Lauchringen – Zu einem Vortrag mit dem Thema „Pastorale 2023 – Damit das Dorf in der Kirche bleibt“ hatte das katholische Männerwerk Klettgau-Wutachtal in den Pfarrsaal Unterlauchringen eingeladen. Vor einer rund 20-köpfigen Zuhörergruppe referierte der Leiter der Sozialpastorale der Erzdiözese Freiburg, Thomas Schneider, in einem rund zweistündigen informativen Vortrag über die Probleme mit der und die Perspektiven bezüglich der bevorstehenden Strukturänderung der katholischen Pfarrgemeinden in der Erzdiözese Freiburg. Zuletzt waren diese in Seelsorgeeinheiten zusammengeschlossen, ab dem kommenden Jahr sollen sie Großpfarreien bilden.

Gerhard Zolg, Obmann des katholischen Männerwerks Klettgau-Wutachtal, begrüßte den Referenten und die Zuhörer als Vertreter des Veranstalters. Er verdeutlichte, dass mit dem Titel des Vortrags das geflügelte Wort „Man soll die Kirche im Dorf lassen“ auf den Kopf gestellt worden sei. Es würde aber dennoch gut in die heutige Zeit passen, in der vieles auf den Kopf gestellt wird, sowohl in der Kirche als auch in der Politik und in der Gesellschaft. Referent Thomas Dietrich stellte sich kurz vor und erläuterte zunächst den Begriff Sozialpastorale in der Erzdiözese anhand der fünf Handlungsfelder „Kirche in Freizeit und Tourismus“, „Kirche im ländlichen Raum“, „Kirche in der Arbeitswelt und Wirtschaft“, „Kirche in der Gesellschaft“ und „Kirche im staatlichen Raum“.

Der Bereich „Kirche im staatlichen Raum“ sei sein spezifisches Tätigkeitsgebiet und bedeute Seelsorge hauptsächlich in Kliniken und Gefängnissen. In drei Gedankengängen prognostizierte er unter anderem, dass der Anteil der Christen an der Gesellschaft in 20 Jahren von aktuell zwei Dritteln auf etwa die Hälfte geschrumpft sein werde und die Kirche höchstens noch die Hälfte der heutigen Kirchensteuer erhalten würde. Der Kirchenbesuch werde von elf Prozent im Jahr 2010 auf deutlich weniger als zehn Prozent zurückgehen.

Bei dem dadurch notwendigen Perspektivwechsel hin zu den Großpfarreien gelte innerhalb der kirchlichen Einrichtung der Grundsatz der Subsidiarität, wonach die untere Ebene (die Pfarrgemeinde) alles das tun darf und auch muss, was ihre Aufgabe ist, zum Beispiel Personaleinsatz, Ressourcensteuerung, Gebäudekonzeptionen, Kirchenprofanierungen (Entweihungen von Gotteshäusern) oder Umwandlung von Kapellen in Begegnungsstätten. Hier sei ein Umdenken aus der Leitungssicht dringend erforderlich.

In Bezug auf den Titel des Referats sei er der Auffassung, dass am Sonntag in jedem Dorf mit einer Kirche ein Gottesdienst (Wortgottesdienst) stattfinden müsse und Eucharistiefeiern auf größere zentrale Orte beschränkt sein sollten. Die Kirchengebäude sollten, ähnlich dem anglikanischen Vorbild, vielfältiger genutzt werden. Er forderte generell ein Umdenken und betonte abschließend: „Wenn die Struktur nicht unser Denken verändert, sind wir schon gescheitert.“

Wer von dem Vortrag für sich persönlich konkrete Auswirkungen oder Umsetzungshinweise für die Kirchenreform erwartet hatte, war vielleicht etwas enttäuscht. Andererseits gab der anschauliche Vortrag viele Denkanstöße für die bevorstehenden strukturellen Veränderungen der kirchlichen Organisation in der Erzdiözese Freiburg. Er hätte mehr Zuhörer verdient gehabt.