Gewässerschutz ist eine wichtige Aufgabe der Kommunen. Nicht nur Hochwasser, auch sinkende Grundwasserspiegel werden zur Herausforderung. Am Donnerstag fand in Wehr der Gewässernachbarschaftstag statt, bei dem es unter anderem um den Hochwasserrückhalt in der Fläche ging. Christoph Dörflinger vom Landesbetrieb Gewässer im Regierungspräsidium und Bürgermeister Michael Thater begrüßten rund 20 Teilnehmer, die meisten kamen aus kommunalen Verwaltungen und von Bauämtern und Bauhöfen. Als Expertin war Wasserbauingenieurin Kristina Fehler vom Amt für Umwelt in Waldshut eingeladen. Sie sagte: „Wir haben in der Vergangenheit oft Sünden begangen, indem wir Flüsse und Bäche begradigten und die Uferzonen für die Landwirtschaft und die Bebauung nutzten.“ Dadurch gingen Rückhalteflächen verloren, und die Sohlen der Bäche und Flüsse wurden vertieft, mit der Folge, dass sich die Abflussgeschwindigkeit und die Abflussspitzen erhöhten. Das heißt, dass die Flüsse nach starkem Regen die Wassermengen nicht mehr aufnehmen können und über die Ufer treten. In Wehr geht die Gefahr weniger von Rhein und Wehra, sondern eher von kleineren Gewässern aus. Von ursprünglich 15.000 Quadratkilometern Auenfläche in Deutschland ist nur noch ein Drittel an ein Gewässer angebunden, und von den verbliebenen Auen sind nur noch zehn Prozent naturnah. Auen sind Gebiete, die immer wieder überflutet werden, so dass sich dort eine spezielle Flora und Fauna entwickeln kann.

„Es ist theoretisch möglich, Deiche zurückzuversetzen oder Rückhaltebecken zu bauen, die bei Hochwasser gezielt geflutet werden, aber diese Maßnahmen sind teuer“, so Fehler. Rückbauten seien schwierig, weil manche Uferzonen besiedelt seien. Sie empfahl daher, bei der Planung darauf zu achten, Auen, Altgewässer und Seitenarme von Flüssen zu schonen, ufernahe Zonen freizuhalten und sich etwa bei Radwegen zu überlegen, ob diese wirklich nahe am Gewässer verlaufen müssen. Auch könnten Sekundärauen angelegt werden, indem der Boden in der Umgebung des Gewässers abgetragen wird. Kristina Fehler verwies auf positive Beispiele: Ein Altarm bei der Rheininsel nahe Waldshut wurde wieder an das Gewässer angebunden, die Wutachmündung naturnah gestaltet und eine Sekundäraue bei Küssaberg entwickelt. „Es kostet natürlich Geld, aber es gibt Förderungen, und man bekommt Ökopunkte gutgeschrieben.“

Bei einer Exkursion besichtigten die Teilnehmer die Hasel, „eines der naturnahesten Gewässer, das wir in Wehr haben“, so Bürgermeister Thater. Der Bach schlängelt sich durch grünes Weideland, die Ufer sind mit Sträuchern bewachsen. „Bei Hochwasser verwandelt sich das alles in eine Seenlandschaft“, erklärte Werner Grether, Leiter der Technischen Dienste.