Maria Schlageter

Mit Erinnerungen an seine einzigartige musikalische Geschichte wurde am Samstagabend der Flügel, auf dem einst die Schüler der Wehrer Musikschule Honigberger gespielt und gelernt haben, als Eigentum der Stadt gefeiert. „Das Instrument gehört aufgrund seiner Geschichte hierher und nirgendwo sonst“, betonte Bürgermeister Michael Thater in seiner Eröffnungsrede.

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Schließlich war die Entscheidung der Stadt Wehr, das Instrument für rund 25 000 Euro zu kaufen, umstritten. Eine beinahe schon „politische Kampfabstimmung“ sei es gewesen, bis die Kaufzusage sicher war, so Thater. Jedoch sei der ideelle Wert des Flügels, auf dem auch die berühmteste Tochter der Stadt, Anne-Sophie Mutter, ihre Karriere begonnen hat, gerade für Wehr als Kulturort unbezahlbar. Umso erfreulicher sei es, dass der Flügel nun seinen Platz im Stadtmuseum gefunden hat, wie auch Kulturamtsleiter Reinhard Valenta unterstrich.

Erste musikalische Schritte von Anne-Sophie Mutter

Zur Feier dieses Kaufs wurde die Geschichte, die den Flügel eng mit Anne-Sophie Mutter verbindet, ins Gedächtnis gerufen. Aus Erinnerungen von Erda Vorwerk-Honigberger, der Tochter von Erna Honigberger, las Valenta in vier Abschnitten die Geschichte vor, wie die fünfjährige Anne-Sophie Mutter ihre musikalischen ersten Schritte, damals noch am Klavier, tat. Denn obgleich sie heute für ihr virtuoses Violinenspiel bekannt ist, lernte sie zunächst Klavier – wobei sie laut Valenta ebenso „eine Superbegabung in Reinkultur“ war. „An der Geige war sie nicht interessiert“, so Valenta weiter. Es waren die mangelnden Geigenschüler, die Erna Honigberger schließlich dazu veranlassten, Anne-Sophie Mutter die Geige schmackhaft zu machen – eine kluge Entscheidung, wie man heute weiß.

Auch Wolfram Lorenzen lernte auf diesem Flügel

Dennoch blieb Anne-Sophie Mutter dem Klavier als Nebenfach treu. Und nicht nur sie, auch ihr Bruder Christoph, mit dem sie als Kind viele Auftritte und Wettbewerbe bravourös gemeistert hat, oder der Pianist Wolfram Lorenzen lernten in der Musikschule Honigberger – an jenem Flügel, der jetzt wieder in Wehr zu Hause ist.

Zur Feier des Tages spielten Joseph Arena (Geige) und seine Mutter Maria Assunta Munafò im Stadtmuseum, wo der Flügel nun einen neuen ...
Zur Feier des Tages spielten Joseph Arena (Geige) und seine Mutter Maria Assunta Munafò im Stadtmuseum, wo der Flügel nun einen neuen Platz gefunden hat. | Bild: Maria Schlageter

In Anbetracht dieser großen Namen war Pianist Georgi Mundrov „etwas aufgeregter als sonst“, als er den Flügel mit dem "Opus 34" von Frédéric Chopin klangvoll willkommen hieß. Zu Ehren des Anlasses hatte Mundrov zwei Überraschungsgäste aus Italien mitgebracht: die Pianisten Maria Assunta Munafò und ihren Sohn, den Geiger Joseph Arena. Sie boten unter anderem Antonio Bazzinis „Rondeau des Lutins“ dar, das als besonders herausforderndes Stück für Geige gilt. So wurde die musikalische Umrahmung dem Wert des geschichtsträchtigen Flügels gerecht. Valenta sah das Potenzial für eine neue Konzertreihe im Museum, die Geige und Klavier verbinden soll. Schließlich soll die Anschaffung des noch sehr gut spielbaren Instruments auch genutzt werden, um eine kulturelle Tradition, die in der Musikschule Honigberger begann, fortzusetzen.