Michael Gottstein

Die evangelische Kirchengemeinde Wehr und Öflingen startet einen Spendenaufruf für ihr „Kuh-Projekt“ im indischen Anand. Nach dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ sollen mit dessen Erträgen die sozialen Projekte der Partnerorganisation Community Development Society (CDS) auf eine tragfähige Basis gestellt werden. Die Kirchengemeinde hofft, mit Hilfe großzügiger Spender das erforderliche Startkapital von 100 000 Euro aufzubringen.

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Beim Pressegespräch am Dienstag zeigten sich Pfarrer Peter Hasenbrink, Karl-Wilhelm Frommeyer sowie Dagmar und Werner Eckert zuversichtlich, dass das Projekt Anfang 2020 gestartet werden kann, denn wichtige Voraussetzungen sind nun erfüllt: Der Abschluss einer Vereinbarung zwischen der Kirchengemeinde und ihrem Partner CDS, Hilfszusagen von der Organisation „Brot für die Welt„ und die Möglichkeit, in Indien einen langfristigen Pachtvertrag abzuschließen.

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Seit Jahrzehnten unterstützt die Kirchengemeinde die CDS-Entwicklungsprojekte für Slumbewohner in der indischen Stadt Anand. Die CDS betreibt mehrere Vorschulen sowie ein Computer-Center, in dem EDV- und Buchhaltungskenntnisse vermittelt werden, außerdem gibt es Kurse, in denen junge Frauen zu Näherinnen und Kosmetikerinnen ausgebildet werden. Bisher waren diese Projekte auf Gelder aus Deutschland angewiesen.

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Vor zwei bis drei Jahren kam man auf die Idee, durch den Aufbau eines landwirtschaftlichen Betriebs mit 30 Kühen Einnahmen zu erwirtschaften, damit der CDS unabhängiger wird. Die Voraussetzungen seien gut, denn in Indien würden immer mehr Milchprodukte konsumiert, und gerade Anand gelte als „Milk-City“, wie Dagmar Eckert erklärte. „Die Regierungspartei stützt sich besonders auf die Landbevölkerung, das Projekt hat also politische Rückendeckung“, ergänzte Karl-Wilhelm Frommeyer.

Umfangreiche Vorarbeiten

Damit Gemeinde und Spender sicher sein können, dass das Geld gut angelegt wird, waren umfangreiche Vorarbeiten durch den Steuerkreis und die örtlichen Projektleiter Manoj Macwan und Alka Macwan zu leisten: Man überprüfte die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens, und beim Evangelischen Kirchentag stellten Gemeindemitglieder ihr Projekt der Organisation „Brot für die Welt„ vor. Diese sagte eine finanzielle Förderung zu und stellte kostenlose Mustervorlagen für die Vereinbarung mit der CDS zur Verfügung. „Diese Vereinbarung steht unmittelbar vor dem Abschluss“, sagte Pfarrer Hasenbrink.

Abschluss eines Zehnjahrespachtvertrags

Außerdem hat Manoj Macwan einen Landbesitzer gefunden, der bereit ist, einen Zehnjahrespachtvertrag abzuschließen. Damit ist das Projekt besser kalkulierbarer als bei den in Indien üblichen Einjahresverträgen. Die CDS muss zudem der indischen Polizei monatlich Rechenschaftsberichte vorlegen, die als Kopien der Kirchengemeinde zugeleitet werden. Gegenseitige Besuche und persönliche Kontakte zwischen Öflingen und Anand stellen ebenfalls sicher, dass das Geld richtig angelegt wird.

Startkapital in Höhe von 100 000 Euro

Für den Bau der Ställe und die Anschaffung der 30 Kühe braucht man ein Startkapital von rund 100 000 Euro; zehn Prozent davon hat die Gemeinde schon eingesammelt, und zusammen mit den erhofften Förderungen von „Brot für die Welt„ und anderen Institutionen könnten schon bald 30 Prozent bereitstehen. Die Gemeinde hofft, bis Ende des Jahres zwei Drittel der Summe einzusammeln, dann kann es Anfang 2020 losgehen.