Zu den wenigen steinernen Zeugen für die Existenz einer Stadtmauer rund um die Stühlinger Altstadt in der heutigen Zeit zählt das Haus Dankers an der Gerbergasse. Laut Analyse eines Gutachtens aus dem Jahr 2002 steht der markante Wehrturm, der zu dem Anwesen gehört, auf der ehemaligen Stadtmauer. Das Haus wurde oft um- und ausgebaut. Die jetzige Bausubstanz ist auf das 17. Jahrhundert datiert. Um- und ausgebaut haben es auch die neuen Besitzer Sjiefke und Margrita Dankers-Postma. Mit dem Erwerb erfüllten sich die beiden gebürtigen Holländer 2001 einen lange gehegten Traum.

Vermittelt hat den Kauf damals Bruno Birkenfeld. Die Dankers schauten auch andere Immobilien an. Als jedoch Margrita das ehemalige Haus Bernauer betrat, meinte sie spontan zu ihrem Mann: „Das Haus und kein anderes!“ Es war also Liebe auf den ersten Blick.

Reizvoll an dem alten Gebäude war, dass so gut wie nichts renoviert war. Was die Dankers inzwischen aus dem Domizil gezaubert haben, begeistert jeden Besucher. Beide haben ein ausgesprochen gutes Händchen für Relikte aus der Vergangenheit. „Wir haben behutsam umgestaltet, freigelegt und – trotzdem muss keineswegs auf zeitgemäßen Komfort verzichtet werden“, betont Margrita Dankers.
Ganz fertig wird das Haus wohl nie. „Wir haben immer irgendwo eine Baustelle“, sagt Sjiefke Dankers. Es ist ein stattliches Anwesen: Der Ökonomietrakt beherbergte Scheune, Heustock, Ziegen-und Schweinestall. „Dass auch eine Räucherkammer vorhanden war, hat mich gleich begeistert“, erzählt Sjiefke Dankers, denn er ist gelernter Metzger. Das Ehepaar lebte einige Jahre in Japan, um japanische Metzger in die Geheimnisse deutscher Wurstherstellung einzuweihen. „Deutsche Wurst ist in Japan in etwa so exotisch wie bei uns gegrillte Insekten“, sagt der 69-Jährige.
Zu Stühlingen, der Metzgerei Gut und dem Bonndorfer Fleischverarbeiter Adler hielten die Dankers all die Jahre über Kontakt. Dort hat sich Sjiefke Dankers seine umfassenden handwerklichen Kenntnisse deutscher Wurstherstellung erworben. Nebenher vertrieb Dankers in Japan auch die passenden Fleischverarbeitungsmaschinen.

Und auch heute noch kommen Sjiefke Dankers seine guten Kenntnisse der japanischen Sprache zugute. Nämlich dann, wenn er für die Firma Sto japanische Geschäftsleute vom Flughafen abholen oder hinbringen muss. Die Japaner staunen dann nicht schlecht, wenn sie japanisch begrüßt und unterhalten werden.
Beide Dankers sind in Stühlingen längst gut integriert und vernetzt. Sie sind Mitglieder im Schwazwaldverein und im Sängerbund und Margrita Dankers hat 2012 auch am Festspiel „Im Bur si Recht“ mitgewirkt. Zum Haus der Dankers am Stadtgraben gehört ein Grundstück, das früher Garten war und heute eine Hühnerfamilie mit „Güggel“ beherbergt.

Außerdem ist ein großes Grundstück im Gewann „Höll“ Teil des Anwesens. Jenes Areal ist nur erreichbar, weil ein uraltes Wegerecht besteht: Denn um in die „Höll“ zu gelangen, müssen die Dankers etliche Nachbargrundstücke durchqueren. Die alten Straßen- und Hofbefestigungen mit Wutachwaggis findet man nur noch vor dem Hause Dankers und um die drei Brunnen herum.
Die Stühlinger Altstadt
Stühlingens erste urkundliche Erwähnung datiert auf 1120. Im Jahr 1262 wurde dem Ort das Stadtrecht verliehen. Besiedelt war die Gegend aber wohl schon im sechsten Jahrhundert, wie Grabungsfunde belegen. Die befestigte Stadt wurde 1499 im Schweizer Krieg gebrandschatzt und wurde erst über einen längeren Zeitraum wieder aufgebaut. Das untere Stadttor brannte 1828 nieder. Das Obere Stadttor musste 1846 dem immer stärkeren Verkehrsaufkommen weichen. Die Herren von Küssenberg, die Grafen von Lupfen, die Pappenheimer und die Fürsten von Fürstenberg hatten hier von 1172 bis 1806 das Sagen. 2012 verkauften die Fürstenberger das Schloss Hohenlupfen an den Landwirt Martin Stamm aus Schleitheim in der Schweizer Nachbarschaft.