbach. Richard Eschbach hatte das Unternehmen vor 50 Jahren gegründet, 2009 übergab er es an Oliver Bauch und Matthias Eschbach. 2016 zog das Unternehmen von Rüßwihl nach Oberwihl in ein neues Gebäude um. Der Stromtiger beschäftigt aktuell 40 Mitarbeitende.