Bei Sommerhitze eine erfrischende Abkühlung im Freibad – es gibt wohl kaum etwas Angenehmeres. Aber der Fachkräftemangel stellt auch den Schwimmbadgenuss vor große Herausforderungen. Weil es an Mitarbeitern mangelt, werden überall am Hochrhein Angebote eingeschränkt und sogar Öffnungszeiten beschnitten.
Die Bäder in Waldshut und Tiengen stellen hier keine Ausnahme dar. Auf Nachfrage unserer Zeitung schildert der Bäderbetriebsleiter der Stadtwerke Waldshut-Tiengen, Frank Dietrich-Vercrüße, die Probleme, Folgen und Perspektiven – und warum Schwimmmeister eigentlich der genialste Beruf überhaupt ist.
Die personelle Situation in den städtischen Bädern
„Wir suchen weiterhin nach Fachangestellte für Bäderbetriebe oder auch nach Rettungsschwimmer für unsere Bäder“, räumt Dietrich-Vercrüße unumwunden ein. Derzeit seien zwei Stellen unbesetzt.
So sind rein rechnerisch im Waldshuter und Tiengener Freibad 3,5 Stellen besetzt – inklusive der zwei Auszubildenden, wie Dietrich-Vercrüße schildert. Der Betrieb sei mit den Azubis „gerade so machbar“. Diese hätten die Rettungsschwimmer-Qualifikation in Silber und seien eine starke Stütze für das Team.

Eigentlich müssten es mindestens vier Vollzeitkräfte sein, um den Betrieb dauerhaft und zuverlässiv am Laufen zu halten: „Wir müssen mindestens zu zweit sein, um auch bei Spitzenbetrieb alle Attraktionen sowie alle anderen Bereiche unter Kontrolle zu haben.“
Warum wird das Personal knapp?
Eine ganze Reihe von Faktoren macht der Waldshut-Tiengener Bäderbetriebsleiter für die aktuelle Notlage verantwortlich. Besonders entscheidend seien demnach wohl die Grenznähe, aber auch die fehlende Bereitschaft, an Wochenenden und Feiertagen zu arbeiten.
„Für den ein oder anderen gibt es gegebenenfalls auch zu wenig Anreiz diesen Beruf zu wählen“, schildert Dietrich-Vercrüße seinen Eindruck. Häufig hänge dies mit falschen Erwartungen zusammen, die mit diesem Beruf verbunden seien.
Der Personalmangel im Bereich Bäderbetrieb sei allerdings kein modernes Phänomen: „Ich arbeite seit 2001 in diesem Beruf. Seither wird überall gesucht.“ Nur die wenigsten könnten sich so sehr mit ihrem Job identifizieren, dass sie ihn als Berufung begriffen.
Es sei aber davon auszugehen, dass die Pandemie, die damit verbundenen Beschränkungen und Unsicherheiten beim ein oder anderen die Entscheidung zu einem Berufswechsel erleichtert hätten, so Dietrich-Vercrüße.

Welche Auswirkungen hat der Personalmangel?
In den Osterferien mussten bereits Öffnungszeiten im Hallenbad reduziert werden: „Es fiel das Frühschwimmen aus und es gab auch Schließungstage“, so Dietrich-Vercrüße. Damals sei das Team aber noch schlechter besetzt gewesen als jetzt.
Aber auch mit dem aktuellen Personalstamm müssten Abstriche im Angebot gemacht werden, bedauert der Bäderbetriebsleiter. So sei es derzeit leider nicht möglich, Schwimmkurse anzubieten.
Könnten Personallücken auch durch verstärkten Einsatz von Ehrenamtlichen der DLRG kompensiert werden?
„Die DLRG unterstützt uns an Wochenenden, darüber können wir uns sehr glücklich schätzen.“ Die Ehrenamtlichen seien in Absprache mit dem Vorstand schon bestmöglich in den Badbetrieb eingeplant, wie Frank Dietrich-Vercrüße darstellt.
Mehr sei eigentlich nicht möglich, denn es handle sich eben um ehrenamtliche Helfer. Die meisten seien in der Regel in Vollzeit in anderen Berufen tätig und damit nicht nach Belieben verfügbar.
Wie sehen die Perspektiven aus?
Im Bereich Ausbildung gebe es bereits eine Ausbildungskooperation mit den umliegenden Gemeinden. So werden zum Beispiel im Winter zwei Azubis aus Albbruck und Lauchringen in Waldshut-Tiengen weitermachen.
Eine Auszubildende komme im September ins zweite Lehrjahr, ein weiterer werde nach abgeschlossener Ausbildung übernommen. Generell werde immer versucht, Auszubildende zu übernehmen, so Dietrich-Vercrüße.
Aber insgesamt betrachtet, werde in Zukunft wohl die interkommunale Zusammenarbeit durchaus noch intensiviert werden, sagt der Waldshut-Tiengener Bäderbetriebsleiter. Das wäre wohl der einfachste Weg, schnelle Lösungen bei Personalengpässen zu bewerkstelligen.
Was macht den Schwimmmeister-Job eigentlich attraktiv?
„Das ist mehr als nur ein Job“, sagt Dietrich-Vercrüße. Es sei eine Tätigkeit, die viel Abwechslung verspreche, in der man viele verschiedene Aufgaben übernehmen müsse und immer wieder mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert werde.
Aber es gebe auch sehr spezielle Vorteile: „Man kann das ganze Jahr über kurze Hosen tragen. Im Winter kann man in der Pause in die Sauna gehen, um Sommer kann man sich einfach mal abkühlen.“ Schwimmmeister zu sein, das sei im Grunde Arbeit mit Urlaubsfeeling – und das das ganze Jahr über.