Herrischried – Musik und Architektur bildeten den Kern des Konzerts von Myriam Klüglich und Harald Sinót in der Pfarrkirche Sankt Zeno. Die Geigerin und der Pianist setzten die Musikstücke ihres Programms am Sonntag in Beziehung zu bestimmten Baustilen. Die entsprechenden Beispiele der Gebäude hatten sie in großformatigen Abbildungen mitgebracht.

Die Kombination des Larghettos einer Sonate von Georg Friedrich Händel mit der barocken Wallfahrtskirche in Steinhausen machte den Anfang. Den Historismus, den das Schloss Neuschwanstein verkörpert, verband das Duo mit zwei dem Spätbarock nachempfundenen Bearbeitungen aus der Romantik. Die Maria Theresa von Paradis zugeschriebene Sicilienne interpretierte Myriam Klüglich mit romantisch sanglicher Anmut. Die Bearbeitung einer Chaconne von Tomaso Antonio Vitali war in ihren barocken Anklängen wie chromatischen Abwärtsgängen sicherlich näher am Original geblieben, zeugte in der Melodieführung jedoch von romantischem Flair. Mit Barockbogen spielte Klüglich das Stück hinreißend leicht in den schnellen Passagen und empfindsam in den lyrischen Floskeln.

Die träumerische Freiheit kleiner Motive, die ständig in eine neue Richtung drängen, der Reichtum ganz unterschiedlicher Charaktere und unvorhergesehener Wendungen, hatte das Duo dazu bewogen, den zweiten Satz einer Sonate von Debussy mit der kleinteiligen Fassade des Centre Pompidou zu verbinden. Eine Ausnahme bildeten die beiden Berceusen von Ravel und Fauré, die nicht mit einem Baustil, sondern der Architektur der Komposition von Ravel in Beziehung gesetzt wurden, der die Umsetzung des Namens Gabriel Faurés in Noten zum Thema seines Stückes gemacht hatte.

Der Komponist César Franck wird als genialer Harmoniker und zugleich pflichtgetreuer Vertreter musikalischer Formen angesehen, was für Pianist Sinót den Vergleich mit dem Weißen Haus nahelegte. Tatsächlich sind seine solistischen Passagen am Klavier im vierten Satz von Francks A-Dur-Sonate von ausschweifender Harmonik geprägt, während die Melodielinie der Geige diese Exaltiertheit eindämmt und dem Stück immer wieder Struktur verleiht. Einen Abstecher in die Moderne machte Sinóts Soloeinlage des „Magic Circles of Infinity“ aus George Crumbs Komposition „Makrokosmos“ als Klanginterpretation des Kreises.